Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Vermischte Gedichte. Die haare wären gleich den halbgeschwäntzten noten/Die köpffe wiegten mehr als unser hintertheil. Die füsse gleichten nur den dachs- und katzen-pfoten/ Und dennoch trügen wir die liebes-wahren feil. Jch hätte/ fuhr er fort/ der armen fast vergessen Denn solche sind bey euch kaum einer spannen lang. Man muß nur euren leib mit lauter zollen messen Mit kurtzem eure gunst ist eine folter-banck. Bulis. O unglückseelige! So sind wir denn verlassen/ So hat des himmels-Schluß sich über uns erbost? Die leute geben uns numehr auf allen Gassen Vor lose mädgen aus. Bellis. Doch schwester nur getrost. Wir wollen beyderseits ins kloster uns begeben/ Was meynst du/ stehet dir auch dieser Orden an? Bulis. Ach ja/ denn mir gefällt ein solches nonnen-leben/ Zumahlen weil man sich der welt entschlagen kan. S. Fr. Mutter erneuertes Gedächtniß. C. G. B. DRey jahre sind vorbey/ als ich den kühlen sand/ Der Roselinde grab/ mit meinen thränen netzte/ Und um den werthen sarg Cypressen-sträuche setzte: Als ich den schweren fall in trauer-reimen band/ Und den geqvählten leib mit sorg und flor umwand/ Was schrieb mein treuer kiel noch da zu guter letzte: Weil mich dein mutterhertz am allerhöchsten schätzte/ So soll auch meine brust mein mund und diese hand Der A a 4
Vermiſchte Gedichte. Die haare waͤren gleich den halbgeſchwaͤntzten noten/Die koͤpffe wiegten mehr als unſer hintertheil. Die fuͤſſe gleichten nur den dachs- und katzen-pfoten/ Und dennoch truͤgen wir die liebes-wahren feil. Jch haͤtte/ fuhr er fort/ der armen faſt vergeſſen Denn ſolche ſind bey euch kaum einer ſpannen lang. Man muß nur euren leib mit lauter zollen meſſen Mit kurtzem eure gunſt iſt eine folter-banck. Bulis. O ungluͤckſeelige! So ſind wir denn verlaſſen/ So hat des himmels-Schluß ſich uͤber uns erboſt? Die leute geben uns numehr auf allen Gaſſen Vor loſe maͤdgen aus. Bellis. Doch ſchweſter nur getroſt. Wir wollen beyderſeits ins kloſter uns begeben/ Was meynſt du/ ſtehet dir auch dieſer Orden an? Bulis. Ach ja/ denn mir gefaͤllt ein ſolches nonnen-leben/ Zumahlen weil man ſich der welt entſchlagen kan. S. Fr. Mutter erneuertes Gedaͤchtniß. C. G. B. DRey jahre ſind vorbey/ als ich den kuͤhlen ſand/ Der Roſelinde grab/ mit meinen thraͤnen netzte/ Und um den werthen ſarg Cypreſſen-ſtraͤuche ſetzte: Als ich den ſchweren fall in trauer-reimen band/ Und den geqvaͤhlten leib mit ſorg und flor umwand/ Was ſchrieb mein treuer kiel noch da zu guter letzte: Weil mich dein mutterhertz am allerhoͤchſten ſchaͤtzte/ So ſoll auch meine bruſt mein mund und dieſe hand Der A a 4
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Vermiſchte Gedichte.
Die haare waͤren gleich den halbgeſchwaͤntzten noten/
Die koͤpffe wiegten mehr als unſer hintertheil.
Die fuͤſſe gleichten nur den dachs- und katzen-pfoten/
Und dennoch truͤgen wir die liebes-wahren feil.
Jch haͤtte/ fuhr er fort/ der armen faſt vergeſſen
Denn ſolche ſind bey euch kaum einer ſpannen lang.
Man muß nur euren leib mit lauter zollen meſſen
Mit kurtzem eure gunſt iſt eine folter-banck.
Bulis.
O ungluͤckſeelige! So ſind wir denn verlaſſen/
So hat des himmels-Schluß ſich uͤber uns erboſt?
Die leute geben uns numehr auf allen Gaſſen
Vor loſe maͤdgen aus.
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Doch ſchweſter nur getroſt.
Wir wollen beyderſeits ins kloſter uns begeben/
Was meynſt du/ ſtehet dir auch dieſer Orden an?
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Ach ja/ denn mir gefaͤllt ein ſolches nonnen-leben/
Zumahlen weil man ſich der welt entſchlagen kan.
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DRey jahre ſind vorbey/ als ich den kuͤhlen ſand/
Der Roſelinde grab/ mit meinen thraͤnen netzte/
Und um den werthen ſarg Cypreſſen-ſtraͤuche ſetzte:
Als ich den ſchweren fall in trauer-reimen band/
Und den geqvaͤhlten leib mit ſorg und flor umwand/
Was ſchrieb mein treuer kiel noch da zu guter letzte:
Weil mich dein mutterhertz am allerhoͤchſten ſchaͤtzte/
So ſoll auch meine bruſt mein mund und dieſe hand
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/377>, abgerufen am 16.06.2024. |