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Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.

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Wie groß und stark der Feind sich mache,
Wie hoch er schwinge Muth und Schwert,
So glaube doch, die gute Sache
Ist hundert tausend Köpfe werth.

Der muß nicht eben allzeit siegen,
Bei dem der Köpfe Menge steht;
Der pfleget mehr den Preis zu kriegen,
Dem Billigkeit zu Herzen geht,
Und der mit redlichem Gewissen
Für Gott und für das Vaterland,
Für Gott, der ihn es läßt genießen,
Zu fechten geht mit strenger Hand.
So vieler Städte schwache Sinnen,
So vieler Herzen Wankelmuth
Die List, der Abfall, das Beginnen
Sind freilich wohl nicht allzugut.
Doch Obst, so bald von Bäumen gehet,
Das taug gemeiniglich nicht viel;
Ich denke was im Liede stehet,
Laß fahren was nicht bleiben will!
Was kann der stolze Feind dir rauben?
Dein Hab' und Gut bleibt doch allhier;
Geh aber du ihm auf die Hauben
Und brich ihm seinen Hals darfür!

Wie groß und ſtark der Feind ſich mache,
Wie hoch er ſchwinge Muth und Schwert,
So glaube doch, die gute Sache
Iſt hundert tauſend Köpfe werth.

Der muß nicht eben allzeit ſiegen,
Bei dem der Köpfe Menge ſteht;
Der pfleget mehr den Preis zu kriegen,
Dem Billigkeit zu Herzen geht,
Und der mit redlichem Gewiſſen
Für Gott und für das Vaterland,
Für Gott, der ihn es läßt genießen,
Zu fechten geht mit ſtrenger Hand.
So vieler Städte ſchwache Sinnen,
So vieler Herzen Wankelmuth
Die Liſt, der Abfall, das Beginnen
Sind freilich wohl nicht allzugut.
Doch Obſt, ſo bald von Bäumen gehet,
Das taug gemeiniglich nicht viel;
Ich denke was im Liede ſtehet,
Laß fahren was nicht bleiben will!
Was kann der ſtolze Feind dir rauben?
Dein Hab' und Gut bleibt doch allhier;
Geh aber du ihm auf die Hauben
Und brich ihm ſeinen Hals darfür!
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[191/0211] Wie groß und ſtark der Feind ſich mache, Wie hoch er ſchwinge Muth und Schwert, So glaube doch, die gute Sache Iſt hundert tauſend Köpfe werth. Der muß nicht eben allzeit ſiegen, Bei dem der Köpfe Menge ſteht; Der pfleget mehr den Preis zu kriegen, Dem Billigkeit zu Herzen geht, Und der mit redlichem Gewiſſen Für Gott und für das Vaterland, Für Gott, der ihn es läßt genießen, Zu fechten geht mit ſtrenger Hand. So vieler Städte ſchwache Sinnen, So vieler Herzen Wankelmuth Die Liſt, der Abfall, das Beginnen Sind freilich wohl nicht allzugut. Doch Obſt, ſo bald von Bäumen gehet, Das taug gemeiniglich nicht viel; Ich denke was im Liede ſtehet, Laß fahren was nicht bleiben will! Was kann der ſtolze Feind dir rauben? Dein Hab' und Gut bleibt doch allhier; Geh aber du ihm auf die Hauben Und brich ihm ſeinen Hals darfür!

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Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/211>, abgerufen am 28.04.2024.