Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.Vermischte Gedichte. Drum stürtzt er leich auf leich/ und wie zur frühliings-zeitDer mäder blum und graß mit seiner sens abmeyt. So hat der sebel auch viel menschen aufgefressen/ Wiewol Neuhäusels ruhm so gar nicht zu vergessen/ Es stritte weil es kont/ und gab es tropfen blut/ So speyte sie gewiß der Türcken größre fluth Von ihm geprest heraus. Und ist es überwunden/ So hat Scyth und Hircan auch da den sarg gefunden. Das feld/ so zwar von graß/ doch nicht von todten rein/ Kan gar mit gutem recht des feindes kirchhof seyn. Die abgefleischte bein und abgeschlagne schädel Bezeugen diese that/ daß unser kriegsmann edel Und hurtig in dem kampf sich iederzeit gestalt/ Wird schon sein werthes blut/ so wird sein ruhm nicht kalt. Beschreckte Christenheit von deinem ärgsten feinde/ Ermuntre deinen sinn und suche den zum freunde/ Der wäll' und welt beherrscht. Vertrage mit gedult Die ruthe/ die dich stäupt ob vieler sünden schuld/ Zünd' andachts-opfer an/ laß seuffzen GOtt erweichen/ So bleibst du unversehrt in kriegen/ brand und seuchen: Jsts denn des Höchsten schluß/ daß nichts soll bleiben stehn/ So kanstu mit der welt zugleich zu grabe gehn. Dasselbe gedichte in eine ode verfasset. 1. SOll itzt der erden kreiß nicht zittern/Da sich mit allen ungewittern Der himmel wider uns entrüst/ Da Türck und Tartern rasend wachen/ Und Ungarn gantz zur leiche machen/ Das nunmehr seiner gantz vergist? 2. Der Jster/ so gekrönt von siegen/Muß blutig itzt an fesseln liegen/ Und T 5
Vermiſchte Gedichte. Drum ſtuͤrtzt er leich auf leich/ und wie zur fruͤhliings-zeitDer maͤder blum und graß mit ſeiner ſens abmeyt. So hat der ſebel auch viel menſchen aufgefreſſen/ Wiewol Neuhaͤuſels ruhm ſo gar nicht zu vergeſſen/ Es ſtritte weil es kont/ und gab es tropfen blut/ So ſpeyte ſie gewiß der Tuͤrcken groͤßre fluth Von ihm gepreſt heraus. Und iſt es uͤberwunden/ So hat Scyth und Hircan auch da den ſarg gefunden. Das feld/ ſo zwar von graß/ doch nicht von todten rein/ Kan gar mit gutem recht des feindes kirchhof ſeyn. Die abgefleiſchte bein und abgeſchlagne ſchaͤdel Bezeugen dieſe that/ daß unſer kriegsmann edel Und hurtig in dem kampf ſich iederzeit geſtalt/ Wird ſchon ſein werthes blut/ ſo wird ſein ruhm nicht kalt. Beſchreckte Chriſtenheit von deinem aͤrgſten feinde/ Ermuntre deinen ſinn und ſuche den zum freunde/ Der waͤll’ und welt beherrſcht. Vertrage mit gedult Die ruthe/ die dich ſtaͤupt ob vieler ſuͤnden ſchuld/ Zuͤnd’ andachts-opfer an/ laß ſeuffzen GOtt erweichen/ So bleibſt du unverſehrt in kriegen/ brand und ſeuchen: Jſts denn des Hoͤchſten ſchluß/ daß nichts ſoll bleiben ſtehn/ So kanſtu mit der welt zugleich zu grabe gehn. Daſſelbe gedichte in eine ode verfaſſet. 1. SOll itzt der erden kreiß nicht zittern/Da ſich mit allen ungewittern Der himmel wider uns entruͤſt/ Da Tuͤrck und Tartern raſend wachen/ Und Ungarn gantz zur leiche machen/ Das nunmehr ſeiner gantz vergiſt? 2. Der Jſter/ ſo gekroͤnt von ſiegen/Muß blutig itzt an feſſeln liegen/ Und T 5
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Vermiſchte Gedichte.
Drum ſtuͤrtzt er leich auf leich/ und wie zur fruͤhliings-zeit
Der maͤder blum und graß mit ſeiner ſens abmeyt.
So hat der ſebel auch viel menſchen aufgefreſſen/
Wiewol Neuhaͤuſels ruhm ſo gar nicht zu vergeſſen/
Es ſtritte weil es kont/ und gab es tropfen blut/
So ſpeyte ſie gewiß der Tuͤrcken groͤßre fluth
Von ihm gepreſt heraus. Und iſt es uͤberwunden/
So hat Scyth und Hircan auch da den ſarg gefunden.
Das feld/ ſo zwar von graß/ doch nicht von todten rein/
Kan gar mit gutem recht des feindes kirchhof ſeyn.
Die abgefleiſchte bein und abgeſchlagne ſchaͤdel
Bezeugen dieſe that/ daß unſer kriegsmann edel
Und hurtig in dem kampf ſich iederzeit geſtalt/
Wird ſchon ſein werthes blut/ ſo wird ſein ruhm nicht kalt.
Beſchreckte Chriſtenheit von deinem aͤrgſten feinde/
Ermuntre deinen ſinn und ſuche den zum freunde/
Der waͤll’ und welt beherrſcht. Vertrage mit gedult
Die ruthe/ die dich ſtaͤupt ob vieler ſuͤnden ſchuld/
Zuͤnd’ andachts-opfer an/ laß ſeuffzen GOtt erweichen/
So bleibſt du unverſehrt in kriegen/ brand und ſeuchen:
Jſts denn des Hoͤchſten ſchluß/ daß nichts ſoll bleiben ſtehn/
So kanſtu mit der welt zugleich zu grabe gehn.
Daſſelbe gedichte in eine ode
verfaſſet.
1.
SOll itzt der erden kreiß nicht zittern/
Da ſich mit allen ungewittern
Der himmel wider uns entruͤſt/
Da Tuͤrck und Tartern raſend wachen/
Und Ungarn gantz zur leiche machen/
Das nunmehr ſeiner gantz vergiſt?
2.
Der Jſter/ ſo gekroͤnt von ſiegen/
Muß blutig itzt an feſſeln liegen/
Und
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/313>, abgerufen am 16.06.2024. |