Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

Seufzer, und dann ein dumpfes Lachen, das aus
dem Boden hervor zu dröhnen scheint, aber das
Ohr an die Wand gelegt, vernimmt man bald,
daß es eben auch im Hause nebenan so seufzt und
lacht. -- Bemerken Sie -- (er führte mich in
das hintere Zimmer und zeigte durch's Fenster)
bemerken Sie jene eiserne Röhre, die aus der
Mauer hervor ragt, die raucht zuweilen so stark,
selbst im Sommer, wenn doch gar nicht geheizt wird,
daß mein Bruder schon oft wegen Feuersgefahr mit
dem alten Hausverwalter gezankt hat, der sich aber
damit entschuldigt, daß er sein Essen koche, was
der aber essen mag, das weiß der Himmel, denn
oft verbreitet sich, eben wenn jene Röhre recht stark
raucht, ein sonderbarer ganz eigenthümlicher Ge¬
ruch." -- Die Glasthüre des Ladens knarrte, der
Conditor eilte hinein und warf mir, nach der hinein¬
getretenen Figur hinnickend, einen bedeutenden Blick
zu. -- Ich verstand ihn vollkommen. Konnte
denn die sonderbare Gestalt jemand anders seyn als
der Verwalter des geheimnißvollen Hauses? --

Seufzer, und dann ein dumpfes Lachen, das aus
dem Boden hervor zu droͤhnen ſcheint, aber das
Ohr an die Wand gelegt, vernimmt man bald,
daß es eben auch im Hauſe nebenan ſo ſeufzt und
lacht. — Bemerken Sie — (er fuͤhrte mich in
das hintere Zimmer und zeigte durch's Fenſter)
bemerken Sie jene eiſerne Roͤhre, die aus der
Mauer hervor ragt, die raucht zuweilen ſo ſtark,
ſelbſt im Sommer, wenn doch gar nicht geheizt wird,
daß mein Bruder ſchon oft wegen Feuersgefahr mit
dem alten Hausverwalter gezankt hat, der ſich aber
damit entſchuldigt, daß er ſein Eſſen koche, was
der aber eſſen mag, das weiß der Himmel, denn
oft verbreitet ſich, eben wenn jene Roͤhre recht ſtark
raucht, ein ſonderbarer ganz eigenthuͤmlicher Ge¬
ruch.“ — Die Glasthuͤre des Ladens knarrte, der
Conditor eilte hinein und warf mir, nach der hinein¬
getretenen Figur hinnickend, einen bedeutenden Blick
zu. — Ich verſtand ihn vollkommen. Konnte
denn die ſonderbare Geſtalt jemand anders ſeyn als
der Verwalter des geheimnißvollen Hauſes? —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="18"/>
Seufzer, und dann ein dumpfes Lachen, das aus<lb/>
dem Boden hervor zu dro&#x0364;hnen &#x017F;cheint, aber das<lb/>
Ohr an die Wand gelegt, vernimmt man bald,<lb/>
daß es eben auch im Hau&#x017F;e nebenan &#x017F;o &#x017F;eufzt und<lb/>
lacht. &#x2014; Bemerken Sie &#x2014; (er fu&#x0364;hrte mich in<lb/>
das hintere Zimmer und zeigte durch's Fen&#x017F;ter)<lb/>
bemerken Sie jene ei&#x017F;erne Ro&#x0364;hre, die aus der<lb/>
Mauer hervor ragt, die raucht zuweilen &#x017F;o &#x017F;tark,<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t im Sommer, wenn doch gar nicht geheizt wird,<lb/>
daß mein Bruder &#x017F;chon oft wegen Feuersgefahr mit<lb/>
dem alten Hausverwalter gezankt hat, der &#x017F;ich aber<lb/>
damit ent&#x017F;chuldigt, daß er &#x017F;ein E&#x017F;&#x017F;en koche, was<lb/><hi rendition="#g">der</hi> aber e&#x017F;&#x017F;en mag, das weiß der Himmel, denn<lb/>
oft verbreitet &#x017F;ich, eben wenn jene Ro&#x0364;hre recht &#x017F;tark<lb/>
raucht, ein &#x017F;onderbarer ganz eigenthu&#x0364;mlicher Ge¬<lb/>
ruch.&#x201C; &#x2014; Die Glasthu&#x0364;re des Ladens knarrte, der<lb/>
Conditor eilte hinein und warf mir, nach der hinein¬<lb/>
getretenen Figur hinnickend, einen bedeutenden Blick<lb/>
zu. &#x2014; Ich ver&#x017F;tand ihn vollkommen. Konnte<lb/>
denn die &#x017F;onderbare Ge&#x017F;talt jemand anders &#x017F;eyn als<lb/>
der Verwalter des geheimnißvollen Hau&#x017F;es? &#x2014;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0026] Seufzer, und dann ein dumpfes Lachen, das aus dem Boden hervor zu droͤhnen ſcheint, aber das Ohr an die Wand gelegt, vernimmt man bald, daß es eben auch im Hauſe nebenan ſo ſeufzt und lacht. — Bemerken Sie — (er fuͤhrte mich in das hintere Zimmer und zeigte durch's Fenſter) bemerken Sie jene eiſerne Roͤhre, die aus der Mauer hervor ragt, die raucht zuweilen ſo ſtark, ſelbſt im Sommer, wenn doch gar nicht geheizt wird, daß mein Bruder ſchon oft wegen Feuersgefahr mit dem alten Hausverwalter gezankt hat, der ſich aber damit entſchuldigt, daß er ſein Eſſen koche, was der aber eſſen mag, das weiß der Himmel, denn oft verbreitet ſich, eben wenn jene Roͤhre recht ſtark raucht, ein ſonderbarer ganz eigenthuͤmlicher Ge¬ ruch.“ — Die Glasthuͤre des Ladens knarrte, der Conditor eilte hinein und warf mir, nach der hinein¬ getretenen Figur hinnickend, einen bedeutenden Blick zu. — Ich verſtand ihn vollkommen. Konnte denn die ſonderbare Geſtalt jemand anders ſeyn als der Verwalter des geheimnißvollen Hauſes? —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/26
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/26>, abgerufen am 28.04.2024.