Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Drum still, du Sturm im Wasserglas,
Und reime fortab nur auf "Triebe" --
Du säst wie Lucifer nur Haß,
Das Herz der Kunst heißt aber Liebe!"
Ich hör's und fluche: Sapprement!
Zwar lieblich locken die Moneten,
Doch fehlt mir leider das Talent
Zum schwarzweißrothen Hofpoeten.
Ich pfeif auf euern Fahneneid,
Ich pfeif auf eure feigen Possen!
Ins schwarze Schuldbuch unsrer Zeit
Sind meine Verse rothe Glossen!
Drum bitte, mir drei Schritt vom Leib
Mit euern Tombackpoesieen
Und zischt nicht wie ein feiles Weib:
Tritt ein in unsre Koterieen!
Thät ich's, ich wär ein Halb-Poet,
So aber ruf ich durch die Gassen:
Die Welt, die sich um Liebe dreht,
Weiß auch das Hungertuch zu hassen!

Drum ſtill, du Sturm im Waſſerglas,
Und reime fortab nur auf „Triebe“ —
Du ſäſt wie Lucifer nur Haß,
Das Herz der Kunſt heißt aber Liebe!“
Ich hör's und fluche: Sapprement!
Zwar lieblich locken die Moneten,
Doch fehlt mir leider das Talent
Zum ſchwarzweißrothen Hofpoeten.
Ich pfeif auf euern Fahneneid,
Ich pfeif auf eure feigen Poſſen!
Ins ſchwarze Schuldbuch unſrer Zeit
Sind meine Verſe rothe Gloſſen!
Drum bitte, mir drei Schritt vom Leib
Mit euern Tombackpoeſieen
Und ziſcht nicht wie ein feiles Weib:
Tritt ein in unſre Koterieen!
Thät ich's, ich wär ein Halb-Poet,
So aber ruf ich durch die Gaſſen:
Die Welt, die ſich um Liebe dreht,
Weiß auch das Hungertuch zu haſſen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0081" n="59"/>
            <lg n="4">
              <l>Drum &#x017F;till, du Sturm im Wa&#x017F;&#x017F;erglas,</l><lb/>
              <l>Und reime fortab nur auf &#x201E;Triebe&#x201C; &#x2014;</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;ä&#x017F;t wie Lucifer nur Haß,</l><lb/>
              <l>Das Herz der Kun&#x017F;t heißt aber Liebe!&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Ich hör's und fluche: Sapprement!</l><lb/>
              <l>Zwar lieblich locken die Moneten,</l><lb/>
              <l>Doch fehlt mir leider das Talent</l><lb/>
              <l>Zum &#x017F;chwarzweißrothen Hofpoeten.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l><hi rendition="#g">Ich pfeif auf euern Fahneneid</hi>,</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Ich pfeif auf eure feigen Po&#x017F;&#x017F;en</hi>!</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#g">Ins &#x017F;chwarze Schuldbuch un&#x017F;rer Zeit</hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Sind meine Ver&#x017F;e rothe Glo&#x017F;&#x017F;en</hi>!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Drum bitte, mir drei Schritt vom Leib</l><lb/>
              <l>Mit euern Tombackpoe&#x017F;ieen</l><lb/>
              <l>Und zi&#x017F;cht nicht wie ein feiles Weib:</l><lb/>
              <l>Tritt ein in un&#x017F;re Koterieen!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Thät ich's, ich wär ein Halb-Poet,</l><lb/>
              <l>So aber ruf ich durch die Ga&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Die Welt</hi>, <hi rendition="#g">die &#x017F;ich um Liebe dreht</hi>,</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Weiß auch das Hungertuch zu ha&#x017F;&#x017F;en</hi>!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0081] Drum ſtill, du Sturm im Waſſerglas, Und reime fortab nur auf „Triebe“ — Du ſäſt wie Lucifer nur Haß, Das Herz der Kunſt heißt aber Liebe!“ Ich hör's und fluche: Sapprement! Zwar lieblich locken die Moneten, Doch fehlt mir leider das Talent Zum ſchwarzweißrothen Hofpoeten. Ich pfeif auf euern Fahneneid, Ich pfeif auf eure feigen Poſſen! Ins ſchwarze Schuldbuch unſrer Zeit Sind meine Verſe rothe Gloſſen! Drum bitte, mir drei Schritt vom Leib Mit euern Tombackpoeſieen Und ziſcht nicht wie ein feiles Weib: Tritt ein in unſre Koterieen! Thät ich's, ich wär ein Halb-Poet, So aber ruf ich durch die Gaſſen: Die Welt, die ſich um Liebe dreht, Weiß auch das Hungertuch zu haſſen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/81
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/81>, abgerufen am 29.04.2024.