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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Fünften Abhandlung
Daß auch sein hoher Witz durch alle Sachen dringt.
Er ist bezwungen.
Und hört ich recht das Murmeln seiner Zungen/
So sucht er etwan einen Schein/
Dadurch sein Fehler recht bemäntelt könte seyn.
Mont. Mit was vor Recht besaß der Mann denn dieses Kind?
Hut er es als seinen Sohn.
Car. Da weiß ich nichts davon.
Mont. Und hastu seiner sonst gantz keine Kundschafft nicht?
Car. Sonst weiß ich nichts: du bist ja wunderlich gesinnt!
Mont. Erinnerstu dich itzt noch/ wie er war gestalt?
Car. Wär er nur hier/ ich kennt ihn alsobald/
Er ist ein rauher Mann/ nicht minder von Gesicht/
Als auch von Tracht;
Den die kurtze Leibes-Art/
Das schwartze Haar und der verwörrte Bart/
Neben langen Augen-Wimpern treflich kennlich hat gemacht.
Mont. Jhr Knecht und Hirten komt itzt ingesamt zu mir.
Dam. Wir sind alhier.
Mont. Schau itzt die Hirten an/
Ob unter diesen wol dein Auge finden kan/
Was diesem gleicht/ von dem du mir gedacht.
Car. Der itz mir dir Gesvräche hält/
Hat nur nicht etwan einen Schein/
Jhm etwas gleich zu seyn/
Sondern es ist eben dieser/ der das Kind mir zugestellt.
Er ist noch eben so gestalt/
Wie er vor zwanzig Jahren war:
Er hat kein weisses Haar/
Und ich bin grau und alt.
Mont. Dameta, bleib alhier: Jhr andern tretet abe.
Kennstu diesen/ sag es recht/ daß ich des Gewißheit habe?
Dam. Daß ich ihn vor geschaut/ dasselbe leugn' ich nicht.
Doch wo/ und wie/ das fällt mir itz nicht ein.
Car. Du solt alsbald erinnert seyn.
Mont. Mache dich doch unbeschwert
Ein wenig nur von hinnen.
Dann erstlich wil ich selbst vernehmen/ was er spricht.

Car.
Der Fuͤnften Abhandlung
Daß auch ſein hoher Witz durch alle Sachen dringt.
Er iſt bezwungen.
Und hoͤrt ich recht das Murmeln ſeiner Zungen/
So ſucht er etwan einen Schein/
Dadurch ſein Fehler recht bemaͤntelt koͤnte ſeyn.
Mont. Mit was vor Recht beſaß der Mann denn dieſes Kind?
Hut er es als ſeinen Sohn.
Car. Da weiß ich nichts davon.
Mont. Und haſtu ſeiner ſonſt gantz keine Kundſchafft nicht?
Car. Sonſt weiß ich nichts: du biſt ja wunderlich geſinnt!
Mont. Erinnerſtu dich itzt noch/ wie er war geſtalt?
Car. Waͤr er nur hier/ ich kennt ihn alſobald/
Er iſt ein rauher Mann/ nicht minder von Geſicht/
Als auch von Tracht;
Den die kurtze Leibes-Art/
Das ſchwartze Haar und der verwoͤrrte Bart/
Neben langen Augen-Wimpern treflich kennlich hat gemacht.
Mont. Jhr Knecht und Hirten komt itzt ingeſamt zu mir.
Dam. Wir ſind alhier.
Mont. Schau itzt die Hirten an/
Ob unter dieſen wol dein Auge finden kan/
Was dieſem gleicht/ von dem du mir gedacht.
Car. Der itz mir dir Geſvraͤche haͤlt/
Hat nur nicht etwan einen Schein/
Jhm etwas gleich zu ſeyn/
Sondern es iſt eben dieſer/ der das Kind mir zugeſtellt.
Er iſt noch eben ſo geſtalt/
Wie er vor zwanzig Jahren war:
Er hat kein weiſſes Haar/
Und ich bin grau und alt.
Mont. Dameta, bleib alhier: Jhr andern tretet abe.
Kennſtu dieſen/ ſag es recht/ daß ich des Gewißheit habe?
Dam. Daß ich ihn vor geſchaut/ daſſelbe leugn’ ich nicht.
Doch wo/ und wie/ das faͤllt mir itz nicht ein.
Car. Du ſolt alsbald erinnert ſeyn.
Mont. Mache dich doch unbeſchwert
Ein wenig nur von hinnen.
Dann erſtlich wil ich ſelbſt vernehmen/ was er ſpricht.

Car.
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[180/0226] Der Fuͤnften Abhandlung Daß auch ſein hoher Witz durch alle Sachen dringt. Er iſt bezwungen. Und hoͤrt ich recht das Murmeln ſeiner Zungen/ So ſucht er etwan einen Schein/ Dadurch ſein Fehler recht bemaͤntelt koͤnte ſeyn. Mont. Mit was vor Recht beſaß der Mann denn dieſes Kind? Hut er es als ſeinen Sohn. Car. Da weiß ich nichts davon. Mont. Und haſtu ſeiner ſonſt gantz keine Kundſchafft nicht? Car. Sonſt weiß ich nichts: du biſt ja wunderlich geſinnt! Mont. Erinnerſtu dich itzt noch/ wie er war geſtalt? Car. Waͤr er nur hier/ ich kennt ihn alſobald/ Er iſt ein rauher Mann/ nicht minder von Geſicht/ Als auch von Tracht; Den die kurtze Leibes-Art/ Das ſchwartze Haar und der verwoͤrrte Bart/ Neben langen Augen-Wimpern treflich kennlich hat gemacht. Mont. Jhr Knecht und Hirten komt itzt ingeſamt zu mir. Dam. Wir ſind alhier. Mont. Schau itzt die Hirten an/ Ob unter dieſen wol dein Auge finden kan/ Was dieſem gleicht/ von dem du mir gedacht. Car. Der itz mir dir Geſvraͤche haͤlt/ Hat nur nicht etwan einen Schein/ Jhm etwas gleich zu ſeyn/ Sondern es iſt eben dieſer/ der das Kind mir zugeſtellt. Er iſt noch eben ſo geſtalt/ Wie er vor zwanzig Jahren war: Er hat kein weiſſes Haar/ Und ich bin grau und alt. Mont. Dameta, bleib alhier: Jhr andern tretet abe. Kennſtu dieſen/ ſag es recht/ daß ich des Gewißheit habe? Dam. Daß ich ihn vor geſchaut/ daſſelbe leugn’ ich nicht. Doch wo/ und wie/ das faͤllt mir itz nicht ein. Car. Du ſolt alsbald erinnert ſeyn. Mont. Mache dich doch unbeſchwert Ein wenig nur von hinnen. Dann erſtlich wil ich ſelbſt vernehmen/ was er ſpricht. Car.

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/226>, abgerufen am 29.04.2024.