Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

verliebte Gedichte.
So bring' er ihn mir doch bald wiederum ins haus/
Jch will ihm jederzeit davor zu diensten leben/
Und zeigt er mir bloß an/
Wo ich ihn finden kan/
So soll er dieses wissen/
Daß ich/ ich Göttinn/ ihn zur danckbarkeit will küssen;
Ja führet er ihn gar zu mir/
So will ich ihm aus danck-begier/
Noch gar weit bessre sachen geben.
Jch will ihm itzt allhier des knabens zeichen nennen/
An welchen man ihn kan vor hunderten erkennen.
Sein leib steht feurig aus/ und nicht ein bißgen weiß:
Scharffsichtig ist sein aug' und helle wie ein feuer:
Die tücken sind bey ihm/ dem schalck'/ auch niemahls
theuer:
Durch süsse worte lockt er alle welt auf's eis:
Er meynt's nicht/ wie er's redt: ja hat er sich entrüst/
So sieht man wie er sich vor zorn und rachgier brüst:
Er spielt manch trauer-spiel/
Und hilfft dazu ihm seine schalckheit viel.
Die lockichten und wohlgefärbten haare/
Die ist an ihm fast noch die beste waare/
Die hände sind zwar klein/ doch sehr geschickt zum schiessen/
Daß sich der höllen-fürst selbst vor ihm fürchten müssen.
Gantz nackend ist er zwar am leibe/
Doch sein gemüht' ist eingehüllt.
Bald flieget er herum/ da's denn ihm gleiche gilt/
Zu wem ihn seine wollust treibe/
Es sey zum mann' es sey zum weibe:
Da schleicht er sich sehr heimlich ein/
Und muß sein ritter-sitz das eingeweide seyn.
Er führt auch einen kleinen bogen/
Auf den ein kleiner pfeil gelegt/
Doch welcher/ wenn er aufgezogen/
Bis in des himmels-felder trägt.
Der güldne köcher/ den er an der schulter trägt/
Der ist mit bitterm rohr bis oben vollgelegt/

Von
D 2

verliebte Gedichte.
So bring’ er ihn mir doch bald wiederum ins haus/
Jch will ihm jederzeit davor zu dienſten leben/
Und zeigt er mir bloß an/
Wo ich ihn finden kan/
So ſoll er dieſes wiſſen/
Daß ich/ ich Goͤttinn/ ihn zur danckbarkeit will kuͤſſen;
Ja fuͤhret er ihn gar zu mir/
So will ich ihm aus danck-begier/
Noch gar weit beſſre ſachen geben.
Jch will ihm itzt allhier des knabens zeichen nennen/
An welchen man ihn kan vor hunderten erkennen.
Sein leib ſteht feurig aus/ und nicht ein bißgen weiß:
Scharffſichtig iſt ſein aug’ und helle wie ein feuer:
Die tuͤcken ſind bey ihm/ dem ſchalck’/ auch niemahls
theuer:
Durch ſuͤſſe worte lockt er alle welt auf’s eis:
Er meynt’s nicht/ wie er’s redt: ja hat er ſich entruͤſt/
So ſieht man wie er ſich vor zorn und rachgier bruͤſt:
Er ſpielt manch trauer-ſpiel/
Und hilfft dazu ihm ſeine ſchalckheit viel.
Die lockichten und wohlgefaͤrbten haare/
Die iſt an ihm faſt noch die beſte waare/
Die haͤnde ſind zwar klein/ doch ſehr geſchickt zum ſchieſſen/
Daß ſich der hoͤllen-fuͤrſt ſelbſt vor ihm fuͤrchten muͤſſen.
Gantz nackend iſt er zwar am leibe/
Doch ſein gemuͤht’ iſt eingehuͤllt.
Bald flieget er herum/ da’s denn ihm gleiche gilt/
Zu wem ihn ſeine wolluſt treibe/
Es ſey zum mann’ es ſey zum weibe:
Da ſchleicht er ſich ſehr heimlich ein/
Und muß ſein ritter-ſitz das eingeweide ſeyn.
Er fuͤhrt auch einen kleinen bogen/
Auf den ein kleiner pfeil gelegt/
Doch welcher/ wenn er aufgezogen/
Bis in des himmels-felder traͤgt.
Der guͤldne koͤcher/ den er an der ſchulter traͤgt/
Der iſt mit bitterm rohr bis oben vollgelegt/

