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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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welche dem Gericht beiwohnten, gaben sich alle
nur ersinnliche Mühe, den Doktor zur Reue und
zur Erkenntniß seiner Sünden zu bringen; aber es
blieb vergebens, da Trabacchio sie nur verhöhn¬
te und verlachte. Beide, die Alte und Trabac¬
chio
, wurden zum Scheiterhaufen verurtheilt. --
Man hatte unterdessen das Haus des Doktors un¬
tersucht und alle seine Reichthümer hervorgeholt,
die, nach Abzug der Gerichtskosten, an die Hospi¬
täler vertheilt werden sollten. In Trabacchio's
Bibliothek fand man nicht ein einziges verdächti¬
ges Buch und noch viel weniger gab es Geräth¬
schaften, die auf die satanische Kunst, die der Doktor
getrieben, hätten hindeuten sollen. Nur ein ver¬
schlossenes Gewölbe, dessen viele durch die Mauer
herausragende Röhren das Laboratorium verriethen,
widerstand, als man es öffnen wollte, aller Kunst
und aller Gewalt. Ja, wenn Schlosser und Mau¬
rer unter der Aufsicht des Gerichts sich eifrig be¬
mühten, endlich durchzubrechen, so daß wohl der
Zweck erreicht worden wäre, da kreischten im Innern

welche dem Gericht beiwohnten, gaben ſich alle
nur erſinnliche Muͤhe, den Doktor zur Reue und
zur Erkenntniß ſeiner Suͤnden zu bringen; aber es
blieb vergebens, da Trabacchio ſie nur verhoͤhn¬
te und verlachte. Beide, die Alte und Trabac¬
chio
, wurden zum Scheiterhaufen verurtheilt. —
Man hatte unterdeſſen das Haus des Doktors un¬
terſucht und alle ſeine Reichthuͤmer hervorgeholt,
die, nach Abzug der Gerichtskoſten, an die Hoſpi¬
taͤler vertheilt werden ſollten. In Trabacchio's
Bibliothek fand man nicht ein einziges verdaͤchti¬
ges Buch und noch viel weniger gab es Geraͤth¬
ſchaften, die auf die ſataniſche Kunſt, die der Doktor
getrieben, haͤtten hindeuten ſollen. Nur ein ver¬
ſchloſſenes Gewoͤlbe, deſſen viele durch die Mauer
herausragende Roͤhren das Laboratorium verriethen,
widerſtand, als man es oͤffnen wollte, aller Kunſt
und aller Gewalt. Ja, wenn Schloſſer und Mau¬
rer unter der Aufſicht des Gerichts ſich eifrig be¬
muͤhten, endlich durchzubrechen, ſo daß wohl der
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[185/0193] welche dem Gericht beiwohnten, gaben ſich alle nur erſinnliche Muͤhe, den Doktor zur Reue und zur Erkenntniß ſeiner Suͤnden zu bringen; aber es blieb vergebens, da Trabacchio ſie nur verhoͤhn¬ te und verlachte. Beide, die Alte und Trabac¬ chio, wurden zum Scheiterhaufen verurtheilt. — Man hatte unterdeſſen das Haus des Doktors un¬ terſucht und alle ſeine Reichthuͤmer hervorgeholt, die, nach Abzug der Gerichtskoſten, an die Hoſpi¬ taͤler vertheilt werden ſollten. In Trabacchio's Bibliothek fand man nicht ein einziges verdaͤchti¬ ges Buch und noch viel weniger gab es Geraͤth¬ ſchaften, die auf die ſataniſche Kunſt, die der Doktor getrieben, haͤtten hindeuten ſollen. Nur ein ver¬ ſchloſſenes Gewoͤlbe, deſſen viele durch die Mauer herausragende Roͤhren das Laboratorium verriethen, widerſtand, als man es oͤffnen wollte, aller Kunſt und aller Gewalt. Ja, wenn Schloſſer und Mau¬ rer unter der Aufſicht des Gerichts ſich eifrig be¬ muͤhten, endlich durchzubrechen, ſo daß wohl der Zweck erreicht worden waͤre, da kreiſchten im Innern

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/193>, abgerufen am 01.05.2024.