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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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zu Gruppen vereiniget, dort in ungeselliger Abge-
schlossenheit zu sehen waren, zuversichtlich auf den
Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte sie
auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener
Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behülflich
gewesen, das nächtliche Gespenst im Fuchswinkel zu
verscheuchen. Nichts desto weniger gestand er sich's
aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu
schaffen haben, die doch mindestens durch ihr Gebrüll
aufrichtig bezeugen, weß' Geistes sie sind! lieber mit
jenen Vierfüßlern, als mit diesen zweibeinigen, sprach-
losen, glasäugigen, hochzuverehrenden Herrschaften.

Eine Seitenthür öffnete sich. Zwei Herren traten
heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem
Dritten, dem Schöpfer dieser kalten Welt, welcher
im Vorübergehen Anton artig begrüßte, sogleich
zurückkehrend sich noch artiger entschuldigte, daß er,
ein Kurzsichtiger, von seiner Frau erst erfahren müssen,
wer es sei, den er hier zu finden sich freue.

Der Holländer, fertig französisch redend, und
lebendiger als die meisten seiner Landsleute, begann
ein recht interessantes Gespräch, welches freilich
zunächst den von ihm ausgearbeiteten Köpfen und
Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-

zu Gruppen vereiniget, dort in ungeſelliger Abge-
ſchloſſenheit zu ſehen waren, zuverſichtlich auf den
Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte ſie
auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener
Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behuͤlflich
geweſen, das naͤchtliche Geſpenſt im Fuchswinkel zu
verſcheuchen. Nichts deſto weniger geſtand er ſich’s
aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu
ſchaffen haben, die doch mindeſtens durch ihr Gebruͤll
aufrichtig bezeugen, weß’ Geiſtes ſie ſind! lieber mit
jenen Vierfuͤßlern, als mit dieſen zweibeinigen, ſprach-
loſen, glasaͤugigen, hochzuverehrenden Herrſchaften.

Eine Seitenthuͤr oͤffnete ſich. Zwei Herren traten
heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem
Dritten, dem Schoͤpfer dieſer kalten Welt, welcher
im Voruͤbergehen Anton artig begruͤßte, ſogleich
zuruͤckkehrend ſich noch artiger entſchuldigte, daß er,
ein Kurzſichtiger, von ſeiner Frau erſt erfahren muͤſſen,
wer es ſei, den er hier zu finden ſich freue.

Der Hollaͤnder, fertig franzoͤſiſch redend, und
lebendiger als die meiſten ſeiner Landsleute, begann
ein recht intereſſantes Geſpraͤch, welches freilich
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[214/0216] zu Gruppen vereiniget, dort in ungeſelliger Abge- ſchloſſenheit zu ſehen waren, zuverſichtlich auf den Leib; warf ihnen drohende Blicke zu; forderte ſie auf, ihn zu beleidigen! kurz, er verfuhr nach jener Theorie, deren Anwendung ihm ihrer Zeit behuͤlflich geweſen, das naͤchtliche Geſpenſt im Fuchswinkel zu verſcheuchen. Nichts deſto weniger geſtand er ſich’s aber: ich will lieber mit Tigern und Leoparden zu ſchaffen haben, die doch mindeſtens durch ihr Gebruͤll aufrichtig bezeugen, weß’ Geiſtes ſie ſind! lieber mit jenen Vierfuͤßlern, als mit dieſen zweibeinigen, ſprach- loſen, glasaͤugigen, hochzuverehrenden Herrſchaften. Eine Seitenthuͤr oͤffnete ſich. Zwei Herren traten heraus, zum Haupt-Ausgange geleitet von einem Dritten, dem Schoͤpfer dieſer kalten Welt, welcher im Voruͤbergehen Anton artig begruͤßte, ſogleich zuruͤckkehrend ſich noch artiger entſchuldigte, daß er, ein Kurzſichtiger, von ſeiner Frau erſt erfahren muͤſſen, wer es ſei, den er hier zu finden ſich freue. Der Hollaͤnder, fertig franzoͤſiſch redend, und lebendiger als die meiſten ſeiner Landsleute, begann ein recht intereſſantes Geſpraͤch, welches freilich zunaͤchſt den von ihm ausgearbeiteten Koͤpfen und Figuren galt, ihn dabei aber doch, durch unvermeid-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/216>, abgerufen am 02.05.2024.