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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Jhr seyd doch allzusüß und schön,
Um euch aus bloser furcht des todes zu entgehn.


Auf ihre unbarmhertzigkeit.
SOll denn mein heisses ach und weinen gar nichts taugen?
Es ist ein theurer zoll des hertzens und der augen,
Der wie dein harter grimm von tag zu tage steigt.
Wenn deinen strengen sinn nun selbst die zeit nicht beugt,
So kan es nicht mehr lange währen,
Es muß sich meine brust in den Vesuvius,
Der augen nasser überfluß
Sich in ein meer, dein sinn in einen fels verkehren.


An die grausame Sylvia.
MEin hertz ist nun kein hertz, indem es, Sylvia!
Durch deinen grimm zu einer hölle worden,
Jn der die martern, angst und pein
Ewig und unsterblich seyn.
Da wirst du (wo dir vor manch ehren-dienst geschehn)
Auch wenn du allereits den orden
Der todten führen wirst, der pein kein ende sehn.
Schau, strenge Sylvia!
Die straf' ist würcklich da.
Es hat dein eigensinn, dem du zu viel vertrauet,
Aus deinem tempel dir ein höllen-reich gebauet.


Ver-
Leanders aus Schleſien
Jhr ſeyd doch allzuſuͤß und ſchoͤn,
Um euch aus bloſer furcht des todes zu entgehn.


Auf ihre unbarmhertzigkeit.
SOll denn mein heiſſes ach und weinen gar nichts taugen?
Es iſt ein theurer zoll des hertzens und der augen,
Der wie dein harter grimm von tag zu tage ſteigt.
Wenn deinen ſtrengen ſinn nun ſelbſt die zeit nicht beugt,
So kan es nicht mehr lange waͤhren,
Es muß ſich meine bruſt in den Veſuvius,
Der augen naſſer uͤberfluß
Sich in ein meer, dein ſinn in einen fels verkehren.


An die grauſame Sylvia.
MEin hertz iſt nun kein hertz, indem es, Sylvia!
Durch deinen grimm zu einer hoͤlle worden,
Jn der die martern, angſt und pein
Ewig und unſterblich ſeyn.
Da wirſt du (wo dir vor manch ehren-dienſt geſchehn)
Auch wenn du allereits den orden
Der todten fuͤhren wirſt, der pein kein ende ſehn.
Schau, ſtrenge Sylvia!
Die ſtraf’ iſt wuͤrcklich da.
Es hat dein eigenſinn, dem du zu viel vertrauet,
Aus deinem tempel dir ein hoͤllen-reich gebauet.


Ver-
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[272/0274] Leanders aus Schleſien Jhr ſeyd doch allzuſuͤß und ſchoͤn, Um euch aus bloſer furcht des todes zu entgehn. Auf ihre unbarmhertzigkeit. SOll denn mein heiſſes ach und weinen gar nichts taugen? Es iſt ein theurer zoll des hertzens und der augen, Der wie dein harter grimm von tag zu tage ſteigt. Wenn deinen ſtrengen ſinn nun ſelbſt die zeit nicht beugt, So kan es nicht mehr lange waͤhren, Es muß ſich meine bruſt in den Veſuvius, Der augen naſſer uͤberfluß Sich in ein meer, dein ſinn in einen fels verkehren. An die grauſame Sylvia. MEin hertz iſt nun kein hertz, indem es, Sylvia! Durch deinen grimm zu einer hoͤlle worden, Jn der die martern, angſt und pein Ewig und unſterblich ſeyn. Da wirſt du (wo dir vor manch ehren-dienſt geſchehn) Auch wenn du allereits den orden Der todten fuͤhren wirſt, der pein kein ende ſehn. Schau, ſtrenge Sylvia! Die ſtraf’ iſt wuͤrcklich da. Es hat dein eigenſinn, dem du zu viel vertrauet, Aus deinem tempel dir ein hoͤllen-reich gebauet. Ver-

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/274>, abgerufen am 27.04.2024.