Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf wilder, meerverschlagner Planke,
Ein Schiffer bin ich, der versinkt;
Mein letzter Stern ist ein Gedanke,
Der leuchtend mir vom Himmel blinkt.
Ein fernes Eiland seh ich ragen,
Doch wirft die Fluth mich stets zurück;
O, will's denn immer noch nicht tagen?
Noch gilt's zu wetten und zu wagen,
Denn jenes Eiland wiegt mein Glück!
Schon thut mir, wie wenn Glocken klingen,
Die Zukunft ihre Wunder kund --
Ein Stammeln nur ist jetzt mein Singen,
Ein Stammeln wie aus Kindermund!
Du Schöpfer aller Harmonieen,
O, gieb mir Luft, o gieb mir Licht!
Im Staube sieh mich vor dir knieen,
Denn eine Welt von Melodieen
Geht unter, wenn dies Herz zerbricht!

Auf wilder, meerverſchlagner Planke,
Ein Schiffer bin ich, der verſinkt;
Mein letzter Stern iſt ein Gedanke,
Der leuchtend mir vom Himmel blinkt.
Ein fernes Eiland ſeh ich ragen,
Doch wirft die Fluth mich ſtets zurück;
O, will's denn immer noch nicht tagen?
Noch gilt's zu wetten und zu wagen,
Denn jenes Eiland wiegt mein Glück!
Schon thut mir, wie wenn Glocken klingen,
Die Zukunft ihre Wunder kund —
Ein Stammeln nur iſt jetzt mein Singen,
Ein Stammeln wie aus Kindermund!
Du Schöpfer aller Harmonieen,
O, gieb mir Luft, o gieb mir Licht!
Im Staube ſieh mich vor dir knieen,
Denn eine Welt von Melodieen
Geht unter, wenn dies Herz zerbricht!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0437" n="415"/>
            <lg n="3">
              <l>Auf wilder, meerver&#x017F;chlagner Planke,</l><lb/>
              <l>Ein Schiffer bin ich, der ver&#x017F;inkt;</l><lb/>
              <l>Mein letzter Stern i&#x017F;t ein Gedanke,</l><lb/>
              <l>Der leuchtend mir vom Himmel blinkt.</l><lb/>
              <l>Ein fernes Eiland &#x017F;eh ich ragen,</l><lb/>
              <l>Doch wirft die Fluth mich &#x017F;tets zurück;</l><lb/>
              <l>O, will's denn immer noch nicht tagen?</l><lb/>
              <l>Noch gilt's zu wetten und zu wagen,</l><lb/>
              <l>Denn jenes Eiland wiegt mein Glück!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Schon thut mir, wie wenn Glocken klingen,</l><lb/>
              <l>Die Zukunft ihre Wunder kund &#x2014;</l><lb/>
              <l>Ein Stammeln nur i&#x017F;t jetzt mein Singen,</l><lb/>
              <l>Ein Stammeln wie aus Kindermund!</l><lb/>
              <l>Du Schöpfer aller Harmonieen,</l><lb/>
              <l>O, gieb mir Luft, o gieb mir Licht!</l><lb/>
              <l>Im Staube &#x017F;ieh mich vor dir knieen,</l><lb/>
              <l>Denn eine Welt von Melodieen</l><lb/>
              <l>Geht unter, wenn dies Herz zerbricht!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0437] Auf wilder, meerverſchlagner Planke, Ein Schiffer bin ich, der verſinkt; Mein letzter Stern iſt ein Gedanke, Der leuchtend mir vom Himmel blinkt. Ein fernes Eiland ſeh ich ragen, Doch wirft die Fluth mich ſtets zurück; O, will's denn immer noch nicht tagen? Noch gilt's zu wetten und zu wagen, Denn jenes Eiland wiegt mein Glück! Schon thut mir, wie wenn Glocken klingen, Die Zukunft ihre Wunder kund — Ein Stammeln nur iſt jetzt mein Singen, Ein Stammeln wie aus Kindermund! Du Schöpfer aller Harmonieen, O, gieb mir Luft, o gieb mir Licht! Im Staube ſieh mich vor dir knieen, Denn eine Welt von Melodieen Geht unter, wenn dies Herz zerbricht!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/437
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/437>, abgerufen am 28.04.2024.