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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Lob, aber auf ganz eigene Weise schien es ihm
bisweilen, als wenn seinen, ja selbst den Land¬
schaften des Lehrers etwas fehle, das er nicht zu
nennen wußte, und das ihm doch in Gemählden
Claude Lorrains, ja selbst in Salvator
Rosa's
rauhen Wüsteneien entgegentrat. Es
erhoben sich allerlei Zweifel gegen den Lehrer in
ihm, und er wurde vorzüglich ganz unmuthig,
wenn Hackert mit angestrengter Mühe todtes
Wild mahlte, das ihm der König zugeschickt.
Doch überwand er bald dergleichen, wie er glaub¬
te, freveliche Gedanken und fuhr fort, mit from¬
mer Hingebung und deutschem Fleiß nach seines
Lehrers Muster zu arbeiten, so daß er in kurzer
Zeit es ihm beinahe gleich that. So kam es
denn, daß er auf Hackerts ausdrücklichen An¬
laß eine große Landschaft, die er treu nach der
Natur gemahlt hatte, zu einer Ausstellung, die
mehrentheils aus Hackertschen Landschaften und
Stilleben bestand, hergeben mußte. Alle Künst¬
ler und Kenner bewunderten des Jünglings treue

Lob, aber auf ganz eigene Weiſe ſchien es ihm
bisweilen, als wenn ſeinen, ja ſelbſt den Land¬
ſchaften des Lehrers etwas fehle, das er nicht zu
nennen wußte, und das ihm doch in Gemaͤhlden
Claude Lorrains, ja ſelbſt in Salvator
Roſa's
rauhen Wuͤſteneien entgegentrat. Es
erhoben ſich allerlei Zweifel gegen den Lehrer in
ihm, und er wurde vorzuͤglich ganz unmuthig,
wenn Hackert mit angeſtrengter Muͤhe todtes
Wild mahlte, das ihm der Koͤnig zugeſchickt.
Doch uͤberwand er bald dergleichen, wie er glaub¬
te, freveliche Gedanken und fuhr fort, mit from¬
mer Hingebung und deutſchem Fleiß nach ſeines
Lehrers Muſter zu arbeiten, ſo daß er in kurzer
Zeit es ihm beinahe gleich that. So kam es
denn, daß er auf Hackerts ausdruͤcklichen An¬
laß eine große Landſchaft, die er treu nach der
Natur gemahlt hatte, zu einer Ausſtellung, die
mehrentheils aus Hackertſchen Landſchaften und
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[249/0257] Lob, aber auf ganz eigene Weiſe ſchien es ihm bisweilen, als wenn ſeinen, ja ſelbſt den Land¬ ſchaften des Lehrers etwas fehle, das er nicht zu nennen wußte, und das ihm doch in Gemaͤhlden Claude Lorrains, ja ſelbſt in Salvator Roſa's rauhen Wuͤſteneien entgegentrat. Es erhoben ſich allerlei Zweifel gegen den Lehrer in ihm, und er wurde vorzuͤglich ganz unmuthig, wenn Hackert mit angeſtrengter Muͤhe todtes Wild mahlte, das ihm der Koͤnig zugeſchickt. Doch uͤberwand er bald dergleichen, wie er glaub¬ te, freveliche Gedanken und fuhr fort, mit from¬ mer Hingebung und deutſchem Fleiß nach ſeines Lehrers Muſter zu arbeiten, ſo daß er in kurzer Zeit es ihm beinahe gleich that. So kam es denn, daß er auf Hackerts ausdruͤcklichen An¬ laß eine große Landſchaft, die er treu nach der Natur gemahlt hatte, zu einer Ausſtellung, die mehrentheils aus Hackertſchen Landſchaften und Stilleben beſtand, hergeben mußte. Alle Kuͤnſt¬ ler und Kenner bewunderten des Juͤnglings treue

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/257>, abgerufen am 21.05.2024.