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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] hingegen Blut zur Nahrung des leblichen Athems ge-
ben. Hactenus ille. Es werden nicht weniger so wol
die dura als pia Mater, oder Meninx exterior & in-
terior,
von vielen Blut-Aederlein durchnetzet/ wie
D. Thomas Willis in Anatome Cerebri Cap. 6. & 7.
bezeuget/ davon des Hirns Gebäue durchgeistert wird;
und sagt weiter: haec Meninx interior, sive pia Ma-
ter, vasa omnia sanguifera, scilicet cum arterias,
tum venas, una cum diversimodis illorum produ-
ctionibus sustentat, adeoque sanguini, versus ce-
rebrum, adducendo abducendoque commeatum prae-
bet. Nam sanguinis torrens, quoniam in minutio-
res rivulos divisus, tam longo circuitu incedit,
languere, ejusque Spiritus depauperari possint,
denique ipse nimium defervescere, nisi quod varii
laticis ejus, ab utroque latere & aliunde concursus
hanc flammam vitalem brevi in Spiritus aetherios
cessuram de novo accenderet.
Jn Summa/ das
Geblüt ist ein Schatz des Lebens/ eine Erhaltung und
Balsam der Gesundheit; eine Wässerung der aus-
gedörrten Nerven/ ein Ernehrerinn der natürlichen
Wärme/ ein Uhr-Werck der Lebens-Geisterlein/
ein allgemeiner Landes-Strom/ auf welchem allen
menschlichen Gliedern und Kräfften die Nahrung/ Er-
quickung und Belebung zugeflösset wird; eine Sonne/ die
den gantzen sterblichen Leichnam erleuchtet/ erwärmet
und Gedeyen machet. Neben dem Geblüt aber ist noch
ein andere ernehrende weisse Feuchtigkeit/ die in der
Circulation und Umwaltzung des Geblütes/ durch alle
leibliche Theil ausgetheilet/ denselben Nahrung und
Zuwachsung beyfüget/ welche von des Geblütes Wär-
me gekocht und vorbereitet/ desto leichter in eines jeden
Theils Wesen und Zunehmung verwandelt wird. Daß
dieses wahr sey/ erscheinet aus einer jeden Aderlaß;
daß auf dem dicklechten nunmehr gestandnen Blut/ ei-
nes gesunden Menschens oben auf eine liechthelle wässe-
rige Feuchtigkeit schwimmet/ die durch gelinde Wär-
me/ wie das Weisse vom Ey/ eine weißlechte Dicke
überkommet/ und wolgedachter D. Willis sagt ferner
sehr schön: Sanguis non solus & unicus humor est,
qui in corpore animato distribuitur, ita nec integrum
nutritionis munus solitarie, ac per se exequi posse
videtur, nam praeter ipsum per arterias & venas dif-
fusum, latex alter a capite per nervos, ubique per
totum dispensatur, qui aliquatenus saltem nutritioni
confert, & Spiritus animales jugiter inde emanantes,
illi pro vehiculo sunt. Ideo succus nervosus, qui
seminis masculini instar est, humori nutritio, copiose
ab arteriis suggesto, tanquam alterius sexaus geniti-
vo, ubique in singulis partibus suffunditur, quodque
iste prior elementis activis praeditus, hanc materiam
crassiorem, velut fermento quodam imbuit, Spiri-
tuque animali impraegnat, cumque adeo ipsam
mutua subitione dissolvi, inque partes secedere
facit, ejus particulae, aliae ab aliis extricatae (Spiritu
infuso manuducente) corporibus sibimet commen-
suratis, adponuntur, inque illorum substantiam assi-
milantur.
