Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie waren also nach Pamela's Tode noch einmal
verheirathet? fragte Anton.

"Wie so, noch einmal?" fragte Schkramprl erstaunt
zurück.

Das müssen Sie besser wissen, als ich. Jch
meinte nur, da Sie doch drei Kinder besitzen ...

"Kinder? Jch? Könnte mir nicht einfallen."

So sind das Jhre Pflegekinder, die hier im Wa-
gen schlummern?

"Schöne Kinder! Der Husar hat seine achtund-
zwanzig; die beiden Dirnen zusammen wenigstens
fünfzig Jahre."

Zwerge, also?

"Natürlich; was denn sonst? Die beiden Schwe-
stern hab' ich in der Schweiz von ihren Eltern
gekauft; mit denen reis' ich jetzt schon seit länger als
zehn Jahren. Den Kerl hab' ich erst vor drei Jahren
in Turin gefunden und hab' ihn mitgenommen. Der
insolente Schlingel bezieht förmlich Gage, hat sein
eigenes Zimmer in meinem Hause, -- ..."

Jn Jhrem Hause?

"Welches oben auf den Wagen gepackt ist. --
Jch füttere ihn mit den besten Bissen, mache ihm alle
Avancen, hoffte, das kleine Gesindel sollte hecken?

Sie waren alſo nach Pamela’s Tode noch einmal
verheirathet? fragte Anton.

„Wie ſo, noch einmal?“ fragte Schkramprl erſtaunt
zuruͤck.

Das muͤſſen Sie beſſer wiſſen, als ich. Jch
meinte nur, da Sie doch drei Kinder beſitzen ...

„Kinder? Jch? Koͤnnte mir nicht einfallen.“

So ſind das Jhre Pflegekinder, die hier im Wa-
gen ſchlummern?

„Schoͤne Kinder! Der Huſar hat ſeine achtund-
zwanzig; die beiden Dirnen zuſammen wenigſtens
fuͤnfzig Jahre.“

Zwerge, alſo?

„Natuͤrlich; was denn ſonſt? Die beiden Schwe-
ſtern hab’ ich in der Schweiz von ihren Eltern
gekauft; mit denen reiſ’ ich jetzt ſchon ſeit laͤnger als
zehn Jahren. Den Kerl hab’ ich erſt vor drei Jahren
in Turin gefunden und hab’ ihn mitgenommen. Der
inſolente Schlingel bezieht foͤrmlich Gage, hat ſein
eigenes Zimmer in meinem Hauſe, — ...“

Jn Jhrem Hauſe?

„Welches oben auf den Wagen gepackt iſt. —
Jch fuͤttere ihn mit den beſten Biſſen, mache ihm alle
Avancen, hoffte, das kleine Geſindel ſollte hecken?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0161" n="159"/>
        <p>Sie waren al&#x017F;o nach Pamela&#x2019;s Tode noch einmal<lb/>
verheirathet? fragte Anton.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie &#x017F;o, noch einmal?&#x201C; fragte Schkramprl er&#x017F;taunt<lb/>
zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
        <p>Das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Sie be&#x017F;&#x017F;er wi&#x017F;&#x017F;en, als ich. Jch<lb/>
meinte nur, da Sie doch drei Kinder be&#x017F;itzen ...</p><lb/>
        <p>&#x201E;Kinder? Jch? Ko&#x0364;nnte mir nicht einfallen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>So &#x017F;ind das Jhre Pflegekinder, die hier im Wa-<lb/>
gen &#x017F;chlummern?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Scho&#x0364;ne Kinder! Der Hu&#x017F;ar hat &#x017F;eine achtund-<lb/>
zwanzig; die beiden Dirnen zu&#x017F;ammen wenig&#x017F;tens<lb/>
fu&#x0364;nfzig Jahre.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Zwerge, al&#x017F;o?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Natu&#x0364;rlich; was denn &#x017F;on&#x017F;t? Die beiden Schwe-<lb/>
&#x017F;tern hab&#x2019; ich in der Schweiz von ihren Eltern<lb/>
gekauft; mit denen rei&#x017F;&#x2019; ich jetzt &#x017F;chon &#x017F;eit la&#x0364;nger als<lb/>
zehn Jahren. Den Kerl hab&#x2019; ich er&#x017F;t vor drei Jahren<lb/>
in Turin gefunden und hab&#x2019; ihn mitgenommen. Der<lb/>
in&#x017F;olente Schlingel bezieht fo&#x0364;rmlich Gage, hat &#x017F;ein<lb/>
eigenes Zimmer in meinem Hau&#x017F;e, &#x2014; ...&#x201C;</p><lb/>
        <p>Jn Jhrem Hau&#x017F;e?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Welches oben auf den Wagen gepackt i&#x017F;t. &#x2014;<lb/>
Jch fu&#x0364;ttere ihn mit den be&#x017F;ten Bi&#x017F;&#x017F;en, mache ihm alle<lb/>
Avancen, hoffte, das kleine Ge&#x017F;indel &#x017F;ollte hecken?<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0161] Sie waren alſo nach Pamela’s Tode noch einmal verheirathet? fragte Anton. „Wie ſo, noch einmal?“ fragte Schkramprl erſtaunt zuruͤck. Das muͤſſen Sie beſſer wiſſen, als ich. Jch meinte nur, da Sie doch drei Kinder beſitzen ... „Kinder? Jch? Koͤnnte mir nicht einfallen.“ So ſind das Jhre Pflegekinder, die hier im Wa- gen ſchlummern? „Schoͤne Kinder! Der Huſar hat ſeine achtund- zwanzig; die beiden Dirnen zuſammen wenigſtens fuͤnfzig Jahre.“ Zwerge, alſo? „Natuͤrlich; was denn ſonſt? Die beiden Schwe- ſtern hab’ ich in der Schweiz von ihren Eltern gekauft; mit denen reiſ’ ich jetzt ſchon ſeit laͤnger als zehn Jahren. Den Kerl hab’ ich erſt vor drei Jahren in Turin gefunden und hab’ ihn mitgenommen. Der inſolente Schlingel bezieht foͤrmlich Gage, hat ſein eigenes Zimmer in meinem Hauſe, — ...“ Jn Jhrem Hauſe? „Welches oben auf den Wagen gepackt iſt. — Jch fuͤttere ihn mit den beſten Biſſen, mache ihm alle Avancen, hoffte, das kleine Geſindel ſollte hecken?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/161
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/161>, abgerufen am 07.05.2024.