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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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des sündhaften Hochmuths, dem Du bei uns
erlagst, aufs neue. Warum klagtest Du Dich
gegen den Pabst Verbrechen an, die Du
niemals begingst? -- Warst Du denn je¬
mals auf dem Schlosse des Barons von F.?"
-- "Ach! mein ehrwürdiger Vater, rief ich
von innerm Schmerz zermalmt: das war ja
der Ort meiner entsetzlichsten Frevel! -- Das
ist aber die härteste Strafe der ewigen un¬
erforschlichen Macht, daß ich auf Erden nicht
gereinigt erscheinen soll von der Sünde, die
ich in wahnsinniger Verblendung beging? --
Auch Euch, mein Ehrwürdiger Vater, bin
ich ein sündiger Heuchler?" -- "In der That,
fuhr der Prior fort: bin ich jetzt, da ich
Dich sehe und spreche, beinahe überzeugt,
daß Du, nach Deiner Buße, der Lüge nicht
mehr fähig warst, dann aber waltet noch ein
mir bis jetzt unerklärliches Geheimniß ob.
Bald nach Deiner Flucht aus der Residenz
(der Himmel wollte den Frevel nicht, den Du
zu begehen im Begriff standest, er errettete

des ſuͤndhaften Hochmuths, dem Du bei uns
erlagſt, aufs neue. Warum klagteſt Du Dich
gegen den Pabſt Verbrechen an, die Du
niemals begingſt? — Warſt Du denn je¬
mals auf dem Schloſſe des Barons von F.?“
— „Ach! mein ehrwuͤrdiger Vater, rief ich
von innerm Schmerz zermalmt: das war ja
der Ort meiner entſetzlichſten Frevel! — Das
iſt aber die haͤrteſte Strafe der ewigen un¬
erforſchlichen Macht, daß ich auf Erden nicht
gereinigt erſcheinen ſoll von der Suͤnde, die
ich in wahnſinniger Verblendung beging? —
Auch Euch, mein Ehrwuͤrdiger Vater, bin
ich ein ſuͤndiger Heuchler?“ — „In der That,
fuhr der Prior fort: bin ich jetzt, da ich
Dich ſehe und ſpreche, beinahe uͤberzeugt,
daß Du, nach Deiner Buße, der Luͤge nicht
mehr faͤhig warſt, dann aber waltet noch ein
mir bis jetzt unerklaͤrliches Geheimniß ob.
Bald nach Deiner Flucht aus der Reſidenz
(der Himmel wollte den Frevel nicht, den Du
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[315/0323] des ſuͤndhaften Hochmuths, dem Du bei uns erlagſt, aufs neue. Warum klagteſt Du Dich gegen den Pabſt Verbrechen an, die Du niemals begingſt? — Warſt Du denn je¬ mals auf dem Schloſſe des Barons von F.?“ — „Ach! mein ehrwuͤrdiger Vater, rief ich von innerm Schmerz zermalmt: das war ja der Ort meiner entſetzlichſten Frevel! — Das iſt aber die haͤrteſte Strafe der ewigen un¬ erforſchlichen Macht, daß ich auf Erden nicht gereinigt erſcheinen ſoll von der Suͤnde, die ich in wahnſinniger Verblendung beging? — Auch Euch, mein Ehrwuͤrdiger Vater, bin ich ein ſuͤndiger Heuchler?“ — „In der That, fuhr der Prior fort: bin ich jetzt, da ich Dich ſehe und ſpreche, beinahe uͤberzeugt, daß Du, nach Deiner Buße, der Luͤge nicht mehr faͤhig warſt, dann aber waltet noch ein mir bis jetzt unerklaͤrliches Geheimniß ob. Bald nach Deiner Flucht aus der Reſidenz (der Himmel wollte den Frevel nicht, den Du zu begehen im Begriff ſtandeſt, er errettete

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/323>, abgerufen am 15.05.2024.