Dieser Meinung ist auch bey nahe die sinnrei-
che Spanierin Dona Oliva Sabuco de Nantes, in ih-
rer Nueva Filiosofia dela Naturaleza del' Hombre,
no conocida y alcancada delos grandes Filosofos
antiquos;
und wäre noch anmuthiger/ wann der Spa-
nische Fastus und Hinchazon etwas mässiger wäre/ und
[Spaltenumbruch] ihre Lehr-Sätze mehr für vernünfft-mässige Gedancken/
als für unwidersprechliche Warheiten (mit Verachtung
aller der andern) angezogen würden. Sie lehret a-
ber/ daß eben dieser weisse Chilus (davon D. Willis
meldet) mit dem Geblüt durch alle Adern/ biß in die
Piam und duram Matrem geführt/ in der Scheitel des
Menschens/ wo sich das Cranium an der Weiche (die
an den Kindern etwas mehr eröffnet ist) sich durch das
Genick in den Ruck-Grad inwendig und auswendig
durch die Haut an den gantzen Leib austheile/ und also
den Leib seinen Zusatz/ Wachsthum und Incrementum
gebe; und nennet ihn Xugo blanco dela vegetacion,
Und wann durch einen Zustand der Kranckheit/ Unord-
nung oder Unmässigkeit; die Ubernehmung und aus-
theilung dieses natürlichen Saffts/ verhindert wird/
daß er durch den Ruck-Grad/ Flächsen/ Nerven und
die Haut nicht fortkommen mag/ so entstehen allerley
Kranckheiten/ Flüsse/ Wassersucht und dergleichen/ wie
sehr weitläuffig und unterschiedlich in ihrem Colloquio
de la Naturaleza del Hombre,
und in ihrem Dialogo
de la vera Medicina
davon gehandelt wird/ dahin ich
auch den Curiosen Leser/ Weitläuffigkeit zu verhindern/
will gewiesen haben. Daher entspringt auch der Speichel
des Menschens/ nicht als ein blosses unnützes Excre-
mentum,
sondern als ein Sapo und fermentum natu-
rae humanae,
weil es scheinet/ als hätte Saliva seinen
Namen a Sale bekommen/ weil der Speichel zur Käu-
ung aller Speissen in dem Mund und in dem Magen
zur Däuung eine grosse Beyhülffe leistet. Wie aber
der Speichel eines gesunden Menschens überaus gut
und heilsam ist: also ist er auch hingegen in einem kran-
cken/ aussätzigen und angesteckten Menschen sehr gifftig
und schädlich. Saliva autem sani hominis praecipuas
fermentandi vires continet,
wie D. Francisc. de la
Boe Sylvius P P. Academiae Leidensis,
bezeuget und
gibt die Ursach also: Weil in Ermanglung des Spei-
chels/ die gewöhnliche Veränderung nicht zu geschehen
pfleget/ oder doch verderbt wird/ eo, quod ex aqua
multa, paucoque Sale ac Spiritu imprimis Saliva con-
stet, omnem vero fermentationem promoveri, ubi
concurrant primo aqua copiosa, secundo ignis sive
calor mediocris, tertio aer satis liber.
Und D. Joh.
Tackius in Chrysogonia
nennet den Speichel men-
struum microcosmicum:
Also ist der Speichel eines
gesunden Menschens ein treffliches Cosmeticum, das
alle Kretzen und Zittrach vertreibet/ Schlangen und
Seorpionen tödtet/ das Gifft eines wütenden Hundes-
Biß bezähmet; das Quecksilber figirt/ und gleichsam
bindet/ daß es nicht schaden kan/ und wie es inwendig
die Nerven befeuchtet/ gängig macht und erfrischet: Also
wer täglich seine Kniebiegen mit nüchterem Speichel frühe/
ehe er aufstehet/ wol befeuchtet/ wird im Gelencke des
Knies eine merckliche Stärckung fühlen/ welches son-
derlich denen alten Leuten dienlich ist/ auch also täglich
die Ballen der Füsse/ Versen und grosse Zähen damit
bestrichen/ soll ein gewisses Praeservativ seyn für das Po-
dagra. Nicht weniger ist auch der Urin eine nothwen-
dige Auslährung der übrigen Feuchtigkeit/ so doch mit
vielen Tugenden begabt ist/ weil er ein Nitrum in sich
führet. Der Harn von einem jungen Knaben/ daran
sublimirter Salarmoniac zergangen ist/ in die Augen
gestrichen/ vertreibt die anfallende Fellen/ und macht ein
gutes Gesicht; in die Ohren der Harn warm getreufft/

ist gut
U iij

Anderes Buch/ Haus-Vatter.
