Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"Tod war nur die Betäubung des Blumenschlafs, aus
"der sie ins Leben zurückkehren durften, wiewohl in
"anderer Gestalt. Das Maaß Eures gröblichen Irr¬
"thums würdet Ihr nämlich voll machen, wenn Ihr
"glauben solltet, daß die Prinzessin Gamaheh völlig
"so gestaltet war, als es jetzt Dörtje Elverdink ist,
"und daß Ihr es waret, der ihr das Leben wiedergab.
"Es ging Euch so, mein guter Leuwenhöck wie dem
"ungeschickten Diener in der wahrhaft merkwürdigen
"Geschichte von den drei Pomeranzen, der zwei Jung¬
"frauen aus den Pomeranzen befreite, ohne sich vor¬
"her des Mittels versichert zu haben, sie am Leben
"zu erhalten und die dann vor seinen Augen elendig¬
"lich umkamen. -- Nicht Ihr, nein jener, der Euch
"entlaufen, dessen Verlust Ihr so hart fühlt und be¬
"jammert, der war es, der das Werk vollendete, wel¬
"ches ihr ungeschickt genug begonnen."

"Ha," schrie der Flohbändiger ganz außer sich,
ha meine Ahnung! -- Aber Ihr, Pepusch, Ihr,
dem ich so viel Gutes erzeigt, Ihr seyd mein ärg¬
ster, schlimmster Feind, das sehe ich nun wohl ein.
Statt mir zu rathen, statt mir beizustehen in meinem
Unglück, tischt Ihr mir allerlei unziemliche Narrens¬
possen auf." -- Die Narrenspossen auf Euern Kopf,
schrie Pepusch ganz erbost, zu spät werdet Ihr Eure

»Tod war nur die Betäubung des Blumenſchlafs, aus
»der ſie ins Leben zurückkehren durften, wiewohl in
»anderer Geſtalt. Das Maaß Eures gröblichen Irr¬
»thums würdet Ihr nämlich voll machen, wenn Ihr
»glauben ſolltet, daß die Prinzeſſin Gamaheh völlig
»ſo geſtaltet war, als es jetzt Dörtje Elverdink iſt,
»und daß Ihr es waret, der ihr das Leben wiedergab.
»Es ging Euch ſo, mein guter Leuwenhöck wie dem
»ungeſchickten Diener in der wahrhaft merkwürdigen
»Geſchichte von den drei Pomeranzen, der zwei Jung¬
»frauen aus den Pomeranzen befreite, ohne ſich vor¬
»her des Mittels verſichert zu haben, ſie am Leben
»zu erhalten und die dann vor ſeinen Augen elendig¬
»lich umkamen. — Nicht Ihr, nein jener, der Euch
»entlaufen, deſſen Verluſt Ihr ſo hart fühlt und be¬
»jammert, der war es, der das Werk vollendete, wel¬
»ches ihr ungeſchickt genug begonnen.»

»Ha,» ſchrie der Flohbändiger ganz außer ſich,
ha meine Ahnung! — Aber Ihr, Pepuſch, Ihr,
dem ich ſo viel Gutes erzeigt, Ihr ſeyd mein ärg¬
ſter, ſchlimmſter Feind, das ſehe ich nun wohl ein.
Statt mir zu rathen, ſtatt mir beizuſtehen in meinem
Unglück, tiſcht Ihr mir allerlei unziemliche Narrens¬
poſſen auf.» — Die Narrenspoſſen auf Euern Kopf,
ſchrie Pepuſch ganz erboſt, zu ſpät werdet Ihr Eure

