Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Hochzeit-Gedichte.
So wird vielleicht gantz sonnen-klar geschaut,
Der frühling sey hier doppelt angegangen.
Doch wird ihr glantz noch höher angestrichen
Von blumen, die die reine seele nährt;
Wie blumen bey einander stärcker riechen,
So machen sie die tugenden auch werth.
Diß ist der schmuck, dem käyser-cronen weichen,
Vor diesem legt das blut der rosen ein.
Ja wenn die lust des frühlings wird erbleichen,
Wird dieser lentz der tugend ewig seyn.
Vorzeiten hieß der lentz das heilge jahr,
Dieweil alsdenn das volck gelübde machte,
Und vor die hülff aus unglück und gefahr,
Offt alle frucht zum götzen-opffer brachte:
Sie beyde sind bereits GOtt anvertraut,
Als die sich stets der gottes-furcht befleissen,
Jedwede nimmt ein geistlicher zur braut,
Solt iede nicht ein heilger frühling heissen?
Glückseeligs hauß! das ungemeine gaben,
Der welt befohln, den sternen zugezehlt,
Muß deine lust nicht zweyfach seyn erhaben;
Weil du zugleich zwey kinder siehst vermählt.
Und hat dein haupt durch hochgelehrte leute
Bißher gestützt so lehr-stuhl als altar;
So giebt es nun als vater auch zwey bräute
Denjenigen, wo es vor lehrer war.
Geht, Schönes paar! zum andern paare hin;
Und paaret euch zusammen in die wette;
Der sternen heer, das kurtz noch munter schien,
Geht selber auch zu paaren schon zu bette.
Wünscht denen, die noch itzt in freyheit stehn,
Und wenig von dergleichen paaren wissen;
Die nur mit euch biß an die kammer gehn,
Daß sie euch bald zu paaren folgen müssen.
Der frühling selbst, indem ihr hochzeit gebet,
Verspricht euch nichts, als das vergnügung macht:
Wie ihr itzund in lauter freuden lebet,
So soll euch seyn eur leben zugebracht.
Euch
Hochzeit-Gedichte.
So wird vielleicht gantz ſonnen-klar geſchaut,
Der fruͤhling ſey hier doppelt angegangen.
Doch wird ihr glantz noch hoͤher angeſtrichen
Von blumen, die die reine ſeele naͤhrt;
Wie blumen bey einander ſtaͤrcker riechen,
So machen ſie die tugenden auch werth.
Diß iſt der ſchmuck, dem kaͤyſer-cronen weichen,
Vor dieſem legt das blut der roſen ein.
Ja wenn die luſt des fruͤhlings wird erbleichen,
Wird dieſer lentz der tugend ewig ſeyn.
Vorzeiten hieß der lentz das heilge jahr,
Dieweil alsdenn das volck geluͤbde machte,
Und vor die huͤlff aus ungluͤck und gefahr,
Offt alle frucht zum goͤtzen-opffer brachte:
Sie beyde ſind bereits GOtt anvertraut,
Als die ſich ſtets der gottes-furcht befleiſſen,
Jedwede nimmt ein geiſtlicher zur braut,
Solt iede nicht ein heilger fruͤhling heiſſen?
Gluͤckſeeligs hauß! das ungemeine gaben,
Der welt befohln, den ſternen zugezehlt,
Muß deine luſt nicht zweyfach ſeyn erhaben;
Weil du zugleich zwey kinder ſiehſt vermaͤhlt.
Und hat dein haupt durch hochgelehrte leute
Bißher geſtuͤtzt ſo lehr-ſtuhl als altar;
So giebt es nun als vater auch zwey braͤute
Denjenigen, wo es vor lehrer war.
Geht, Schoͤnes paar! zum andern paare hin;
Und paaret euch zuſammen in die wette;
Der ſternen heer, das kurtz noch munter ſchien,
Geht ſelber auch zu paaren ſchon zu bette.
Wuͤnſcht denen, die noch itzt in freyheit ſtehn,
Und wenig von dergleichen paaren wiſſen;
Die nur mit euch biß an die kammer gehn,
Daß ſie euch bald zu paaren folgen muͤſſen.
Der fruͤhling ſelbſt, indem ihr hochzeit gebet,
Verſpricht euch nichts, als das vergnuͤgung macht:
Wie ihr itzund in lauter freuden lebet,
So ſoll euch ſeyn eur leben zugebracht.
Euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0077" n="75"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>So wird vielleicht gantz &#x017F;onnen-klar ge&#x017F;chaut,</l><lb/>
          <l>Der fru&#x0364;hling &#x017F;ey hier doppelt angegangen.</l><lb/>
          <l>Doch wird ihr glantz noch ho&#x0364;her ange&#x017F;trichen</l><lb/>
          <l>Von blumen, die die reine &#x017F;eele na&#x0364;hrt;</l><lb/>
          <l>Wie blumen bey einander &#x017F;ta&#x0364;rcker riechen,</l><lb/>
          <l>So machen &#x017F;ie die tugenden auch werth.</l><lb/>
          <l>Diß i&#x017F;t der &#x017F;chmuck, dem ka&#x0364;y&#x017F;er-cronen weichen,</l><lb/>
          <l>Vor die&#x017F;em legt das blut der ro&#x017F;en ein.</l><lb/>
          <l>Ja wenn die lu&#x017F;t des fru&#x0364;hlings wird erbleichen,</l><lb/>
          <l>Wird die&#x017F;er lentz der tugend ewig &#x017F;eyn.</l><lb/>
          <l>Vorzeiten hieß der lentz das heilge jahr,</l><lb/>
          <l>Dieweil alsdenn das volck gelu&#x0364;bde machte,</l><lb/>
          <l>Und vor die hu&#x0364;lff aus unglu&#x0364;ck und gefahr,</l><lb/>
          <l>Offt alle frucht zum go&#x0364;tzen-opffer brachte:</l><lb/>
          <l>Sie beyde &#x017F;ind bereits GOtt anvertraut,</l><lb/>
          <l>Als die &#x017F;ich &#x017F;tets der gottes-furcht beflei&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Jedwede nimmt ein gei&#x017F;tlicher zur braut,</l><lb/>
          <l>Solt iede nicht ein heilger fru&#x0364;hling hei&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
          <l>Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligs hauß! das ungemeine gaben,</l><lb/>
          <l>Der welt befohln, den &#x017F;ternen zugezehlt,</l><lb/>
          <l>Muß deine lu&#x017F;t nicht zweyfach &#x017F;eyn erhaben;</l><lb/>
          <l>Weil du zugleich zwey kinder &#x017F;ieh&#x017F;t verma&#x0364;hlt.</l><lb/>
          <l>Und hat dein haupt durch hochgelehrte leute</l><lb/>
          <l>Bißher ge&#x017F;tu&#x0364;tzt &#x017F;o lehr-&#x017F;tuhl als altar;</l><lb/>
          <l>So giebt es nun als vater auch zwey bra&#x0364;ute</l><lb/>
          <l>Denjenigen, wo es vor lehrer war.</l><lb/>
          <l>Geht, Scho&#x0364;nes paar! zum andern paare hin;</l><lb/>
          <l>Und paaret euch zu&#x017F;ammen in die wette;</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ternen heer, das kurtz noch munter &#x017F;chien,</l><lb/>
          <l>Geht &#x017F;elber auch zu paaren &#x017F;chon zu bette.</l><lb/>
          <l>Wu&#x0364;n&#x017F;cht denen, die noch itzt in freyheit &#x017F;tehn,</l><lb/>
          <l>Und wenig von dergleichen paaren wi&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
          <l>Die nur mit euch biß an die kammer gehn,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie euch bald zu paaren folgen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Der fru&#x0364;hling &#x017F;elb&#x017F;t, indem ihr hochzeit gebet,</l><lb/>
          <l>Ver&#x017F;pricht euch nichts, als das vergnu&#x0364;gung macht:</l><lb/>
          <l>Wie ihr itzund in lauter freuden lebet,</l><lb/>
          <l>So &#x017F;oll euch &#x017F;eyn eur leben zugebracht.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Euch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0077] Hochzeit-Gedichte. So wird vielleicht gantz ſonnen-klar geſchaut, Der fruͤhling ſey hier doppelt angegangen. Doch wird ihr glantz noch hoͤher angeſtrichen Von blumen, die die reine ſeele naͤhrt; Wie blumen bey einander ſtaͤrcker riechen, So machen ſie die tugenden auch werth. Diß iſt der ſchmuck, dem kaͤyſer-cronen weichen, Vor dieſem legt das blut der roſen ein. Ja wenn die luſt des fruͤhlings wird erbleichen, Wird dieſer lentz der tugend ewig ſeyn. Vorzeiten hieß der lentz das heilge jahr, Dieweil alsdenn das volck geluͤbde machte, Und vor die huͤlff aus ungluͤck und gefahr, Offt alle frucht zum goͤtzen-opffer brachte: Sie beyde ſind bereits GOtt anvertraut, Als die ſich ſtets der gottes-furcht befleiſſen, Jedwede nimmt ein geiſtlicher zur braut, Solt iede nicht ein heilger fruͤhling heiſſen? Gluͤckſeeligs hauß! das ungemeine gaben, Der welt befohln, den ſternen zugezehlt, Muß deine luſt nicht zweyfach ſeyn erhaben; Weil du zugleich zwey kinder ſiehſt vermaͤhlt. Und hat dein haupt durch hochgelehrte leute Bißher geſtuͤtzt ſo lehr-ſtuhl als altar; So giebt es nun als vater auch zwey braͤute Denjenigen, wo es vor lehrer war. Geht, Schoͤnes paar! zum andern paare hin; Und paaret euch zuſammen in die wette; Der ſternen heer, das kurtz noch munter ſchien, Geht ſelber auch zu paaren ſchon zu bette. Wuͤnſcht denen, die noch itzt in freyheit ſtehn, Und wenig von dergleichen paaren wiſſen; Die nur mit euch biß an die kammer gehn, Daß ſie euch bald zu paaren folgen muͤſſen. Der fruͤhling ſelbſt, indem ihr hochzeit gebet, Verſpricht euch nichts, als das vergnuͤgung macht: Wie ihr itzund in lauter freuden lebet, So ſoll euch ſeyn eur leben zugebracht. Euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/77
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/77>, abgerufen am 12.05.2024.