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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Das steuer-ruder bricht, das leere schiff erschüttert,
Und nimmt aus furchtsamkeit die stoltzen flaggen ein.
So ist die frohe post der länder durchgedrungen,
Die mit vereinter krafft in ihren waffen stehn;
So ist manch freuden-lied zu unser lust erklungen:
Die göldne freyheit soll in sieges-kräntzen gehn.
Jndessen dencket man auf frische lorbeer-cronen,
Die pflicht und danckbarkeit den deutschen helden reicht;
Die demuth mühet sich die thaten zu belohnen,
Vor deren treffligkeit das alte Rom entweicht.
Jan Wilhelms tapffrer geist liegt Sachsen in dem sinne;
Wenn uns ein neuer brief von neuen thaten sagt,
Wird unsre neugier auch der helden-proben inne,
Jndem Jan Wilhelm auch sein blut dabey gewagt.
Die freude läst sich drauf in tausend seelen spüren,
Darzu ein ieder mund ein frohes vivat spricht.
Wir dencken Wilhelms haupt mit palmen auszuzieren,
So bald ein friedens-blick auf unsre grentzen bricht.
Doch spielt der morgen schon mit heitren sonnen-lichte,
Wenn ein beliebter strahl bey frühen stunden lacht;
So wird die anmuth doch in einem nu zu nichte,
So bald ein wolcken-zug den mittag düster macht.
Die hoffnung will uns offt mit süßem manna speisen,
Doch wird ein mara-tranck zum letzten aufgesetzt.
Der abend thönet offt mit bangen trauer-weisen,
Wo uns zu mittag noch ein freuden-lied ergetzt.
Die bühne dieser welt stellt ihre fröligkeiten
Zu allgemeiner lust bey ersten seenen auf;
Doch treten schertz und spiel gar schleunig auf die seiten,
Es hemmt ein jäher fall der wohllust ihren lauff.
Wir lachen in der see, und sehen den delphinen
Jn sanffter spiegel-fluth bey ihrem tantze zu.
Der himmel (dencket man) muß unsre fahrt bedienen,
Der angenehme west befördert unsre ruh.
Doch eh wir uns versehn, will sturm und wetter toben,
Und fällt den schweren mast mit allen kräfften am;
Die see stößt unten auf, der rauhe nord von oben,
Daß man dem ungemach offt nicht entrinnen kan.
Ver-
Hofm. w. V. Th. J
Hochzeit-Gedichte.
Das ſteuer-ruder bricht, das leere ſchiff erſchuͤttert,
Und nimmt aus furchtſamkeit die ſtoltzen flaggen ein.
So iſt die frohe poſt der laͤnder durchgedrungen,
Die mit vereinter krafft in ihren waffen ſtehn;
So iſt manch freuden-lied zu unſer luſt erklungen:
Die goͤldne freyheit ſoll in ſieges-kraͤntzen gehn.
Jndeſſen dencket man auf friſche lorbeer-cronen,
Die pflicht und danckbarkeit den deutſchen helden reicht;
Die demuth muͤhet ſich die thaten zu belohnen,
Vor deren treffligkeit das alte Rom entweicht.
Jan Wilhelms tapffrer geiſt liegt Sachſen in dem ſinne;
Wenn uns ein neuer brief von neuen thaten ſagt,
Wird unſre neugier auch der helden-proben inne,
Jndem Jan Wilhelm auch ſein blut dabey gewagt.
Die freude laͤſt ſich drauf in tauſend ſeelen ſpuͤren,
Darzu ein ieder mund ein frohes vivat ſpricht.
Wir dencken Wilhelms haupt mit palmen auszuzieren,
So bald ein friedens-blick auf unſre grentzen bricht.
Doch ſpielt der morgen ſchon mit heitren ſonnen-lichte,
Wenn ein beliebter ſtrahl bey fruͤhen ſtunden lacht;
So wird die anmuth doch in einem nu zu nichte,
So bald ein wolcken-zug den mittag duͤſter macht.