[Spaltenumbruch] hingegen Blut zur Nahrung des leblichen Athems ge-
ben. Hactenus ille. Es werden nicht weniger ſo wol
die dura als pia Mater, oder Meninx exterior & in-
terior,
von vielen Blut-Aederlein durchnetzet/ wie
D. Thomas Willis in Anatome Cerebri Cap. 6. & 7.
bezeuget/ davon des Hirns Gebaͤue durchgeiſtert wird;
und ſagt weiter: hæc Meninx interior, ſive pia Ma-
ter, vaſa omnia ſanguifera, ſcilicet cùm arterias,
tùm venas, unà cum diverſimodis illorum produ-
ctionibus ſuſtentat, adeoquè ſanguini, verſus ce-
rebrum, adducendo abducendoquè commeatum præ-
bet. Nam ſanguinis torrens, quoniam in minutio-
res rivulos diviſus, tam longo circuitu incedit,
languere, ejusquè Spiritus depauperari poſſint,
deniquè ipſe nimium deferveſcere, niſi quod varii
laticis ejus, ab utroquè latere & aliunde concurſus
hanc flammam vitalem brevi in Spiritus ætherios
ceſſuram de novo accenderet.
Jn Summa/ das
Gebluͤt iſt ein Schatz des Lebens/ eine Erhaltung und
Balſam der Geſundheit; eine Waͤſſerung der aus-
gedoͤrrten Nerven/ ein Ernehrerinn der natuͤrlichen
Waͤrme/ ein Uhr-Werck der Lebens-Geiſterlein/
ein allgemeiner Landes-Strom/ auf welchem allen
menſchlichen Gliedern und Kraͤfften die Nahrung/ Er-
quickung und Belebung zugefloͤſſet wird; eine Sonne/ die
den gantzen ſterblichen Leichnam erleuchtet/ erwaͤrmet
und Gedeyen machet. Neben dem Gebluͤt aber iſt noch
ein andere ernehrende weiſſe Feuchtigkeit/ die in der
Circulation und Umwaltzung des Gebluͤtes/ durch alle
leibliche Theil ausgetheilet/ denſelben Nahrung und
Zuwachſung beyfuͤget/ welche von des Gebluͤtes Waͤr-
me gekocht und vorbereitet/ deſto leichter in eines jeden
Theils Weſen und Zunehmung verwandelt wird. Daß
dieſes wahr ſey/ erſcheinet aus einer jeden Aderlaß;
daß auf dem dicklechten nunmehr geſtandnen Blut/ ei-
nes geſunden Menſchens oben auf eine liechthelle waͤſſe-
rige Feuchtigkeit ſchwimmet/ die durch gelinde Waͤr-
me/ wie das Weiſſe vom Ey/ eine weißlechte Dicke
uͤberkommet/ und wolgedachter D. Willis ſagt ferner
ſehr ſchoͤn: Sanguis non ſolus & unicus humor eſt,
qui in corpore animato diſtribuitur, ita nec integrum
nutritionis munus ſolitariè, ac per ſe exequi poſſe
videtur, nam præter ipſum per arterias & venas dif-
fuſum, latex alter à capite per nervos, ubiquè per
totum diſpenſatur, qui aliquatenus ſaltem nutritioni
confert, & Spiritus animales jugiter indè emanantes,
illi pro vehiculo ſunt. Ideò ſuccus nervoſus, qui
ſeminis maſculini inſtar eſt, humori nutritio, copioſè
ab arteriis ſuggeſto, tanquam alterius ſexûs geniti-
vo, ubiquè in ſingulis partibus ſuffunditur, quodquè
iſte prior elementis activis præditus, hanc materiam
craſſiorem, velut fermento quodam imbuit, Spiri-
tuquè animali imprægnat, cumque adeò ipſam
mutuâ ſubitione diſſolvi, inquè partes ſecedere
facit, ejus particulæ, aliæ ab aliis extricatæ (Spiritu
infuſo manuducente) corporibus ſibimet commen-
ſuratis, adponuntur, inquè illorum ſubſtantiam aſſi-
milantur.
