Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Schluß-Chor.
Der hatte noch kein Hertze recht berühret:
Vielmehr wie sichs alhier gebühret/
Jn Lust ohn alle Sünden/
Bey Püschen und bey Fluß/
Zu stärcken Hertze/ Geist und Fuß/
War da ihr Thun und reines Unterwinden
Der Fürsatz Treu und Ehre zu behalten/
Der konte nimmer mehr in ihrer Brust erkalten.
Jn Püschen und auf Feld/
Da ward durch reinen Schertz/
Und keusche Brunst der Menschen Geist verbunden/
Es meint in solcher Welt
Der Mund gleichwie das Hertz/
Es war der Kuß/ den man alldar empfunden/
Mit Hymens Zucker wohl ümwunden/
Die Rosen abzulesen/
War nur vor eine Hand/
Dem falsche Lust den Geist entbrant/
Der wüste hier nicht leichtlich zu genesen:
Dis was sich Mann und Buhler itzund nennet.
War in der ersten Welt nur vor ein Ding erkennet.
O Zeit/ die uns verdeckt
Mit Keuschheit loser Lust/
Den reinen Schatz/ den unser Hertze heget!
O Zeit/ die dis erweckt/
Was die verführte Brust
Nur zum Verderb auf geilen Schalcn träget/
Die auch in Blumen Stricke leget/
Die Freyheit hinzufällen/
Und Schein der Heiligkeit/
Nach Lust und Orts Gelegenheit
Zur Sünde wil die losen Netze stellen.
Man tadelt nicht/ was dort und da geschiehet/
Wann dis was schändlich ist/ nur nicht das Auge siehet.
Du wahres Seelen-Licht/
So recht sich Ehre nennet/
Und als ein Schatz den Menschen ist gegeben/

Ver-

Schluß-Chor.
Der hatte noch kein Hertze recht beruͤhret:
Vielmehr wie ſichs alhier gebuͤhret/
Jn Luſt ohn alle Suͤnden/
Bey Puͤſchen und bey Fluß/
Zu ſtaͤrcken Hertze/ Geiſt und Fuß/
War da ihr Thun und reines Unterwinden
Der Fuͤrſatz Treu und Ehre zu behalten/
Der konte nimmer mehr in ihrer Bruſt erkalten.
Jn Puͤſchen und auf Feld/
Da ward durch reinen Schertz/
Und keuſche Brunſt der Menſchen Geiſt verbunden/
Es meint in ſolcher Welt
Der Mund gleichwie das Hertz/
Es war der Kuß/ den man alldar empfunden/
Mit Hymens Zucker wohl uͤmwunden/
Die Roſen abzuleſen/
War nur vor eine Hand/
Dem falſche Luſt den Geiſt entbrant/
Der wuͤſte hier nicht leichtlich zu geneſen:
Dis was ſich Mann und Buhler itzund nennet.
War in der erſten Welt nur vor ein Ding erkennet.
O Zeit/ die uns verdeckt
Mit Keuſchheit loſer Luſt/
Den reinen Schatz/ den unſer Hertze heget!
O Zeit/ die dis erweckt/
Was die verfuͤhrte Bruſt
Nur zum Verderb auf geilen Schalcn traͤget/
Die auch in Blumen Stricke leget/
Die Freyheit hinzufaͤllen/
Und Schein der Heiligkeit/
Nach Luſt und Orts Gelegenheit
Zur Suͤnde wil die loſen Netze ſtellen.
Man tadelt nicht/ was dort und da geſchiehet/
Wann dis was ſchaͤndlich iſt/ nur nicht das Auge ſiehet.
Du wahres Seelen-Licht/
So recht ſich Ehre nennet/
Und als ein Schatz den Menſchen iſt gegeben/

