Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

der nahm und mir die Kutte überwarf. Er
war es, der an der Klosterpforte lag, mich
-- mich selbst auf schauderhafte Weise dar¬
stellend!" -- Ich bat den Prior nur fortzu¬
fahren in seiner Erzählung, da die Ahnung
der Wahrheit, wie es sich mit mir auf die
wunderbarste, geheimnißvollste Weise zuge¬
tragen, in mir aufdämmere. -- "Nicht lange
dauerte es, erzählte der Prior weiter, als
sich bei dem Manne die deutlichsten unzwei¬
felhaftesten Spuren des unheilbaren Wahn¬
sinns zeigten, und unerachtet, wie gesagt,
die Züge seines Gesichts den Deinigen auf
das genaueste glichen, unerachtet er fortwäh¬
rend rief: Ich bin Medardus der entlaufene
Mönch, ich will Buße thun bei Euch -- so
war doch bald jeder von uns überzeugt, daß
es fixe Idee des Fremden sey, sich für Dich
zu halten. Wir zogen ihm das Kleid der
Capuziner an, wir führten ihn in die Kir¬
che, er mußte die gewöhnlichen Andachtsübun¬
gen vornehmen, und wie er dies zu thun

der nahm und mir die Kutte uͤberwarf. Er
war es, der an der Kloſterpforte lag, mich
— mich ſelbſt auf ſchauderhafte Weiſe dar¬
ſtellend!“ — Ich bat den Prior nur fortzu¬
fahren in ſeiner Erzaͤhlung, da die Ahnung
der Wahrheit, wie es ſich mit mir auf die
wunderbarſte, geheimnißvollſte Weiſe zuge¬
tragen, in mir aufdaͤmmere. — „Nicht lange
dauerte es, erzaͤhlte der Prior weiter, als
ſich bei dem Manne die deutlichſten unzwei¬
felhafteſten Spuren des unheilbaren Wahn¬
ſinns zeigten, und unerachtet, wie geſagt,
die Zuͤge ſeines Geſichts den Deinigen auf
das genaueſte glichen, unerachtet er fortwaͤh¬
rend rief: Ich bin Medardus der entlaufene
Moͤnch, ich will Buße thun bei Euch — ſo
war doch bald jeder von uns uͤberzeugt, daß
es fixe Idee des Fremden ſey, ſich fuͤr Dich
zu halten. Wir zogen ihm das Kleid der
Capuziner an, wir fuͤhrten ihn in die Kir¬
che, er mußte die gewoͤhnlichen Andachtsuͤbun¬
gen vornehmen, und wie er dies zu thun

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0335" n="327"/>
der nahm und mir die Kutte u&#x0364;berwarf. Er<lb/>
war es, der an der Klo&#x017F;terpforte lag, mich<lb/>
&#x2014; mich &#x017F;elb&#x017F;t auf &#x017F;chauderhafte Wei&#x017F;e dar¬<lb/>
&#x017F;tellend!&#x201C; &#x2014; Ich bat den Prior nur fortzu¬<lb/>
fahren in &#x017F;einer Erza&#x0364;hlung, da die Ahnung<lb/>
der Wahrheit, wie es &#x017F;ich mit mir auf die<lb/>
wunderbar&#x017F;te, geheimnißvoll&#x017F;te Wei&#x017F;e zuge¬<lb/>
tragen, in mir aufda&#x0364;mmere. &#x2014; &#x201E;Nicht lange<lb/>
dauerte es, erza&#x0364;hlte der Prior weiter, als<lb/>
&#x017F;ich bei dem Manne die deutlich&#x017F;ten unzwei¬<lb/>
felhafte&#x017F;ten Spuren des unheilbaren Wahn¬<lb/>
&#x017F;inns zeigten, und unerachtet, wie ge&#x017F;agt,<lb/>
die Zu&#x0364;ge &#x017F;eines Ge&#x017F;ichts den Deinigen auf<lb/>
das genaue&#x017F;te glichen, unerachtet er fortwa&#x0364;<lb/>
rend rief: Ich bin Medardus der entlaufene<lb/>
Mo&#x0364;nch, ich will Buße thun bei Euch &#x2014; &#x017F;o<lb/>
war doch bald jeder von uns u&#x0364;berzeugt, daß<lb/>
es fixe Idee des Fremden &#x017F;ey, &#x017F;ich fu&#x0364;r Dich<lb/>
zu halten. Wir zogen ihm das Kleid der<lb/>
Capuziner an, wir fu&#x0364;hrten ihn in die Kir¬<lb/>
che, er mußte die gewo&#x0364;hnlichen Andachtsu&#x0364;bun¬<lb/>
gen vornehmen, und wie er dies zu thun<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0335] der nahm und mir die Kutte uͤberwarf. Er war es, der an der Kloſterpforte lag, mich — mich ſelbſt auf ſchauderhafte Weiſe dar¬ ſtellend!“ — Ich bat den Prior nur fortzu¬ fahren in ſeiner Erzaͤhlung, da die Ahnung der Wahrheit, wie es ſich mit mir auf die wunderbarſte, geheimnißvollſte Weiſe zuge¬ tragen, in mir aufdaͤmmere. — „Nicht lange dauerte es, erzaͤhlte der Prior weiter, als ſich bei dem Manne die deutlichſten unzwei¬ felhafteſten Spuren des unheilbaren Wahn¬ ſinns zeigten, und unerachtet, wie geſagt, die Zuͤge ſeines Geſichts den Deinigen auf das genaueſte glichen, unerachtet er fortwaͤh¬ rend rief: Ich bin Medardus der entlaufene Moͤnch, ich will Buße thun bei Euch — ſo war doch bald jeder von uns uͤberzeugt, daß es fixe Idee des Fremden ſey, ſich fuͤr Dich zu halten. Wir zogen ihm das Kleid der Capuziner an, wir fuͤhrten ihn in die Kir¬ che, er mußte die gewoͤhnlichen Andachtsuͤbun¬ gen vornehmen, und wie er dies zu thun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/335
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/335>, abgerufen am 16.05.2024.