aber überall strahlte die wunderherrliche Gestalt seines Ideals hervor. Man fand, daß Gesicht und Gestalt der Prinzessin Angiola T.... zum Sprechen ähnlich sei, man äußerte dies dem jun¬ gen Mahler selbst, und Schlauköpfe gaben spöt¬ tisch zu verstehen, der deutsche Mahler sei von dem Feuerblick der wunderschönen Donna tief in's Herz getroffen. Berthold war hoch er¬ zürnt über das alberne Gewäsch der Leute, die das Himmlische in das Gemeinirdische herabziehen wollten. "Glaubt Ihr denn," sprach er, "daß solch' ein Wesen wandeln könne hier auf Erden? In einer wunderbaren Vision wurde mir das Höchste erschlossen; es war der Moment der Künstlerweihe." -- Berthold lebte nun froh und glücklich, bis nach Bonapartes Siegen in Italien sich die französische Armee dem König¬ reich Neapel nahte, und die alle ruhigen glückli¬ chen Verhältnisse furchtbar zerstörende Revolution ausbrach. Der König hatte mit der Königin Neapel verlassen, die Citta war angeordnet.
aber uͤberall ſtrahlte die wunderherrliche Geſtalt ſeines Ideals hervor. Man fand, daß Geſicht und Geſtalt der Prinzeſſin Angiola T.... zum Sprechen aͤhnlich ſei, man aͤußerte dies dem jun¬ gen Mahler ſelbſt, und Schlaukoͤpfe gaben ſpoͤt¬ tiſch zu verſtehen, der deutſche Mahler ſei von dem Feuerblick der wunderſchoͤnen Donna tief in's Herz getroffen. Berthold war hoch er¬ zuͤrnt uͤber das alberne Gewaͤſch der Leute, die das Himmliſche in das Gemeinirdiſche herabziehen wollten. „Glaubt Ihr denn,“ ſprach er, „daß ſolch' ein Weſen wandeln koͤnne hier auf Erden? In einer wunderbaren Viſion wurde mir das Hoͤchſte erſchloſſen; es war der Moment der Kuͤnſtlerweihe.“ — Berthold lebte nun froh und gluͤcklich, bis nach Bonapartes Siegen in Italien ſich die franzoͤſiſche Armee dem Koͤnig¬ reich Neapel nahte, und die alle ruhigen gluͤckli¬ chen Verhaͤltniſſe furchtbar zerſtoͤrende Revolution ausbrach. Der Koͤnig hatte mit der Koͤnigin Neapel verlaſſen, die Citta war angeordnet.
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ſeines Ideals hervor. Man fand, daß Geſicht
und Geſtalt der Prinzeſſin Angiola T.... zum
Sprechen aͤhnlich ſei, man aͤußerte dies dem jun¬
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tiſch zu verſtehen, der deutſche Mahler ſei von
dem Feuerblick der wunderſchoͤnen Donna tief
in's Herz getroffen. Berthold war hoch er¬
zuͤrnt uͤber das alberne Gewaͤſch der Leute, die
das Himmliſche in das Gemeinirdiſche herabziehen
wollten. „Glaubt Ihr denn,“ ſprach er, „daß
ſolch' ein Weſen wandeln koͤnne hier auf Erden?
In einer wunderbaren Viſion wurde mir das
Hoͤchſte erſchloſſen; es war der Moment der
Kuͤnſtlerweihe.“ — Berthold lebte nun froh
und gluͤcklich, bis nach Bonapartes Siegen in
Italien ſich die franzoͤſiſche Armee dem Koͤnig¬
reich Neapel nahte, und die alle ruhigen gluͤckli¬
chen Verhaͤltniſſe furchtbar zerſtoͤrende Revolution
ausbrach. Der Koͤnig hatte mit der Koͤnigin
Neapel verlaſſen, die Citta war angeordnet.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/273>, abgerufen am 21.05.2024.
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