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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Vierten Abhandlung
Begehrt itzund also der Tochter Hochzeit-Fest?
Es schauret mir die Haut/ es beben mir die Knie/
Des Morgens Braut/ des Abends Opffer-Vieh.
Nican. Ach Nymfe/ plage dich und andre nicht ümsonst/
Jch muß dich itzt in Tempel führen.
Jch möchte sonst Genad und Gunst
Der Götter und der Menschen gantz verlieren.
Amar. Nun/ ihr Walder/ gute Nacht!
Nehmt diesen letzten Seuffzer an/
Bis der ungerechte Stahl mich wird haben ümgebracht/
Und mein Schatten euren Schatten wiederum begrüssen kan.
"Dann in die Höle weiß die Unschuld nicht zu gehn:
"Und die Verzweiffelung kan nicht im Himmel stehn.
Mirtillo, dieser Tag troff voller Ungelücke/
Als mich dein Ange hat das erstemal betracht/
Und ich das erstemal empfunden deine Blicke;
Soll dann mein Leben/
So du noch mehr als das deine geliebet/
Nur dir zum Leben seyn gegeben/
Damit es mich itz und dem bleichen Tode giebet/
Und führet in die lange Nacht?
Wer solte dieses dencken.
Jch leide Todes-Pein/
Dieweil ich aller Schuld und Sünde frey zu seyn/
Dich so viel lange Zeit bemühet war zu kräncken.
Das Fromm seyn und der Glimpff verrauchen ohne Frucht/
Es mangelt uns Verbrechen oder Flucht/
Was hilfft dis aber mich:
Jch sterb itzt ohne Schuld/ und auch/ ach! ohne dich/
Mirtillo, ach! mein Hertze!
Nic. Jhr Götter/ ach! Sie stirbt vor Schmertze!
Ach! Komt/ und helfft sie mir doch halten!
Ach! ungemeine Noth!
Des Mirtillo füsser Nahmen bringet ihr itzund den Tod/
Und verliebte Traurigkeit wil des Beiles Statt verwalten.
Du/ arme Nymfe/ du! doch spür ich noch ein Leben/
Mich deucht ich fühl ihr Hertze schlagen/
Helfft mir sie doch zum nechsten Brunnen tragen;
Leicht-
Der Vierten Abhandlung
Begehrt itzund alſo der Tochter Hochzeit-Feſt?
Es ſchauret mir die Haut/ es beben mir die Knie/
Des Morgens Braut/ des Abends Opffer-Vieh.
Nican. Ach Nymfe/ plage dich und andre nicht uͤmſonſt/
Jch muß dich itzt in Tempel fuͤhren.
Jch moͤchte ſonſt Genad und Gunſt
Der Goͤtter und der Menſchen gantz verlieren.
Amar. Nun/ ihr Walder/ gute Nacht!
Nehmt dieſen letzten Seuffzer an/
Bis der ungerechte Stahl mich wird haben uͤmgebracht/
Und mein Schatten euren Schatten wiederum begruͤſſen kan.
„Dann in die Hoͤle weiß die Unſchuld nicht zu gehn:
„Und die Verzweiffelung kan nicht im Himmel ſtehn.
Mirtillo, dieſer Tag troff voller Ungeluͤcke/
Als mich dein Ange hat das erſtemal betracht/
Und ich das erſtemal empfunden deine Blicke;
Soll dann mein Leben/
So du noch mehr als das deine geliebet/
Nur dir zum Leben ſeyn gegeben/
Damit es mich itz und dem bleichen Tode giebet/
Und fuͤhret in die lange Nacht?
Wer ſolte dieſes dencken.
Jch leide Todes-Pein/
Dieweil ich aller Schuld und Suͤnde frey zu ſeyn/
Dich ſo viel lange Zeit bemuͤhet war zu kraͤncken.
Das Fromm ſeyn und der Glimpff verrauchen ohne Frucht/
Es mangelt uns Verbrechen oder Flucht/
Was hilfft dis aber mich:
Jch ſterb itzt ohne Schuld/ und auch/ ach! ohne dich/
Mirtillo, ach! mein Hertze!
Nic. Jhr Goͤtter/ ach! Sie ſtirbt vor Schmertze!
Ach! Komt/ und helfft ſie mir doch halten!
Ach! ungemeine Noth!
Des Mirtillo fuͤſſer Nahmen bringet ihr itzund den Tod/
Und verliebte Traurigkeit wil des Beiles Statt verwalten.
Du/ arme Nymfe/ du! doch ſpuͤr ich noch ein Leben/
Mich deucht ich fuͤhl ihr Hertze ſchlagen/
Helfft mir ſie doch zum nechſten Brunnen tragen;
Leicht-
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[134/0180] Der Vierten Abhandlung Begehrt itzund alſo der Tochter Hochzeit-Feſt? Es ſchauret mir die Haut/ es beben mir die Knie/ Des Morgens Braut/ des Abends Opffer-Vieh. Nican. Ach Nymfe/ plage dich und andre nicht uͤmſonſt/ Jch muß dich itzt in Tempel fuͤhren. Jch moͤchte ſonſt Genad und Gunſt Der Goͤtter und der Menſchen gantz verlieren. Amar. Nun/ ihr Walder/ gute Nacht! Nehmt dieſen letzten Seuffzer an/ Bis der ungerechte Stahl mich wird haben uͤmgebracht/ Und mein Schatten euren Schatten wiederum begruͤſſen kan. „Dann in die Hoͤle weiß die Unſchuld nicht zu gehn: „Und die Verzweiffelung kan nicht im Himmel ſtehn. Mirtillo, dieſer Tag troff voller Ungeluͤcke/ Als mich dein Ange hat das erſtemal betracht/ Und ich das erſtemal empfunden deine Blicke; Soll dann mein Leben/ So du noch mehr als das deine geliebet/ Nur dir zum Leben ſeyn gegeben/ Damit es mich itz und dem bleichen Tode giebet/ Und fuͤhret in die lange Nacht? Wer ſolte dieſes dencken. Jch leide Todes-Pein/ Dieweil ich aller Schuld und Suͤnde frey zu ſeyn/ Dich ſo viel lange Zeit bemuͤhet war zu kraͤncken. Das Fromm ſeyn und der Glimpff verrauchen ohne Frucht/ Es mangelt uns Verbrechen oder Flucht/ Was hilfft dis aber mich: Jch ſterb itzt ohne Schuld/ und auch/ ach! ohne dich/ Mirtillo, ach! mein Hertze! Nic. Jhr Goͤtter/ ach! Sie ſtirbt vor Schmertze! Ach! Komt/ und helfft ſie mir doch halten! Ach! ungemeine Noth! Des Mirtillo fuͤſſer Nahmen bringet ihr itzund den Tod/ Und verliebte Traurigkeit wil des Beiles Statt verwalten. Du/ arme Nymfe/ du! doch ſpuͤr ich noch ein Leben/ Mich deucht ich fuͤhl ihr Hertze ſchlagen/ Helfft mir ſie doch zum nechſten Brunnen tragen; Leicht-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/180>, abgerufen am 04.05.2024.