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="66"/>
»Tod war nur die Betäubung des Blumen&#x017F;chlafs, aus<lb/>
»der &#x017F;ie ins Leben zurückkehren durften, wiewohl in<lb/>
»anderer Ge&#x017F;talt. Das Maaß Eures gröblichen Irr¬<lb/>
»thums würdet Ihr nämlich voll machen, wenn Ihr<lb/>
»glauben &#x017F;olltet, daß die Prinze&#x017F;&#x017F;in Gamaheh völlig<lb/>
»&#x017F;o ge&#x017F;taltet war, als es jetzt Dörtje Elverdink i&#x017F;t,<lb/>
»und daß Ihr es waret, der ihr das Leben wiedergab.<lb/>
»Es ging Euch &#x017F;o, mein guter Leuwenhöck wie dem<lb/>
»unge&#x017F;chickten Diener in der wahrhaft merkwürdigen<lb/>
»Ge&#x017F;chichte von den drei Pomeranzen, der zwei Jung¬<lb/>
»frauen aus den Pomeranzen befreite, ohne &#x017F;ich vor¬<lb/>
»her des Mittels ver&#x017F;ichert zu haben, &#x017F;ie am Leben<lb/>
»zu erhalten und die dann vor &#x017F;einen Augen elendig¬<lb/>
»lich umkamen. &#x2014; Nicht Ihr, nein jener, der Euch<lb/>
»entlaufen, de&#x017F;&#x017F;en Verlu&#x017F;t Ihr &#x017F;o hart fühlt und be¬<lb/>
»jammert, der war es, der das Werk vollendete, wel¬<lb/>
»ches ihr unge&#x017F;chickt genug begonnen.»</p><lb/>
          <p>»Ha,» &#x017F;chrie der Flohbändiger ganz außer &#x017F;ich,<lb/>
ha meine Ahnung! &#x2014; Aber Ihr, Pepu&#x017F;ch, Ihr,<lb/>
dem ich &#x017F;o viel Gutes erzeigt, Ihr &#x017F;eyd mein ärg¬<lb/>
&#x017F;ter, &#x017F;chlimm&#x017F;ter Feind, das &#x017F;ehe ich nun wohl ein.<lb/>
Statt mir zu rathen, &#x017F;tatt mir beizu&#x017F;tehen in meinem<lb/>
Unglück, ti&#x017F;cht Ihr mir allerlei unziemliche Narrens¬<lb/>
po&#x017F;&#x017F;en auf.» &#x2014; Die Narrenspo&#x017F;&#x017F;en auf Euern Kopf,<lb/>
&#x017F;chrie Pepu&#x017F;ch ganz erbo&#x017F;t, zu &#x017F;pät werdet Ihr Eure<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0071] »Tod war nur die Betäubung des Blumenſchlafs, aus »der ſie ins Leben zurückkehren durften, wiewohl in »anderer Geſtalt. Das Maaß Eures gröblichen Irr¬ »thums würdet Ihr nämlich voll machen, wenn Ihr »glauben ſolltet, daß die Prinzeſſin Gamaheh völlig »ſo geſtaltet war, als es jetzt Dörtje Elverdink iſt, »und daß Ihr es waret, der ihr das Leben wiedergab. »Es ging Euch ſo, mein guter Leuwenhöck wie dem »ungeſchickten Diener in der wahrhaft merkwürdigen »Geſchichte von den drei Pomeranzen, der zwei Jung¬ »frauen aus den Pomeranzen befreite, ohne ſich vor¬ »her des Mittels verſichert zu haben, ſie am Leben »zu erhalten und die dann vor ſeinen Augen elendig¬ »lich umkamen. — Nicht Ihr, nein jener, der Euch »entlaufen, deſſen Verluſt Ihr ſo hart fühlt und be¬ »jammert, der war es, der das Werk vollendete, wel¬ »ches ihr ungeſchickt genug begonnen.» »Ha,» ſchrie der Flohbändiger ganz außer ſich, ha meine Ahnung! — Aber Ihr, Pepuſch, Ihr, dem ich ſo viel Gutes erzeigt, Ihr ſeyd mein ärg¬ ſter, ſchlimmſter Feind, das ſehe ich nun wohl ein. Statt mir zu rathen, ſtatt mir beizuſtehen in meinem Unglück, tiſcht Ihr mir allerlei unziemliche Narrens¬ poſſen auf.» — Die Narrenspoſſen auf Euern Kopf, ſchrie Pepuſch ganz erboſt, zu ſpät werdet Ihr Eure

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/71
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/71>, abgerufen am 27.04.2024.