Die hoffnung will uns offt mit ſuͤßem manna ſpeiſen,
Doch wird ein mara-tranck zum letzten aufgeſetzt.
Der abend thoͤnet offt mit bangen trauer-weiſen,
Wo uns zu mittag noch ein freuden-lied ergetzt.
Die buͤhne dieſer welt ſtellt ihre froͤligkeiten
Zu allgemeiner luſt bey erſten ſeenen auf;
Doch treten ſchertz und ſpiel gar ſchleunig auf die ſeiten,
Es hemmt ein jaͤher fall der wohlluſt ihren lauff.
Wir lachen in der ſee, und ſehen den delphinen
Jn ſanffter ſpiegel-fluth bey ihrem tantze zu.
Der himmel (dencket man) muß unſre fahrt bedienen,
Der angenehme weſt befoͤrdert unſre ruh.
Doch eh wir uns verſehn, will ſturm und wetter toben,
Und faͤllt den ſchweren maſt mit allen kraͤfften am;
Die ſee ſtoͤßt unten auf, der rauhe nord von oben,
Daß man dem ungemach offt nicht entrinnen kan.
Ver-
Hofm. w. V. Th. J
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[129/0131] Hochzeit-Gedichte. Das ſteuer-ruder bricht, das leere ſchiff erſchuͤttert, Und nimmt aus furchtſamkeit die ſtoltzen flaggen ein. So iſt die frohe poſt der laͤnder durchgedrungen, Die mit vereinter krafft in ihren waffen ſtehn; So iſt manch freuden-lied zu unſer luſt erklungen: Die goͤldne freyheit ſoll in ſieges-kraͤntzen gehn. Jndeſſen dencket man auf friſche lorbeer-cronen, Die pflicht und danckbarkeit den deutſchen helden reicht; Die demuth muͤhet ſich die thaten zu belohnen, Vor deren treffligkeit das alte Rom entweicht. Jan Wilhelms tapffrer geiſt liegt Sachſen in dem ſinne; Wenn uns ein neuer brief von neuen thaten ſagt, Wird unſre neugier auch der helden-proben inne, Jndem Jan Wilhelm auch ſein blut dabey gewagt. Die freude laͤſt ſich drauf in tauſend ſeelen ſpuͤren, Darzu ein ieder mund ein frohes vivat ſpricht. Wir dencken Wilhelms haupt mit palmen auszuzieren, So bald ein friedens-blick auf unſre grentzen bricht. Doch ſpielt der morgen ſchon mit heitren ſonnen-lichte, Wenn ein beliebter ſtrahl bey fruͤhen ſtunden lacht; So wird die anmuth doch in einem nu zu nichte, So bald ein wolcken-zug den mittag duͤſter macht. Die hoffnung will uns offt mit ſuͤßem manna ſpeiſen, Doch wird ein mara-tranck zum letzten aufgeſetzt. Der abend thoͤnet offt mit bangen trauer-weiſen, Wo uns zu mittag noch ein freuden-lied ergetzt. Die buͤhne dieſer welt ſtellt ihre froͤligkeiten Zu allgemeiner luſt bey erſten ſeenen auf; Doch treten ſchertz und ſpiel gar ſchleunig auf die ſeiten, Es hemmt ein jaͤher fall der wohlluſt ihren lauff. Wir lachen in der ſee, und ſehen den delphinen Jn ſanffter ſpiegel-fluth bey ihrem tantze zu. Der himmel (dencket man) muß unſre fahrt bedienen, Der angenehme weſt befoͤrdert unſre ruh. Doch eh wir uns verſehn, will ſturm und wetter toben, Und faͤllt den ſchweren maſt mit allen kraͤfften am; Die ſee ſtoͤßt unten auf, der rauhe nord von oben, Daß man dem ungemach offt nicht entrinnen kan. Ver- Hofm. w. V. Th. J

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/131>, abgerufen am 14.05.2024.