Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

Fragen, wie, was, warum und woher? Er wollte
durchaus nichts wissen, zog aber ein verschmitzteres
Gesicht als jemals. Man ließ nicht ab von ihm,
weil man deutlich bemerkt, daß er im Garten sich
mit dem geheimen Rath Foerd zum General Rixen¬
dorf und zum Schreiber Max gesellt, und heftig
mitgesprochen hatte. "Soll ich denn," fing er end¬
lich an, "soll ich denn in der That die wichtigste
aller Begebenheiten vor der Zeit ausplaudern, so
muß es mir vergönnt werden, zuvörderst an Sie,
meine hochzuverehrenden Damen und Herren, einige
Fragen zu richten." -- Man erlaubte das gern.
"Ist Ihnen," fuhr Willibald nun pathetisch fort,
"ist Ihnen nicht allen der Schreiber des Herrn ge¬
heimen Rath Foerd, Max geheißen, als ein wohlge¬
bildeter, von der Natur reichlich ausgestatteter Jüng¬
ling bekannt?" "Ja, ja, ja!" rief der Chor der
Damen. "Ist Ihnen," frug Willibald weiter,
"ist Ihnen nicht sein Fleiß, seine wissenschaftliche
Bildung, seine Geschicklichkeit im Geschäft be¬
kannt?" "Ja -- ja!" rief der Chor der Herren
und wieder "Ja, ja, ja!" der vereinigte Chor der

Fragen, wie, was, warum und woher? Er wollte
durchaus nichts wiſſen, zog aber ein verſchmitzteres
Geſicht als jemals. Man ließ nicht ab von ihm,
weil man deutlich bemerkt, daß er im Garten ſich
mit dem geheimen Rath Foerd zum General Rixen¬
dorf und zum Schreiber Max geſellt, und heftig
mitgeſprochen hatte. „Soll ich denn,“ fing er end¬
lich an, „ſoll ich denn in der That die wichtigſte
aller Begebenheiten vor der Zeit ausplaudern, ſo
muß es mir vergoͤnnt werden, zuvoͤrderſt an Sie,
meine hochzuverehrenden Damen und Herren, einige
Fragen zu richten.“ — Man erlaubte das gern.
„Iſt Ihnen,“ fuhr Willibald nun pathetiſch fort,
„iſt Ihnen nicht allen der Schreiber des Herrn ge¬
heimen Rath Foerd, Max geheißen, als ein wohlge¬
bildeter, von der Natur reichlich ausgeſtatteter Juͤng¬
ling bekannt?“ „Ja, ja, ja!“ rief der Chor der
Damen. „Iſt Ihnen,“ frug Willibald weiter,
„iſt Ihnen nicht ſein Fleiß, ſeine wiſſenſchaftliche
Bildung, ſeine Geſchicklichkeit im Geſchaͤft be¬
kannt?“ „Ja — ja!“ rief der Chor der Herren
und wieder „Ja, ja, ja!“ der vereinigte Chor der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="352"/>
Fragen, wie, was, warum und woher? Er wollte<lb/>
durchaus nichts wi&#x017F;&#x017F;en, zog aber ein ver&#x017F;chmitzteres<lb/>
Ge&#x017F;icht als jemals. Man ließ nicht ab von ihm,<lb/>
weil man deutlich bemerkt, daß er im Garten &#x017F;ich<lb/>
mit dem geheimen Rath Foerd zum General Rixen¬<lb/>
dorf und zum Schreiber Max ge&#x017F;ellt, und heftig<lb/>
mitge&#x017F;prochen hatte. &#x201E;Soll ich denn,&#x201C; fing er end¬<lb/>
lich an, &#x201E;&#x017F;oll ich denn in der That die wichtig&#x017F;te<lb/>
aller Begebenheiten vor der Zeit ausplaudern, &#x017F;o<lb/>
muß es mir vergo&#x0364;nnt werden, zuvo&#x0364;rder&#x017F;t an Sie,<lb/>
meine hochzuverehrenden Damen und Herren, einige<lb/>
Fragen zu richten.&#x201C; &#x2014; Man erlaubte das gern.<lb/>
&#x201E;I&#x017F;t Ihnen,&#x201C; fuhr Willibald nun patheti&#x017F;ch fort,<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t Ihnen nicht allen der Schreiber des Herrn ge¬<lb/>
heimen Rath Foerd, Max geheißen, als ein wohlge¬<lb/>
bildeter, von der Natur reichlich ausge&#x017F;tatteter Ju&#x0364;ng¬<lb/>
ling bekannt?&#x201C; &#x201E;Ja, ja, ja!&#x201C; rief der Chor der<lb/>
Damen. &#x201E;I&#x017F;t Ihnen,&#x201C; frug Willibald weiter,<lb/>
&#x201E;i&#x017F;t Ihnen nicht &#x017F;ein Fleiß, &#x017F;eine wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche<lb/>
Bildung, &#x017F;eine Ge&#x017F;chicklichkeit im Ge&#x017F;cha&#x0364;ft be¬<lb/>
kannt?&#x201C; &#x201E;Ja &#x2014; ja!&#x201C; rief der Chor der Herren<lb/>
und wieder &#x201E;Ja, ja, ja!&#x201C; der vereinigte Chor der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0360] Fragen, wie, was, warum und woher? Er wollte durchaus nichts wiſſen, zog aber ein verſchmitzteres Geſicht als jemals. Man ließ nicht ab von ihm, weil man deutlich bemerkt, daß er im Garten ſich mit dem geheimen Rath Foerd zum General Rixen¬ dorf und zum Schreiber Max geſellt, und heftig mitgeſprochen hatte. „Soll ich denn,“ fing er end¬ lich an, „ſoll ich denn in der That die wichtigſte aller Begebenheiten vor der Zeit ausplaudern, ſo muß es mir vergoͤnnt werden, zuvoͤrderſt an Sie, meine hochzuverehrenden Damen und Herren, einige Fragen zu richten.“ — Man erlaubte das gern. „Iſt Ihnen,“ fuhr Willibald nun pathetiſch fort, „iſt Ihnen nicht allen der Schreiber des Herrn ge¬ heimen Rath Foerd, Max geheißen, als ein wohlge¬ bildeter, von der Natur reichlich ausgeſtatteter Juͤng¬ ling bekannt?“ „Ja, ja, ja!“ rief der Chor der Damen. „Iſt Ihnen,“ frug Willibald weiter, „iſt Ihnen nicht ſein Fleiß, ſeine wiſſenſchaftliche Bildung, ſeine Geſchicklichkeit im Geſchaͤft be¬ kannt?“ „Ja — ja!“ rief der Chor der Herren und wieder „Ja, ja, ja!“ der vereinigte Chor der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/360
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/360>, abgerufen am 13.05.2024.