Von
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <pb facs="#f0053" n="51"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>So bring&#x2019; er ihn mir doch bald wiederum ins haus/</l><lb/>
            <l>Jch will ihm jederzeit davor zu dien&#x017F;ten leben/</l><lb/>
            <l>Und zeigt er mir bloß an/</l><lb/>
            <l>Wo ich ihn finden kan/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;oll er die&#x017F;es wi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Daß ich/ ich Go&#x0364;ttinn/ ihn zur danckbarkeit will ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Ja fu&#x0364;hret er ihn gar zu mir/</l><lb/>
            <l>So will ich ihm aus danck-begier/</l><lb/>
            <l>Noch gar weit be&#x017F;&#x017F;re &#x017F;achen geben.</l><lb/>
            <l>Jch will ihm itzt allhier des knabens zeichen nennen/</l><lb/>
            <l>An welchen man ihn kan vor hunderten erkennen.</l><lb/>
            <l>Sein leib &#x017F;teht feurig aus/ und nicht ein bißgen weiß:</l><lb/>
            <l>Scharff&#x017F;ichtig i&#x017F;t &#x017F;ein aug&#x2019; und helle wie ein feuer:</l><lb/>
            <l>Die tu&#x0364;cken &#x017F;ind bey ihm/ dem &#x017F;chalck&#x2019;/ auch niemahls</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">theuer:</hi> </l><lb/>
            <l>Durch &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e worte lockt er alle welt auf&#x2019;s eis:</l><lb/>
            <l>Er meynt&#x2019;s nicht/ wie er&#x2019;s redt: ja hat er &#x017F;ich entru&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ieht man wie er &#x017F;ich vor zorn und rachgier bru&#x0364;&#x017F;t:</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;pielt manch trauer-&#x017F;piel/</l><lb/>
            <l>Und hilfft dazu ihm &#x017F;eine &#x017F;chalckheit viel.</l><lb/>
            <l>Die lockichten und wohlgefa&#x0364;rbten haare/</l><lb/>
            <l>Die i&#x017F;t an ihm fa&#x017F;t noch die be&#x017F;te waare/</l><lb/>
            <l>Die ha&#x0364;nde &#x017F;ind zwar klein/ doch &#x017F;ehr ge&#x017F;chickt zum &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ich der ho&#x0364;llen-fu&#x0364;r&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t vor ihm fu&#x0364;rchten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Gantz nackend i&#x017F;t er zwar am leibe/</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;ein gemu&#x0364;ht&#x2019; i&#x017F;t eingehu&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Bald flieget er herum/ da&#x2019;s denn ihm gleiche gilt/</l><lb/>
            <l>Zu wem ihn &#x017F;eine wollu&#x017F;t treibe/</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;ey zum mann&#x2019; es &#x017F;ey zum weibe:</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;chleicht er &#x017F;ich &#x017F;ehr heimlich ein/</l><lb/>
            <l>Und muß &#x017F;ein ritter-&#x017F;itz das eingeweide &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Er fu&#x0364;hrt auch einen kleinen bogen/</l><lb/>
            <l>Auf den ein kleiner pfeil gelegt/</l><lb/>
            <l>Doch welcher/ wenn er aufgezogen/</l><lb/>
            <l>Bis in des himmels-felder tra&#x0364;gt.</l><lb/>
            <l>Der gu&#x0364;ldne ko&#x0364;cher/ den er an der &#x017F;chulter tra&#x0364;gt/</l><lb/>
            <l>Der i&#x017F;t mit bitterm rohr bis oben vollgelegt/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0053] verliebte Gedichte. So bring’ er ihn mir doch bald wiederum ins haus/ Jch will ihm jederzeit davor zu dienſten leben/ Und zeigt er mir bloß an/ Wo ich ihn finden kan/ So ſoll er dieſes wiſſen/ Daß ich/ ich Goͤttinn/ ihn zur danckbarkeit will kuͤſſen; Ja fuͤhret er ihn gar zu mir/ So will ich ihm aus danck-begier/ Noch gar weit beſſre ſachen geben. Jch will ihm itzt allhier des knabens zeichen nennen/ An welchen man ihn kan vor hunderten erkennen. Sein leib ſteht feurig aus/ und nicht ein bißgen weiß: Scharffſichtig iſt ſein aug’ und helle wie ein feuer: Die tuͤcken ſind bey ihm/ dem ſchalck’/ auch niemahls theuer: Durch ſuͤſſe worte lockt er alle welt auf’s eis: Er meynt’s nicht/ wie er’s redt: ja hat er ſich entruͤſt/ So ſieht man wie er ſich vor zorn und rachgier bruͤſt: Er ſpielt manch trauer-ſpiel/ Und hilfft dazu ihm ſeine ſchalckheit viel. Die lockichten und wohlgefaͤrbten haare/ Die iſt an ihm faſt noch die beſte waare/ Die haͤnde ſind zwar klein/ doch ſehr geſchickt zum ſchieſſen/ Daß ſich der hoͤllen-fuͤrſt ſelbſt vor ihm fuͤrchten muͤſſen. Gantz nackend iſt er zwar am leibe/ Doch ſein gemuͤht’ iſt eingehuͤllt. Bald flieget er herum/ da’s denn ihm gleiche gilt/ Zu wem ihn ſeine wolluſt treibe/ Es ſey zum mann’ es ſey zum weibe: Da ſchleicht er ſich ſehr heimlich ein/ Und muß ſein ritter-ſitz das eingeweide ſeyn. Er fuͤhrt auch einen kleinen bogen/ Auf den ein kleiner pfeil gelegt/ Doch welcher/ wenn er aufgezogen/ Bis in des himmels-felder traͤgt. Der guͤldne koͤcher/ den er an der ſchulter traͤgt/ Der iſt mit bitterm rohr bis oben vollgelegt/ Von D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/53
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/53>, abgerufen am 04.05.2024.