Dieſer Meinung iſt auch bey nahe die ſinnrei-
che Spanierin Dona Oliva Sabuco de Nantes, in ih-
rer Nueva Filioſofia dela Naturaleza del’ Hombre,
no conocida y alcançada delos grandes Filoſofos
antiquos;
und waͤre noch anmuthiger/ wann der Spa-
niſche Faſtus und Hinchazon etwas maͤſſiger waͤre/ und
[Spaltenumbruch] ihre Lehr-Saͤtze mehr fuͤr vernuͤnfft-maͤſſige Gedancken/
als fuͤr unwiderſprechliche Warheiten (mit Verachtung
aller der andern) angezogen wuͤrden. Sie lehret a-
ber/ daß eben dieſer weiſſe Chilus (davon D. Willis
meldet) mit dem Gebluͤt durch alle Adern/ biß in die
Piam und duram Matrem gefuͤhrt/ in der Scheitel des
Menſchens/ wo ſich das Cranium an der Weiche (die
an den Kindern etwas mehr eroͤffnet iſt) ſich durch das
Genick in den Ruck-Grad inwendig und auswendig
durch die Haut an den gantzen Leib austheile/ und alſo
den Leib ſeinen Zuſatz/ Wachsthum und Incrementum
gebe; und nennet ihn Xugo blanco dela vegetacion,
Und wann durch einen Zuſtand der Kranckheit/ Unord-
nung oder Unmaͤſſigkeit; die Ubernehmung und aus-
theilung dieſes natuͤrlichen Saffts/ verhindert wird/
daß er durch den Ruck-Grad/ Flaͤchſen/ Nerven und
die Haut nicht fortkommen mag/ ſo entſtehen allerley
Kranckheiten/ Fluͤſſe/ Waſſerſucht und dergleichen/ wie
ſehr weitlaͤuffig und unterſchiedlich in ihrem Colloquio
de la Naturaleza del Hombre,
und in ihrem Dialogo
de la vera Medicina
davon gehandelt wird/ dahin ich
auch den Curioſen Leſer/ Weitlaͤuffigkeit zu verhindern/
will gewieſen haben. Daher entſpringt auch der Speichel
des Menſchens/ nicht als ein bloſſes unnuͤtzes Excre-
mentum,
ſondern als ein Sapo und fermentum natu-
ræ humanæ,
weil es ſcheinet/ als haͤtte Saliva ſeinen
Namen à Sale bekommen/ weil der Speichel zur Kaͤu-
ung aller Speiſſen in dem Mund und in dem Magen
zur Daͤuung eine groſſe Beyhuͤlffe leiſtet. Wie aber
der Speichel eines geſunden Menſchens uͤberaus gut
und heilſam iſt: alſo iſt er auch hingegen in einem kran-
cken/ ausſaͤtzigen und angeſteckten Menſchen ſehr gifftig
und ſchaͤdlich. Saliva autem ſani hominis præcipuas
fermentandi vires continet,
wie D. Franciſc. de la
Boe Sylvius P P. Academiæ Leidenſis,
bezeuget und
gibt die Urſach alſo: Weil in Ermanglung des Spei-
chels/ die gewoͤhnliche Veraͤnderung nicht zu geſchehen
pfleget/ oder doch verderbt wird/ eò, quod ex aquâ
multâ, paucoquè Sale ac Spiritu imprimis Saliva con-
ſtet, omnem verò fermentationem promoveri, ubi
concurrant primò aqua copioſa, ſecundò ignis ſive
calor mediocris, tertiò aër ſatis liber.
Und D. Joh.
Tackius in Chryſogoniâ
nennet den Speichel men-
ſtruum microcosmicum:
Alſo iſt der Speichel eines
geſunden Menſchens ein treffliches Cosmeticum, das
alle Kretzen und Zittrach vertreibet/ Schlangen und
Seorpionen toͤdtet/ das Gifft eines wuͤtenden Hundes-
Biß bezaͤhmet; das Queckſilber figirt/ und gleichſam
bindet/ daß es nicht ſchaden kan/ und wie es inwendig
die Nerven befeuchtet/ gaͤngig macht und erfriſchet: Alſo
wer taͤglich ſeine Kniebiegẽ mit nuͤchterem Speichel fruͤhe/
ehe er aufſtehet/ wol befeuchtet/ wird im Gelencke des
Knies eine merckliche Staͤrckung fuͤhlen/ welches ſon-
derlich denen alten Leuten dienlich iſt/ auch alſo taͤglich
die Ballen der Fuͤſſe/ Verſen und groſſe Zaͤhen damit
beſtrichen/ ſoll ein gewiſſes Præſervativ ſeyn fuͤr das Po-
dagra. Nicht weniger iſt auch der Urin eine nothwen-
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fuͤhret. Der Harn von einem jungen Knaben/ daran
