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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Ersten Abhandlung
Gehalten wird vor einen Ubelstand:
So ist bey grünen Jahren
Nicht lieben/ der Natur ein Mameluk zu seyn/
Und wider ihr Gebot sich freventlich zu setzen.
Betrachte doch den Schein
Des Zirckels dieser Erden;
Ja was sich in der weiten Welt
Hat an das Licht gestellt/
Das wil ein Knecht der heissen Liebe werden:
Es muß Himmel Erd und Meer
Der Brunst zu Dienste gehn;
Des hellen Sternes Gläntzen/
So dorte wil für der Aurora stehn/
Komt von der Liebe her/
Und läst die reine Glut sein schönes Haupt ümkräntzen;
Es ist Venus/ so da liebt/ und uns auch verliebet macht.
Dis ist vielleicht die Stunde/
Jn der sie ist bedacht
Den letzten Kuß zu geben dessen Munde/
Bey dem sie hat die gantze Nacht
Jn süsser Büberey vergnüget zugebracht.
Ach schaue/ wie ihr Mund aus geilen Flammen lacht!
Es müssen hier und da die wilden Thiere brennen/
Die rauhe See
Lehrt das beschüpte Volck das heisse Liebes-Weh.
Der schwere Wahlfisch brennt bey flüchtigen Delphinen;
Das leichte Vögelein/ so dorte lieblich singt/
Und von der Tann itzt auf die Fichte hüpfft/
Ja von der Fichte sich hinwieder flüchtig schwingt/
Und in die Myrthen-Sträuche schlüpfft/
Hätt es der Menschen Geist/
Es würde laut bekennen/
Jch muß der Liebe dienen
Und thun was sie mich heist:
Doch rufft es/ wie es kan/ demselben/ was es liebt/
Mit süssem Geschwirre und Lieblichkeit zu/
Daß ihm nach seiner Art denn auch zur Antwort giebt:
Jch liebe gleich wie du.
Das
Der Erſten Abhandlung
Gehalten wird vor einen Ubelſtand:
So iſt bey gruͤnen Jahren
Nicht lieben/ der Natur ein Mameluk zu ſeyn/
Und wider ihr Gebot ſich freventlich zu ſetzen.
Betrachte doch den Schein
Des Zirckels dieſer Erden;
Ja was ſich in der weiten Welt
Hat an das Licht geſtellt/
Das wil ein Knecht der heiſſen Liebe werden:
Es muß Himmel Erd und Meer
Der Brunſt zu Dienſte gehn;
Des hellen Sternes Glaͤntzen/
So dorte wil fuͤr der Aurora ſtehn/
Komt von der Liebe her/
Und laͤſt die reine Glut ſein ſchoͤnes Haupt uͤmkraͤntzen;
Es iſt Venus/ ſo da liebt/ und uns auch verliebet macht.
Dis iſt vielleicht die Stunde/
Jn der ſie iſt bedacht
Den letzten Kuß zu geben deſſen Munde/
Bey dem ſie hat die gantze Nacht
Jn ſuͤſſer Buͤberey vergnuͤget zugebracht.
Ach ſchaue/ wie ihr Mund aus geilen Flammen lacht!
Es muͤſſen hier und da die wilden Thiere brennen/
Die rauhe See
Lehrt das beſchuͤpte Volck das heiſſe Liebes-Weh.
Der ſchwere Wahlfiſch brennt bey fluͤchtigen Delphinen;
Das leichte Voͤgelein/ ſo dorte lieblich ſingt/
Und von der Tann itzt auf die Fichte huͤpfft/
Ja von der Fichte ſich hinwieder fluͤchtig ſchwingt/
Und in die Myrthen-Straͤuche ſchluͤpfft/
Haͤtt es der Menſchen Geiſt/
Es wuͤrde laut bekennen/
Jch muß der Liebe dienen
Und thun was ſie mich heiſt:
Doch rufft es/ wie es kan/ demſelben/ was es liebt/
Mit ſuͤſſem Geſchwirre und Lieblichkeit zu/
Daß ihm nach ſeiner Art denn auch zur Antwort giebt:
Jch liebe gleich wie du.
Das
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[6/0052] Der Erſten Abhandlung Gehalten wird vor einen Ubelſtand: So iſt bey gruͤnen Jahren Nicht lieben/ der Natur ein Mameluk zu ſeyn/ Und wider ihr Gebot ſich freventlich zu ſetzen. Betrachte doch den Schein Des Zirckels dieſer Erden; Ja was ſich in der weiten Welt Hat an das Licht geſtellt/ Das wil ein Knecht der heiſſen Liebe werden: Es muß Himmel Erd und Meer Der Brunſt zu Dienſte gehn; Des hellen Sternes Glaͤntzen/ So dorte wil fuͤr der Aurora ſtehn/ Komt von der Liebe her/ Und laͤſt die reine Glut ſein ſchoͤnes Haupt uͤmkraͤntzen; Es iſt Venus/ ſo da liebt/ und uns auch verliebet macht. Dis iſt vielleicht die Stunde/ Jn der ſie iſt bedacht Den letzten Kuß zu geben deſſen Munde/ Bey dem ſie hat die gantze Nacht Jn ſuͤſſer Buͤberey vergnuͤget zugebracht. Ach ſchaue/ wie ihr Mund aus geilen Flammen lacht! Es muͤſſen hier und da die wilden Thiere brennen/ Die rauhe See Lehrt das beſchuͤpte Volck das heiſſe Liebes-Weh. Der ſchwere Wahlfiſch brennt bey fluͤchtigen Delphinen; Das leichte Voͤgelein/ ſo dorte lieblich ſingt/ Und von der Tann itzt auf die Fichte huͤpfft/ Ja von der Fichte ſich hinwieder fluͤchtig ſchwingt/ Und in die Myrthen-Straͤuche ſchluͤpfft/ Haͤtt es der Menſchen Geiſt/ Es wuͤrde laut bekennen/ Jch muß der Liebe dienen Und thun was ſie mich heiſt: Doch rufft es/ wie es kan/ demſelben/ was es liebt/ Mit ſuͤſſem Geſchwirre und Lieblichkeit zu/ Daß ihm nach ſeiner Art denn auch zur Antwort giebt: Jch liebe gleich wie du. Das

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/52>, abgerufen am 02.05.2024.