Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

horcht nur auf! -- Zur Sache! -- Eines Tages
und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬
bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, stehe ich,
wie gewöhnlich, in tiefen Gedanken hinstarrend vor
dem öden Hause. Plötzlich bemerke ich, ohne ge¬
rade hinzusehen, daß jemand neben mir sich hinge¬
stellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es
ist Graf P., der sich schon in vieler Hinsicht als
mir geistesverwandt kund gethan hat, und sogleich
ist mir nichts gewisser, als daß auch ihm das Ge¬
heimnißvolle des Hauses aufgegangen war. Um
so mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem selt¬
samen Eindruck sprach, den dies verödete Gebäude
hier in der belebtesten Gegend der Residenz auf
mich gemacht hatte, er sehr ironisch lächelte, bald
war aber Alles erklärt. Graf P. war viel weiter
gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen,
Combinationen etc. hatte er die Bewandtniß heraus¬
gefunden, die es mit dem Hause hatte, und eben
diese Bewandtniß lief auf eine solche ganz seltsame
Geschichte heraus, die nur die lebendigste Fantasie

horcht nur auf! — Zur Sache! — Eines Tages
und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬
bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, ſtehe ich,
wie gewoͤhnlich, in tiefen Gedanken hinſtarrend vor
dem oͤden Hauſe. Ploͤtzlich bemerke ich, ohne ge¬
rade hinzuſehen, daß jemand neben mir ſich hinge¬
ſtellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es
iſt Graf P., der ſich ſchon in vieler Hinſicht als
mir geiſtesverwandt kund gethan hat, und ſogleich
iſt mir nichts gewiſſer, als daß auch ihm das Ge¬
heimnißvolle des Hauſes aufgegangen war. Um
ſo mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem ſelt¬
ſamen Eindruck ſprach, den dies veroͤdete Gebaͤude
hier in der belebteſten Gegend der Reſidenz auf
mich gemacht hatte, er ſehr ironiſch laͤchelte, bald
war aber Alles erklaͤrt. Graf P. war viel weiter
gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen,
Combinationen ꝛc. hatte er die Bewandtniß heraus¬
gefunden, die es mit dem Hauſe hatte, und eben
dieſe Bewandtniß lief auf eine ſolche ganz ſeltſame
Geſchichte heraus, die nur die lebendigſte Fantaſie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="10"/>
horcht nur auf! &#x2014; Zur Sache! &#x2014; Eines Tages<lb/>
und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬<lb/>
bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, &#x017F;tehe ich,<lb/>
wie gewo&#x0364;hnlich, in tiefen Gedanken hin&#x017F;tarrend vor<lb/>
dem o&#x0364;den Hau&#x017F;e. Plo&#x0364;tzlich bemerke ich, ohne ge¬<lb/>
rade hinzu&#x017F;ehen, daß jemand neben mir &#x017F;ich hinge¬<lb/>
&#x017F;tellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es<lb/>
i&#x017F;t Graf P., der &#x017F;ich &#x017F;chon in vieler Hin&#x017F;icht als<lb/>
mir gei&#x017F;tesverwandt kund gethan hat, und &#x017F;ogleich<lb/>
i&#x017F;t mir nichts gewi&#x017F;&#x017F;er, als daß auch ihm das Ge¬<lb/>
heimnißvolle des Hau&#x017F;es aufgegangen war. Um<lb/>
&#x017F;o mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem &#x017F;elt¬<lb/>
&#x017F;amen Eindruck &#x017F;prach, den dies vero&#x0364;dete Geba&#x0364;ude<lb/>
hier in der belebte&#x017F;ten Gegend der Re&#x017F;idenz auf<lb/>
mich gemacht hatte, er &#x017F;ehr ironi&#x017F;ch la&#x0364;chelte, bald<lb/>
war aber Alles erkla&#x0364;rt. Graf P. war viel weiter<lb/>
gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen,<lb/>
Combinationen &#xA75B;c. hatte er die Bewandtniß heraus¬<lb/>
gefunden, die es mit dem Hau&#x017F;e hatte, und eben<lb/>
die&#x017F;e Bewandtniß lief auf eine &#x017F;olche ganz &#x017F;elt&#x017F;ame<lb/>
Ge&#x017F;chichte heraus, die nur die lebendig&#x017F;te Fanta&#x017F;ie<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0018] horcht nur auf! — Zur Sache! — Eines Tages und zwar in der Stunde, wenn der gute Ton ge¬ bietet, in der Allee auf und ab zu gehen, ſtehe ich, wie gewoͤhnlich, in tiefen Gedanken hinſtarrend vor dem oͤden Hauſe. Ploͤtzlich bemerke ich, ohne ge¬ rade hinzuſehen, daß jemand neben mir ſich hinge¬ ſtellt und den Blick auf mich gerichtet hatte. Es iſt Graf P., der ſich ſchon in vieler Hinſicht als mir geiſtesverwandt kund gethan hat, und ſogleich iſt mir nichts gewiſſer, als daß auch ihm das Ge¬ heimnißvolle des Hauſes aufgegangen war. Um ſo mehr fiel es mir auf, daß, als ich von dem ſelt¬ ſamen Eindruck ſprach, den dies veroͤdete Gebaͤude hier in der belebteſten Gegend der Reſidenz auf mich gemacht hatte, er ſehr ironiſch laͤchelte, bald war aber Alles erklaͤrt. Graf P. war viel weiter gegangen als ich, aus manchen Bemerkungen, Combinationen ꝛc. hatte er die Bewandtniß heraus¬ gefunden, die es mit dem Hauſe hatte, und eben dieſe Bewandtniß lief auf eine ſolche ganz ſeltſame Geſchichte heraus, die nur die lebendigſte Fantaſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/18
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/18>, abgerufen am 27.04.2024.