ſublimirter Salarmoniac zergangen iſt/ in die Augen
geſtrichen/ vertreibt die anfallende Fellen/ und macht ein
gutes Geſicht; in die Ohren der Harn warm getreufft/

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[157/0175] Anderes Buch/ Haus-Vatter. hingegen Blut zur Nahrung des leblichen Athems ge- ben. Hactenus ille. Es werden nicht weniger ſo wol die dura als pia Mater, oder Meninx exterior & in- terior, von vielen Blut-Aederlein durchnetzet/ wie D. Thomas Willis in Anatome Cerebri Cap. 6. & 7. bezeuget/ davon des Hirns Gebaͤue durchgeiſtert wird; und ſagt weiter: hæc Meninx interior, ſive pia Ma- ter, vaſa omnia ſanguifera, ſcilicet cùm arterias, tùm venas, unà cum diverſimodis illorum produ- ctionibus ſuſtentat, adeoquè ſanguini, verſus ce- rebrum, adducendo abducendoquè commeatum præ- bet. Nam ſanguinis torrens, quoniam in minutio- res rivulos diviſus, tam longo circuitu incedit, languere, ejusquè Spiritus depauperari poſſint, deniquè ipſe nimium deferveſcere, niſi quod varii laticis ejus, ab utroquè latere & aliunde concurſus hanc flammam vitalem brevi in Spiritus ætherios ceſſuram de novo accenderet. Jn Summa/ das Gebluͤt iſt ein Schatz des Lebens/ eine Erhaltung und Balſam der Geſundheit; eine Waͤſſerung der aus- gedoͤrrten Nerven/ ein Ernehrerinn der natuͤrlichen Waͤrme/ ein Uhr-Werck der Lebens-Geiſterlein/ ein allgemeiner Landes-Strom/ auf welchem allen menſchlichen Gliedern und Kraͤfften die Nahrung/ Er- quickung und Belebung zugefloͤſſet wird; eine Sonne/ die den gantzen ſterblichen Leichnam erleuchtet/ erwaͤrmet und Gedeyen machet. Neben dem Gebluͤt aber iſt noch ein andere ernehrende weiſſe Feuchtigkeit/ die in der Circulation und Umwaltzung des Gebluͤtes/ durch alle leibliche Theil ausgetheilet/ denſelben Nahrung und Zuwachſung beyfuͤget/ welche von des Gebluͤtes Waͤr- me gekocht und vorbereitet/ deſto leichter in eines jeden Theils Weſen und Zunehmung verwandelt wird. Daß dieſes wahr ſey/ erſcheinet aus einer jeden Aderlaß; daß auf dem dicklechten nunmehr geſtandnen Blut/ ei- nes geſunden Menſchens oben auf eine liechthelle waͤſſe- rige Feuchtigkeit ſchwimmet/ die durch gelinde Waͤr- me/ wie das Weiſſe vom Ey/ eine weißlechte Dicke uͤberkommet/ und wolgedachter D. Willis ſagt ferner ſehr ſchoͤn: Sanguis non ſolus & unicus humor eſt, qui in corpore animato diſtribuitur, ita nec integrum nutritionis munus ſolitariè, ac per ſe exequi poſſe videtur, nam præter ipſum per arterias & venas dif- fuſum, latex alter à capite per nervos, ubiquè per totum diſpenſatur, qui aliquatenus ſaltem nutritioni confert, & Spiritus animales jugiter indè emanantes, illi pro vehiculo ſunt. Ideò ſuccus nervoſus, qui ſeminis maſculini inſtar eſt, humori nutritio, copioſè ab arteriis ſuggeſto, tanquam alterius ſexûs geniti- vo, ubiquè in ſingulis partibus ſuffunditur, quodquè iſte prior elementis activis præditus, hanc materiam craſſiorem, velut fermento quodam imbuit, Spiri- tuquè animali imprægnat, cumque adeò ipſam mutuâ ſubitione diſſolvi, inquè partes ſecedere facit, ejus particulæ, aliæ ab aliis extricatæ (Spiritu infuſo manuducente) corporibus ſibimet commen- ſuratis, adponuntur, inquè illorum ſubſtantiam aſſi- milantur. Dieſer Meinung iſt auch bey nahe die ſinnrei- che Spanierin Dona Oliva Sabuco de Nantes, in ih- rer Nueva Filioſofia dela Naturaleza del’ Hombre, no conocida y alcançada delos grandes Filoſofos antiquos; und waͤre noch anmuthiger/ wann der Spa- niſche Faſtus und Hinchazon etwas maͤſſiger