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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Und zeigst, indem wir wollen siegen
Von ferne, wie wir niederlegen.
O Amor! deine krafft
Jst stärcker, als der reben safft.
Er kan die sinnen nur bethören;
Dich müssen auch die hertzen ehren.
Er kan berücken,
Du kanst entzücken.
Er schwindet wie rauch;
Doch wo du kommst, da bleibst du auch.

ARIA.
Süsse zeugin meiner flammen!
Venus! sprich von deiner macht!
Wein bringt helden offt zusammen;
Aber wein ist zu verdammen,
Wenn er, Venus! dich veracht:
Aber wein ist zu verdammen,
Wenn er keiner schönheit acht.
Süsse zengin meiner flammen!
Venus! sprich von deiner macht!
Diana.
JCh liebe nicht, wie Bacchus spricht:
Doch fluch ich auch der liebe nicht,
Mein hertz ist frey, und soll es auch verbleiben[:]
Gleichwol ergetzt es mich,
Wenn keusche seelen sich
Jns buch der liebe schreiben.
Was mich am lieben offt gekränckt,
Jst, daß man schwört, und anders denckt:
Jst, daß man mit dem munde küsset,
Und doch im hertzen sich vergisset.
Ach! denck ich offt, so ist ja nicht der wald:
Denn wie er einmahl wiederschallt,
So schallt er allzeit wieder.
Jch denck es; Doch wo Hymens lieder
So

Hochzeit-Getichte.

Und zeigſt, indem wir wollen ſiegen
Von ferne, wie wir niederlegen.
O Amor! deine krafft
Jſt ſtaͤrcker, als der reben ſafft.
Er kan die ſinnen nur bethoͤren;
Dich muͤſſen auch die hertzen ehren.
Er kan beruͤcken,
Du kanſt entzuͤcken.
Er ſchwindet wie rauch;
Doch wo du kommſt, da bleibſt du auch.

ARIA.
Suͤſſe zeugin meiner flammen!
Venus! ſprich von deiner macht!
Wein bringt helden offt zuſammen;
Aber wein iſt zu verdammen,
Wenn er, Venus! dich veracht:
Aber wein iſt zu verdammen,
Wenn er keiner ſchoͤnheit acht.
Suͤſſe zengin meiner flammen!
Venus! ſprich von deiner macht!
Diana.
JCh liebe nicht, wie Bacchus ſpricht:
Doch fluch ich auch der liebe nicht,
Mein hertz iſt frey, und ſoll es auch verbleiben[:]
Gleichwol ergetzt es mich,
Wenn keuſche ſeelen ſich
Jns buch der liebe ſchreiben.
Was mich am lieben offt gekraͤnckt,
Jſt, daß man ſchwoͤrt, und anders denckt:
Jſt, daß man mit dem munde kuͤſſet,
Und doch im hertzen ſich vergiſſet.
Ach! denck ich offt, ſo iſt ja nicht der wald:
Denn wie er einmahl wiederſchallt,
So ſchallt er allzeit wieder.
Jch denck es; Doch wo Hymens lieder
So
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[123/0147] Hochzeit-Getichte. Und zeigſt, indem wir wollen ſiegen Von ferne, wie wir niederlegen. O Amor! deine krafft Jſt ſtaͤrcker, als der reben ſafft. Er kan die ſinnen nur bethoͤren; Dich muͤſſen auch die hertzen ehren. Er kan beruͤcken, Du kanſt entzuͤcken. Er ſchwindet wie rauch; Doch wo du kommſt, da bleibſt du auch. ARIA. Suͤſſe zeugin meiner flammen! Venus! ſprich von deiner macht! Wein bringt helden offt zuſammen; Aber wein iſt zu verdammen, Wenn er, Venus! dich veracht: Aber wein iſt zu verdammen, Wenn er keiner ſchoͤnheit acht. Suͤſſe zengin meiner flammen! Venus! ſprich von deiner macht! Diana. JCh liebe nicht, wie Bacchus ſpricht: Doch fluch ich auch der liebe nicht, Mein hertz iſt frey, und ſoll es auch verbleiben: Gleichwol ergetzt es mich, Wenn keuſche ſeelen ſich Jns buch der liebe ſchreiben. Was mich am lieben offt gekraͤnckt, Jſt, daß man ſchwoͤrt, und anders denckt: Jſt, daß man mit dem munde kuͤſſet, Und doch im hertzen ſich vergiſſet. Ach! denck ich offt, ſo iſt ja nicht der wald: Denn wie er einmahl wiederſchallt, So ſchallt er allzeit wieder. Jch denck es; Doch wo Hymens lieder So

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/147>, abgerufen am 29.04.2024.