Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

wie er mit Anton wieder anbinden wollte. Du
Schwächling bist nicht der Mann, die unergründlichen
Tiefen meiner Begierde auszufüllen. Dir hab' ich
mich ergeben, um Dich zu beherrschen und durch Dich
Dein Geld. Diesen lieb' ich; diesen hab' ich geliebt,
während ich an Deiner Seite lebte. Und weißt Du,
wer es ist, den ich Dir vorziehe? Kennst Du Deinen
beglückten Nebenbuhler? Eitler Thor! Dieser Baron
aus meiner Fabrik, aus der Mache einer Zigeunerin,
ist kein Anderer, als der schöne Korbmacherjunge aus
Liebenau; den ich liebte, dessen ich begehrte, wo ich
noch nackend und blos umherschweifte; der mich
damals verschmähte, den ich mir jetzt gewonnen, den
ich nicht mehr aufgebe. O schlage Dich nur mit
ihm! Wie er Dir überlegen ist im Kampfe der Liebe,
wird er es auch im Kampfe der Waffen sein. Zwie-
facher Sieger wird er aus diesem lächerlichen Streite
hervorgehen. Denn Du hast keinen Muth, keine
Kraft, keine Tapferkeit. Glühte nur ein Funke Mann-
heit in Dir, flöße nur ein Tropfen kühnen Blutes in
Deinen Adern, so läge Anton entseelt auf dem Fuß-
boden unserer Loge im Theater. Wie er Dich in's
Gesicht schlug, war es noch in Deiner Hand: den
kecken Beleidiger erwürgen mußtest Du und über

wie er mit Anton wieder anbinden wollte. Du
Schwaͤchling biſt nicht der Mann, die unergruͤndlichen
Tiefen meiner Begierde auszufuͤllen. Dir hab’ ich
mich ergeben, um Dich zu beherrſchen und durch Dich
Dein Geld. Dieſen lieb’ ich; dieſen hab’ ich geliebt,
waͤhrend ich an Deiner Seite lebte. Und weißt Du,
wer es iſt, den ich Dir vorziehe? Kennſt Du Deinen
begluͤckten Nebenbuhler? Eitler Thor! Dieſer Baron
aus meiner Fabrik, aus der Mache einer Zigeunerin,
iſt kein Anderer, als der ſchoͤne Korbmacherjunge aus
Liebenau; den ich liebte, deſſen ich begehrte, wo ich
noch nackend und blos umherſchweifte; der mich
damals verſchmaͤhte, den ich mir jetzt gewonnen, den
ich nicht mehr aufgebe. O ſchlage Dich nur mit
ihm! Wie er Dir uͤberlegen iſt im Kampfe der Liebe,
wird er es auch im Kampfe der Waffen ſein. Zwie-
facher Sieger wird er aus dieſem laͤcherlichen Streite
hervorgehen. Denn Du haſt keinen Muth, keine
Kraft, keine Tapferkeit. Gluͤhte nur ein Funke Mann-
heit in Dir, floͤße nur ein Tropfen kuͤhnen Blutes in
Deinen Adern, ſo laͤge Anton entſeelt auf dem Fuß-
boden unſerer Loge im Theater. Wie er Dich in’s
Geſicht ſchlug, war es noch in Deiner Hand: den
kecken Beleidiger erwuͤrgen mußteſt Du und uͤber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0321" n="319"/>
wie er mit Anton wieder anbinden wollte. Du<lb/>
Schwa&#x0364;chling bi&#x017F;t nicht der Mann, die unergru&#x0364;ndlichen<lb/>
Tiefen meiner Begierde auszufu&#x0364;llen. <hi rendition="#g">Dir</hi> hab&#x2019; ich<lb/>
mich ergeben, um Dich zu beherr&#x017F;chen und durch Dich<lb/>