waͤre/ und ihre Lehr-Saͤtze mehr fuͤr vernuͤnfft-maͤſſige Gedancken/ als fuͤr unwiderſprechliche Warheiten (mit Verachtung aller der andern) angezogen wuͤrden. Sie lehret a- ber/ daß eben dieſer weiſſe Chilus (davon D. Willis meldet) mit dem Gebluͤt durch alle Adern/ biß in die Piam und duram Matrem gefuͤhrt/ in der Scheitel des Menſchens/ wo ſich das Cranium an der Weiche (die an den Kindern etwas mehr eroͤffnet iſt) ſich durch das Genick in den Ruck-Grad inwendig und auswendig durch die Haut an den gantzen Leib austheile/ und alſo den Leib ſeinen Zuſatz/ Wachsthum und Incrementum gebe; und nennet ihn Xugo blanco dela vegetacion, Und wann durch einen Zuſtand der Kranckheit/ Unord- nung oder Unmaͤſſigkeit; die Ubernehmung und aus- theilung dieſes natuͤrlichen Saffts/ verhindert wird/ daß er durch den Ruck-Grad/ Flaͤchſen/ Nerven und die Haut nicht fortkommen mag/ ſo entſtehen allerley Kranckheiten/ Fluͤſſe/ Waſſerſucht und dergleichen/ wie ſehr weitlaͤuffig und unterſchiedlich in ihrem Colloquio de la Naturaleza del Hombre, und in ihrem Dialogo de la vera Medicina davon gehandelt wird/ dahin ich auch den Curioſen Leſer/ Weitlaͤuffigkeit zu verhindern/ will gewieſen haben. Daher entſpringt auch der Speichel des Menſchens/ nicht als ein bloſſes unnuͤtzes Excre- mentum, ſondern als ein Sapo und fermentum natu- ræ humanæ, weil es ſcheinet/ als haͤtte Saliva ſeinen Namen à Sale bekommen/ weil der Speichel zur Kaͤu- ung aller Speiſſen in dem Mund und in dem Magen zur Daͤuung eine groſſe Beyhuͤlffe leiſtet. Wie aber der Speichel eines geſunden Menſchens uͤberaus gut und heilſam iſt: alſo iſt er auch hingegen in einem kran- cken/ ausſaͤtzigen und angeſteckten Menſchen ſehr gifftig und ſchaͤdlich. Saliva autem ſani hominis præcipuas fermentandi vires continet, wie D. Franciſc. de la Boe Sylvius P P. Academiæ Leidenſis, bezeuget und gibt die Urſach alſo: Weil in Ermanglung des Spei- chels/ die gewoͤhnliche Veraͤnderung nicht zu geſchehen pfleget/ oder doch verderbt wird/ eò, quod ex aquâ multâ, paucoquè Sale ac Spiritu imprimis Saliva con- ſtet, omnem verò fermentationem promoveri, ubi concurrant primò aqua copioſa, ſecundò ignis ſive calor mediocris, tertiò aër ſatis liber. Und D. Joh. Tackius in Chryſogoniâ nennet den Speichel men- ſtruum microcosmicum: Alſo iſt der Speichel eines geſunden Menſchens ein treffliches Cosmeticum, das alle Kretzen und Zittrach vertreibet/ Schlangen und Seorpionen toͤdtet/ das Gifft eines wuͤtenden Hundes- Biß bezaͤhmet; das Queckſilber figirt/ und gleichſam bindet/ daß es nicht ſchaden kan/ und wie es inwendig die Nerven befeuchtet/ gaͤngig macht und erfriſchet: Alſo wer taͤglich ſeine Kniebiegẽ mit nuͤchterem Speichel fruͤhe/ ehe er aufſtehet/ wol befeuchtet/ wird im Gelencke des Knies eine merckliche Staͤrckung fuͤhlen/ welches ſon- derlich denen alten Leuten dienlich iſt/ auch alſo taͤglich die Ballen der Fuͤſſe/ Verſen und groſſe Zaͤhen damit beſtrichen/ ſoll ein gewiſſes Præſervativ ſeyn fuͤr das Po- dagra. Nicht weniger iſt auch der Urin eine nothwen- dige Auslaͤhrung der uͤbrigen Feuchtigkeit/ ſo doch mit vielen Tugenden begabt iſt/ weil er ein Nitrum in ſich fuͤhret. Der Harn von einem jungen Knaben/ daran ſublimirter Salarmoniac zergangen iſt/ in die Augen geſtrichen/ vertreibt die anfallende Fellen/ und macht ein gutes Geſicht; in die Ohren der Harn warm getreufft/ iſt gut U iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/175>, abgerufen am 29.04.2024.