Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Arm in Arm durchs "Wurzgärtlin" gestelzt? Indeß mein Blutsfreund, der junge Magister, Unterm blühenden Rosengebüsch Seinem blonden, schnippischen "Grasaffen" Zärtlich die Cour schnitt? -- Mensch! Stier mich nicht an! Glaubst du, ich kram hier im Fieberwahn Tollhausentsprungene Märchen dir aus? Seh ich denn aus, wie ein Charlatan? Sieh mich doch recht an! Hat dich nicht schließlich alles getäuscht Und bin ich nicht du? Und dennoch verkriecht sich dein furchtsames Ich Scheu in sich selbst? Graut dir vor mir? Papperlapapp! Ich heiße nicht Heinrich! Schlag ein neutraleres Thema vor Und ich rede so dumm, wie der ehrlichste Spitzbub! Ah voila -- dein Manuscript!
Mal her das Geschreibsel! Was? Verse? Schon wieder mal Verse? Natürlich für Prosa Hält sich der gnädige Herr ja zu schade! Arm in Arm durchs „Wurzgärtlin“ geſtelzt? Indeß mein Blutsfreund, der junge Magiſter, Unterm blühenden Roſengebüſch Seinem blonden, ſchnippiſchen „Grasaffen“ Zärtlich die Cour ſchnitt? — Menſch! Stier mich nicht an! Glaubſt du, ich kram hier im Fieberwahn Tollhausentſprungene Märchen dir aus? Seh ich denn aus, wie ein Charlatan? Sieh mich doch recht an! Hat dich nicht ſchließlich alles getäuſcht Und bin ich nicht du? Und dennoch verkriecht ſich dein furchtſames Ich Scheu in ſich ſelbſt? Graut dir vor mir? Papperlapapp! Ich heiße nicht Heinrich! Schlag ein neutraleres Thema vor Und ich rede ſo dumm, wie der ehrlichſte Spitzbub! Ah voilà — dein Manuſcript!
Mal her das Geſchreibſel! Was? Verſe? Schon wieder mal Verſe? Natürlich für Proſa Hält ſich der gnädige Herr ja zu ſchade! <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0318" n="296"/> <lg n="76"> <l>Arm in Arm durchs „Wurzgärtlin“ geſtelzt?</l><lb/> <l>Indeß mein Blutsfreund, der junge Magiſter,</l><lb/> <l>Unterm blühenden Roſengebüſch</l><lb/> <l>Seinem blonden, ſchnippiſchen „Grasaffen“</l><lb/> <l>Zärtlich die Cour ſchnitt? —</l><lb/> </lg> <lg n="77"> <l>Menſch!</l><lb/> <l>Stier mich nicht an!</l><lb/> <l>Glaubſt du, ich kram hier im Fieberwahn</l><lb/> <l>Tollhausentſprungene Märchen dir aus?</l><lb/> <l>Seh ich denn aus, wie ein Charlatan?</l><lb/> <l>Sieh mich doch recht an!</l><lb/> <l>Hat dich nicht ſchließlich alles getäuſcht</l><lb/> <l>Und bin ich nicht du?</l><lb/> <l>Und dennoch verkriecht ſich dein furchtſames Ich</l><lb/> <l>Scheu in ſich ſelbſt?</l><lb/> <l>Graut dir vor mir?</l><lb/> <l>Papperlapapp! Ich heiße nicht Heinrich!</l><lb/> <l>Schlag ein neutraleres Thema vor</l><lb/> <l>Und ich rede ſo dumm, wie der ehrlichſte Spitzbub!</l><lb/> </lg> <lg n="78"> <l><hi rendition="#aq">Ah voilà</hi> — dein Manuſcript!</l><lb/> <l>Mal her das Geſchreibſel!</l><lb/> <l>Was? Verſe?</l><lb/> <l>Schon wieder mal Verſe?</l><lb/> <l>Natürlich für Proſa</l><lb/> <l>Hält ſich der gnädige Herr ja zu ſchade!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [296/0318]
Arm in Arm durchs „Wurzgärtlin“ geſtelzt?
Indeß mein Blutsfreund, der junge Magiſter,
Unterm blühenden Roſengebüſch
Seinem blonden, ſchnippiſchen „Grasaffen“
Zärtlich die Cour ſchnitt? —
Menſch!
Stier mich nicht an!
Glaubſt du, ich kram hier im Fieberwahn
Tollhausentſprungene Märchen dir aus?
Seh ich denn aus, wie ein Charlatan?
Sieh mich doch recht an!
Hat dich nicht ſchließlich alles getäuſcht
Und bin ich nicht du?
Und dennoch verkriecht ſich dein furchtſames Ich
Scheu in ſich ſelbſt?
Graut dir vor mir?
Papperlapapp! Ich heiße nicht Heinrich!
Schlag ein neutraleres Thema vor
Und ich rede ſo dumm, wie der ehrlichſte Spitzbub!
Ah voilà — dein Manuſcript!
Mal her das Geſchreibſel!
Was? Verſe?
Schon wieder mal Verſe?
Natürlich für Proſa
Hält ſich der gnädige Herr ja zu ſchade!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/318>, abgerufen am 16.06.2024. |