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0201" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Schluß-Chor.</hi></fw><lb/>
Der hatte noch kein Hertze recht beru&#x0364;hret:<lb/>
Vielmehr wie &#x017F;ichs alhier gebu&#x0364;hret/<lb/>
Jn Lu&#x017F;t ohn alle Su&#x0364;nden/<lb/>
Bey Pu&#x0364;&#x017F;chen und bey Fluß/<lb/>
Zu &#x017F;ta&#x0364;rcken Hertze/ Gei&#x017F;t und Fuß/<lb/>
War da ihr Thun und reines Unterwinden<lb/>
Der Fu&#x0364;r&#x017F;atz Treu und Ehre zu behalten/<lb/>
Der konte nimmer mehr in ihrer Bru&#x017F;t erkalten.<lb/>
Jn Pu&#x0364;&#x017F;chen und auf Feld/<lb/>
Da ward durch reinen Schertz/<lb/>
Und keu&#x017F;che Brun&#x017F;t der Men&#x017F;chen Gei&#x017F;t verbunden/<lb/>
Es meint in &#x017F;olcher Welt<lb/>
Der Mund gleichwie das Hertz/<lb/>
Es war der Kuß/ den man alldar empfunden/<lb/>
Mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Hymens</hi></hi> Zucker wohl u&#x0364;mwunden/<lb/>
Die Ro&#x017F;en abzule&#x017F;en/<lb/>
War nur vor eine Hand/<lb/>
Dem fal&#x017F;che Lu&#x017F;t den Gei&#x017F;t entbrant/<lb/>
Der wu&#x0364;&#x017F;te hier nicht leichtlich zu gene&#x017F;en:<lb/>
Dis was &#x017F;ich Mann und Buhler itzund nennet.<lb/>
War in der er&#x017F;ten Welt nur vor ein Ding erkennet.<lb/>
O Zeit/ die uns verdeckt<lb/>
Mit Keu&#x017F;chheit lo&#x017F;er Lu&#x017F;t/<lb/>
Den reinen Schatz/ den un&#x017F;er Hertze heget!<lb/>
O Zeit/ die dis erweckt/<lb/>
Was die verfu&#x0364;hrte Bru&#x017F;t<lb/>
Nur zum Verderb auf geilen Schalcn tra&#x0364;get/<lb/>
Die auch in Blumen Stricke leget/<lb/>
Die Freyheit hinzufa&#x0364;llen/<lb/>
Und Schein der Heiligkeit/<lb/>
Nach Lu&#x017F;t und Orts Gelegenheit<lb/>
Zur Su&#x0364;nde wil die lo&#x017F;en Netze &#x017F;tellen.<lb/>
Man tadelt nicht/ was dort und da ge&#x017F;chiehet/<lb/>
Wann dis was &#x017F;cha&#x0364;ndlich i&#x017F;t/ nur nicht das Auge &#x017F;iehet.<lb/>
Du wahres Seelen-Licht/<lb/>
So recht &#x017F;ich Ehre nennet/<lb/>
Und als ein Schatz den Men&#x017F;chen i&#x017F;t gegeben/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0201] Schluß-Chor. Der hatte noch kein Hertze recht beruͤhret: Vielmehr wie ſichs alhier gebuͤhret/ Jn Luſt ohn alle Suͤnden/ Bey Puͤſchen und bey Fluß/ Zu ſtaͤrcken Hertze/ Geiſt und Fuß/ War da ihr Thun und reines Unterwinden Der Fuͤrſatz Treu und Ehre zu behalten/ Der konte nimmer mehr in ihrer Bruſt erkalten. Jn Puͤſchen und auf Feld/ Da ward durch reinen Schertz/ Und keuſche Brunſt der Menſchen Geiſt verbunden/ Es meint in ſolcher Welt Der Mund gleichwie das Hertz/ Es war der Kuß/ den man alldar empfunden/ Mit Hymens Zucker wohl uͤmwunden/ Die Roſen abzuleſen/ War nur vor eine Hand/ Dem falſche Luſt den Geiſt entbrant/ Der wuͤſte hier nicht leichtlich zu geneſen: Dis was ſich Mann und Buhler itzund nennet. War in der erſten Welt nur vor ein Ding erkennet. O Zeit/ die uns verdeckt Mit Keuſchheit loſer Luſt/ Den reinen Schatz/ den unſer Hertze heget! O Zeit/ die dis erweckt/ Was die verfuͤhrte Bruſt Nur zum Verderb auf geilen Schalcn traͤget/ Die auch in Blumen Stricke leget/ Die Freyheit hinzufaͤllen/ Und Schein der Heiligkeit/ Nach Luſt und Orts Gelegenheit Zur Suͤnde wil die loſen Netze ſtellen. Man tadelt nicht/ was dort und da geſchiehet/ Wann dis was ſchaͤndlich iſt/ nur nicht das Auge ſiehet. Du wahres Seelen-Licht/ So recht ſich Ehre nennet/ Und als ein Schatz den Menſchen iſt gegeben/ Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/201
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/201>, abgerufen am 29.04.2024.