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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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im buntem Gewirr Bilder durcheinander, die
nur im Entsetzlichsten sich zu einen schienen.
-- Aurelie sollte auf immer die Welt verlas¬
sen, sie sollte, wie ich, durch ein Gelübde,
das mir jetzt nur die Ausgeburt des religiö¬
sen Wahnsinns schien, dem Irdischen entsa¬
gen? -- So wie ehemals, als ich, dem Sa¬
tan verkauft, in Sünde und Frevel den höch¬
sten stralendsten Lichtpunkt des Lebens zu
schauen wähnte, dachte ich jetzt daran, daß
beide, ich und Aurelie, im Leben, sey es auch
nur durch den einzigen Moment des höchsten
irdischen Genusses, vereint und dann als der
unterirdischen Macht Geweihte sterben müßten.
-- Ja, wie ein gräßlicher Unhold, wie der
Satan selbst, ging der Gedanke des Mordes
mir durch die Seele! -- Ach, ich Verblende¬
ter gewahrte nicht, daß in dem Moment, als
ich der Aebtissin Worte auf mich deutete,
ich Preis gegeben war, der vielleicht härte¬
sten Prüfung, das der Satan Macht bekom¬
men über mich, und mich verlocken wollte

im buntem Gewirr Bilder durcheinander, die
nur im Entſetzlichſten ſich zu einen ſchienen.
— Aurelie ſollte auf immer die Welt verlaſ¬
ſen, ſie ſollte, wie ich, durch ein Geluͤbde,
das mir jetzt nur die Ausgeburt des religioͤ¬
ſen Wahnſinns ſchien, dem Irdiſchen entſa¬
gen? — So wie ehemals, als ich, dem Sa¬
tan verkauft, in Suͤnde und Frevel den hoͤch¬
ſten ſtralendſten Lichtpunkt des Lebens zu
ſchauen waͤhnte, dachte ich jetzt daran, daß
beide, ich und Aurelie, im Leben, ſey es auch
nur durch den einzigen Moment des hoͤchſten
irdiſchen Genuſſes, vereint und dann als der
unterirdiſchen Macht Geweihte ſterben muͤßten.
— Ja, wie ein graͤßlicher Unhold, wie der
Satan ſelbſt, ging der Gedanke des Mordes
mir durch die Seele! — Ach, ich Verblende¬
ter gewahrte nicht, daß in dem Moment, als
ich der Aebtiſſin Worte auf mich deutete,
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ſten Pruͤfung, das der Satan Macht bekom¬
men uͤber mich, und mich verlocken wollte

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[344/0352] im buntem Gewirr Bilder durcheinander, die nur im Entſetzlichſten ſich zu einen ſchienen. — Aurelie ſollte auf immer die Welt verlaſ¬ ſen, ſie ſollte, wie ich, durch ein Geluͤbde, das mir jetzt nur die Ausgeburt des religioͤ¬ ſen Wahnſinns ſchien, dem Irdiſchen entſa¬ gen? — So wie ehemals, als ich, dem Sa¬ tan verkauft, in Suͤnde und Frevel den hoͤch¬ ſten ſtralendſten Lichtpunkt des Lebens zu ſchauen waͤhnte, dachte ich jetzt daran, daß beide, ich und Aurelie, im Leben, ſey es auch nur durch den einzigen Moment des hoͤchſten irdiſchen Genuſſes, vereint und dann als der unterirdiſchen Macht Geweihte ſterben muͤßten. — Ja, wie ein graͤßlicher Unhold, wie der Satan ſelbſt, ging der Gedanke des Mordes mir durch die Seele! — Ach, ich Verblende¬ ter gewahrte nicht, daß in dem Moment, als ich der Aebtiſſin Worte auf mich deutete, ich Preis gegeben war, der vielleicht haͤrte¬ ſten Pruͤfung, das der Satan Macht bekom¬ men uͤber mich, und mich verlocken wollte

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/352>, abgerufen am 29.04.2024.