Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Hochzeit-Gedichte.
Sie eine mulde voll euch überschicken soll/
Jndessen aber liebt und lebt und wohnet wol.



Cupido ein Jude.
Bey dem Adam-Humelischen
Hochzeit-Feste.
1.
LEtzhin kam Cupido in eine handels-stadt/
Als wie ein Mammser pflegt zerrissen auffgezogen/
Und weil mit seinem pfeil/ auch sein Credit verflogen/
So hielt er gantz verwirrt nun mit sich selbsten rath/
Jn meynung wie er doch bey den so klemmen zeiten/
Sich möchte sonder geld wohl einen krahm bereiten.
2.
Sein abgefeimter geist nahm alle list zur hand/
Und wuste seinen sinn bald hin und her zu lencken/
Doch endlich wehlt' er dieß zu seinem haupt-bedencken/
Wie mit Baratto er sich machte wohl bekandt/
Und weil sein leerer sack nicht bahre mittel hegte/
Geschah' es/ daß er sich auff solche probe legte.
3.
Er lieff in schneller eil die gassen hin und her/
Bemühte sich mit fleiß die häuser bald zu kennen/
Und wo er hörte nur ein frauenzimmer nennen/
Dasselbe merckt' er sich nicht etwan ohngefehr/
Er wuste so genau die jungfern zu notiren/
Daß man von fernen schon sein absehn konte spüren.
4. Er

Hochzeit-Gedichte.
Sie eine mulde voll euch uͤberſchicken ſoll/
Jndeſſen aber liebt und lebt und wohnet wol.



Cupido ein Jude.
Bey dem Adam-Humeliſchen
Hochzeit-Feſte.
1.
LEtzhin kam Cupido in eine handels-ſtadt/
Als wie ein Mammſer pflegt zerriſſen auffgezogen/
Und weil mit ſeinem pfeil/ auch ſein Credit verflogen/
So hielt er gantz verwirrt nun mit ſich ſelbſten rath/
Jn meynung wie er doch bey den ſo klemmen zeiten/
Sich moͤchte ſonder geld wohl einen krahm bereiten.
2.
Sein abgefeimter geiſt nahm alle liſt zur hand/
Und wuſte ſeinen ſinn bald hin und her zu lencken/
Doch endlich wehlt’ er dieß zu ſeinem haupt-bedencken/
Wie mit Baratto er ſich machte wohl bekandt/
Und weil ſein leerer ſack nicht bahre mittel hegte/
Geſchah’ es/ daß er ſich auff ſolche probe legte.
3.
Er lieff in ſchneller eil die gaſſen hin und her/
Bemuͤhte ſich mit fleiß die haͤuſer bald zu kennen/
Und wo er hoͤrte nur ein frauenzimmer nennen/
Daſſelbe merckt’ er ſich nicht etwan ohngefehr/
Er wuſte ſo genau die jungfern zu notiren/
Daß man von fernen ſchon ſein abſehn konte ſpuͤren.
4. Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="9">
            <pb facs="#f0216" n="214"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Sie eine mulde voll euch u&#x0364;ber&#x017F;chicken &#x017F;oll/</l><lb/>
            <l>Jnde&#x017F;&#x017F;en aber liebt und lebt und wohnet wol.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Cupido ein Jude.<lb/>
Bey dem Adam-Humeli&#x017F;chen<lb/>
Hochzeit-Fe&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <head> <hi rendition="#b">1.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">L</hi>Etzhin kam Cupido in eine handels-&#x017F;tadt/</l><lb/>
            <l>Als wie ein Mamm&#x017F;er pflegt zerri&#x017F;&#x017F;en auffgezogen/</l><lb/>
            <l>Und weil mit &#x017F;einem pfeil/ auch &#x017F;ein Credit verflogen/</l><lb/>
            <l>So hielt er gantz verwirrt nun mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten rath/</l><lb/>
            <l>Jn meynung wie er doch bey den &#x017F;o klemmen zeiten/</l><lb/>
            <l>Sich mo&#x0364;chte &#x017F;onder geld wohl einen krahm bereiten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <head> <hi rendition="#b">2.</hi> </head><lb/>
            <l>Sein abgefeimter gei&#x017F;t nahm alle li&#x017F;t zur hand/</l><lb/>
            <l>Und wu&#x017F;te &#x017F;einen &#x017F;inn bald hin und her zu lencken/</l><lb/>
            <l>Doch endlich wehlt&#x2019; er dieß zu &#x017F;einem haupt-bedencken/</l><lb/>
            <l>Wie mit Baratto er &#x017F;ich machte wohl bekandt/</l><lb/>
            <l>Und weil &#x017F;ein leerer &#x017F;ack nicht bahre mittel hegte/</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chah&#x2019; es/ daß er &#x017F;ich auff &#x017F;olche probe legte.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#b">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Er lieff in &#x017F;chneller eil die ga&#x017F;&#x017F;en hin und her/</l><lb/>
            <l>Bemu&#x0364;hte &#x017F;ich mit fleiß die ha&#x0364;u&#x017F;er bald zu kennen/</l><lb/>
            <l>Und wo er ho&#x0364;rte nur ein frauenzimmer nennen/</l><lb/>
            <l>Da&#x017F;&#x017F;elbe merckt&#x2019; er &#x017F;ich nicht etwan ohngefehr/</l><lb/>
            <l>Er wu&#x017F;te &#x017F;o genau die jungfern zu notiren/</l><lb/>
            <l>Daß man von fernen &#x017F;chon &#x017F;ein ab&#x017F;ehn konte &#x017F;pu&#x0364;ren.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">4. Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0216] Hochzeit-Gedichte. Sie eine mulde voll euch uͤberſchicken ſoll/ Jndeſſen aber liebt und lebt und wohnet wol. Cupido ein Jude. Bey dem Adam-Humeliſchen Hochzeit-Feſte. 1. LEtzhin kam Cupido in eine handels-ſtadt/ Als wie ein Mammſer pflegt zerriſſen auffgezogen/ Und weil mit ſeinem pfeil/ auch ſein Credit verflogen/ So hielt er gantz verwirrt nun mit ſich ſelbſten rath/ Jn meynung wie er doch bey den ſo klemmen zeiten/ Sich moͤchte ſonder geld wohl einen krahm bereiten. 2. Sein abgefeimter geiſt nahm alle liſt zur hand/ Und wuſte ſeinen ſinn bald hin und her zu lencken/ Doch endlich wehlt’ er dieß zu ſeinem haupt-bedencken/ Wie mit Baratto er ſich machte wohl bekandt/ Und weil ſein leerer ſack nicht bahre mittel hegte/ Geſchah’ es/ daß er ſich auff ſolche probe legte. 3. Er lieff in ſchneller eil die gaſſen hin und her/ Bemuͤhte ſich mit fleiß die haͤuſer bald zu kennen/ Und wo er hoͤrte nur ein frauenzimmer nennen/ Daſſelbe merckt’ er ſich nicht etwan ohngefehr/ Er wuſte ſo genau die jungfern zu notiren/ Daß man von fernen ſchon ſein abſehn konte ſpuͤren. 4. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/216
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/216>, abgerufen am 02.05.2024.