Dein Geld. <hi rendition="#g">Die&#x017F;en</hi> lieb&#x2019; ich; die&#x017F;en hab&#x2019; ich geliebt,<lb/>
wa&#x0364;hrend ich an Deiner Seite lebte. Und weißt Du,<lb/>
wer es i&#x017F;t, den ich Dir vorziehe? Kenn&#x017F;t Du Deinen<lb/>
beglu&#x0364;ckten Nebenbuhler? Eitler Thor! Die&#x017F;er Baron<lb/>
aus meiner Fabrik, aus der Mache einer Zigeunerin,<lb/>
i&#x017F;t kein Anderer, als der &#x017F;cho&#x0364;ne Korbmacherjunge aus<lb/>
Liebenau; den ich liebte, de&#x017F;&#x017F;en ich begehrte, wo ich<lb/>
noch nackend und blos umher&#x017F;chweifte; der mich<lb/>
damals ver&#x017F;chma&#x0364;hte, den ich mir jetzt gewonnen, den<lb/>
ich nicht mehr aufgebe. O &#x017F;chlage Dich nur mit<lb/>
ihm! Wie er Dir u&#x0364;berlegen i&#x017F;t im Kampfe der Liebe,<lb/>
wird er es auch im Kampfe der Waffen &#x017F;ein. Zwie-<lb/>
facher Sieger wird er aus die&#x017F;em la&#x0364;cherlichen Streite<lb/>
hervorgehen. Denn Du ha&#x017F;t keinen Muth, keine<lb/>
Kraft, keine Tapferkeit. Glu&#x0364;hte nur ein Funke Mann-<lb/>
heit in Dir, flo&#x0364;ße nur ein Tropfen ku&#x0364;hnen Blutes in<lb/>
Deinen Adern, &#x017F;o la&#x0364;ge Anton ent&#x017F;eelt auf dem Fuß-<lb/>
boden un&#x017F;erer Loge im Theater. Wie er Dich in&#x2019;s<lb/>
Ge&#x017F;icht &#x017F;chlug, war es noch in Deiner Hand: den<lb/>
kecken Beleidiger erwu&#x0364;rgen mußte&#x017F;t Du und u&#x0364;ber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0321] wie er mit Anton wieder anbinden wollte. Du Schwaͤchling biſt nicht der Mann, die unergruͤndlichen Tiefen meiner Begierde auszufuͤllen. Dir hab’ ich mich ergeben, um Dich zu beherrſchen und durch Dich Dein Geld. Dieſen lieb’ ich; dieſen hab’ ich geliebt, waͤhrend ich an Deiner Seite lebte. Und weißt Du, wer es iſt, den ich Dir vorziehe? Kennſt Du Deinen begluͤckten Nebenbuhler? Eitler Thor! Dieſer Baron aus meiner Fabrik, aus der Mache einer Zigeunerin, iſt kein Anderer, als der ſchoͤne Korbmacherjunge aus Liebenau; den ich liebte, deſſen ich begehrte, wo ich noch nackend und blos umherſchweifte; der mich damals verſchmaͤhte, den ich mir jetzt gewonnen, den ich nicht mehr aufgebe. O ſchlage Dich nur mit ihm! Wie er Dir uͤberlegen iſt im Kampfe der Liebe, wird er es auch im Kampfe der Waffen ſein. Zwie- facher Sieger wird er aus dieſem laͤcherlichen Streite hervorgehen. Denn Du haſt keinen Muth, keine Kraft, keine Tapferkeit. Gluͤhte nur ein Funke Mann- heit in Dir, floͤße nur ein Tropfen kuͤhnen Blutes in Deinen Adern, ſo laͤge Anton entſeelt auf dem Fuß- boden unſerer Loge im Theater. Wie er Dich in’s Geſicht ſchlug, war es noch in Deiner Hand: den kecken Beleidiger erwuͤrgen mußteſt Du und uͤber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/321
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/321>, abgerufen am 06.05.2024.