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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Jtzt strafft der himmel ihn durch ein entferntes land/
Wird deine gegenwart ihm' unverhofft entwandt.
Jch weiß es/ daß ein bach aus seinen augen rollte/
Wie er den abschieds-kuß von dir empfangen solte;
Jch weiß es/ daß auch dir der schmertz die geister band;
Allein der himmel läst sich dieses nicht erweichen/
Es ist sein fester schluß: er will euch wermuht reichen/
Nachdem ihr lange zeit den zucker habt geschmeckt;
Ja Däiamon soll dich nicht eher wieder küssen/
Bis daß er Saladin läst deine schönheit grüssen/
Und bis kein eyfer mehr in seinem hertzen steckt.



An eine Nonne.
C. G. B.
DArff sich was weltliches in deine zelle wagen?
Darff wohl/ O heilige/ bey dir ein Sünder stehn?
Du pflegest sonsten zwar mit engeln umzugehn;
Jedoch GOtt selber will sein haus uns nicht versagen/
Wenn wir nur an die brust mit leid und reue schlagen;
Mich drückt der sünden-last; du wirst dein lob erhöhn/
Woferne du mich läst bey dir zur beichte gehn;
So laß dich doch um raht vor mein gewissen fragen/
Du bist die priesterinn; dein leib ist mein altar/
Die beyden lichter drauf sind deiner augen paar;
Der tempel aber selbst ist deine dunckle zelle/
Ach sprich mich/ heilige/ von meinen sünden loß/
Die straffe leg' ich dir gantz willig in den schooß/
Wo nicht/ so bringet mich die schuld noch in die hölle.
Auf

Galante und
Jtzt ſtrafft der himmel ihn durch ein entferntes land/
Wird deine gegenwart ihm’ unverhofft entwandt.
Jch weiß es/ daß ein bach aus ſeinen augen rollte/
Wie er den abſchieds-kuß von dir empfangen ſolte;
Jch weiß es/ daß auch dir der ſchmertz die geiſter band;
Allein der himmel laͤſt ſich dieſes nicht erweichen/
Es iſt ſein feſter ſchluß: er will euch wermuht reichen/
Nachdem ihr lange zeit den zucker habt geſchmeckt;
Ja Daͤiamon ſoll dich nicht eher wieder kuͤſſen/
Bis daß er Saladin laͤſt deine ſchoͤnheit gruͤſſen/
Und bis kein eyfer mehr in ſeinem hertzen ſteckt.



An eine Nonne.
C. G. B.
DArff ſich was weltliches in deine zelle wagen?
Darff wohl/ O heilige/ bey dir ein Suͤnder ſtehn?
Du pflegeſt ſonſten zwar mit engeln umzugehn;
Jedoch GOtt ſelber will ſein haus uns nicht verſagen/
Wenn wir nur an die bruſt mit leid und reue ſchlagen;
Mich druͤckt der ſuͤnden-laſt; du wirſt dein lob erhoͤhn/
Woferne du mich laͤſt bey dir zur beichte gehn;
So laß dich doch um raht vor mein gewiſſen fragen/
Du biſt die prieſterinn; dein leib iſt mein altar/
Die beyden lichter drauf ſind deiner augen paar;
Der tempel aber ſelbſt iſt deine dunckle zelle/
Ach ſprich mich/ heilige/ von meinen ſuͤnden loß/
Die ſtraffe leg’ ich dir gantz willig in den ſchooß/
Wo nicht/ ſo bringet mich die ſchuld noch in die hoͤlle.
Auf
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[68/0070] Galante und Jtzt ſtrafft der himmel ihn durch ein entferntes land/ Wird deine gegenwart ihm’ unverhofft entwandt. Jch weiß es/ daß ein bach aus ſeinen augen rollte/ Wie er den abſchieds-kuß von dir empfangen ſolte; Jch weiß es/ daß auch dir der ſchmertz die geiſter band; Allein der himmel laͤſt ſich dieſes nicht erweichen/ Es iſt ſein feſter ſchluß: er will euch wermuht reichen/ Nachdem ihr lange zeit den zucker habt geſchmeckt; Ja Daͤiamon ſoll dich nicht eher wieder kuͤſſen/ Bis daß er Saladin laͤſt deine ſchoͤnheit gruͤſſen/ Und bis kein eyfer mehr in ſeinem hertzen ſteckt. An eine Nonne. C. G. B. DArff ſich was weltliches in deine zelle wagen? Darff wohl/ O heilige/ bey dir ein Suͤnder ſtehn? Du pflegeſt ſonſten zwar mit engeln umzugehn; Jedoch GOtt ſelber will ſein haus uns nicht verſagen/ Wenn wir nur an die bruſt mit leid und reue ſchlagen; Mich druͤckt der ſuͤnden-laſt; du wirſt dein lob erhoͤhn/ Woferne du mich laͤſt bey dir zur beichte gehn; So laß dich doch um raht vor mein gewiſſen fragen/ Du biſt die prieſterinn; dein leib iſt mein altar/ Die beyden lichter drauf ſind deiner augen paar; Der tempel aber ſelbſt iſt deine dunckle zelle/ Ach ſprich mich/ heilige/ von meinen ſuͤnden loß/ Die ſtraffe leg’ ich dir gantz willig in den ſchooß/ Wo nicht/ ſo bringet mich die ſchuld noch in die hoͤlle. Auf

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/70>, abgerufen am 04.05.2024.