Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

schlagen, seine kleine Stuppsnase sah zum
Erbarmen blau aus.

"Heil Dir, Svea! Mutter für uns alle!"

Es hatte gerade fünf geschlagen. Vor dem
neuen, grossen Schnapsladen an der Ecke der
Petrikirche stolperte er. Jesus! Seine Semmeln
waren ihm in den Rinnstein geflogen, er war
mitten in den Schnee geschlagen. Aber er
nahm sich nicht einmal die Zeit, sie wieder
aufzulesen. Er kam erst wieder zur Besinnung,
als er sich bereits drüben am Jakobiplatz mit
beiden Händen an die grosse, dick beeiste
Glocke gehängt hatte, die denn auch sofort
oben die ganze Polizeiwache alarmirte. Jesus!
Jesus!! . . .

Als der dicke Sieversen dann endlich an¬
gestapft kam, constatirte er, dass der Mann
erfroren war. "Erfroren durch Suff!" Seinen
zerbeulten Cylinder hatte ihm der kleine, bucke¬
lige Tille vorhin grade gegen die Laterne ge¬
quetscht. Aus seinen zerlumpten, apfelgrünen
Frackschössen sah noch die Flasche.

Wohlan! Eine pathetische Rede!

Es war der grosse Thienwiebel.

schlagen, seine kleine Stuppsnase sah zum
Erbarmen blau aus.

„Heil Dir, Svea! Mutter für uns alle!“

Es hatte gerade fünf geschlagen. Vor dem
neuen, grossen Schnapsladen an der Ecke der
Petrikirche stolperte er. Jesus! Seine Semmeln
waren ihm in den Rinnstein geflogen, er war
mitten in den Schnee geschlagen. Aber er
nahm sich nicht einmal die Zeit, sie wieder
aufzulesen. Er kam erst wieder zur Besinnung,
als er sich bereits drüben am Jakobiplatz mit
beiden Händen an die grosse, dick beeiste
Glocke gehängt hatte, die denn auch sofort
oben die ganze Polizeiwache alarmirte. Jesus!
Jesus!! . . .

Als der dicke Sieversen dann endlich an¬
gestapft kam, constatirte er, dass der Mann
erfroren war. „Erfroren durch Suff!“ Seinen
zerbeulten Cylinder hatte ihm der kleine, bucke¬
lige Tille vorhin grade gegen die Laterne ge¬
quetscht. Aus seinen zerlumpten, apfelgrünen
Frackschössen sah noch die Flasche.

Wohlan! Eine pathetische Rede!

Es war der grosse Thienwiebel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="89"/>
schlagen, seine kleine Stuppsnase sah zum<lb/>
Erbarmen blau aus.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Heil Dir, Svea! Mutter für uns alle!&#x201C;</p><lb/>
          <p>Es hatte gerade fünf geschlagen. Vor dem<lb/>
neuen, grossen Schnapsladen an der Ecke der<lb/>
Petrikirche stolperte er. Jesus! Seine Semmeln<lb/>
waren ihm in den Rinnstein geflogen, er war<lb/>
mitten in den Schnee geschlagen. Aber er<lb/>
nahm sich nicht einmal die Zeit, sie wieder<lb/>
aufzulesen. Er kam erst wieder zur Besinnung,<lb/>
als er sich bereits drüben am Jakobiplatz mit<lb/>
beiden Händen an die grosse, dick beeiste<lb/>
Glocke gehängt hatte, die denn auch sofort<lb/>
oben die ganze Polizeiwache alarmirte. Jesus!<lb/>
Jesus!! . . .</p><lb/>
          <p>Als der dicke Sieversen dann endlich an¬<lb/>
gestapft kam, constatirte er, dass der Mann<lb/>
erfroren war. &#x201E;Erfroren durch Suff!&#x201C; Seinen<lb/>
zerbeulten Cylinder hatte ihm der kleine, bucke¬<lb/>
lige Tille vorhin grade gegen die Laterne ge¬<lb/>
quetscht. Aus seinen zerlumpten, apfelgrünen<lb/>
Frackschössen sah noch die Flasche.</p><lb/>
          <p>Wohlan! Eine pathetische Rede!</p><lb/>
          <p>Es war der grosse Thienwiebel.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0093] schlagen, seine kleine Stuppsnase sah zum Erbarmen blau aus. „Heil Dir, Svea! Mutter für uns alle!“ Es hatte gerade fünf geschlagen. Vor dem neuen, grossen Schnapsladen an der Ecke der Petrikirche stolperte er. Jesus! Seine Semmeln waren ihm in den Rinnstein geflogen, er war mitten in den Schnee geschlagen. Aber er nahm sich nicht einmal die Zeit, sie wieder aufzulesen. Er kam erst wieder zur Besinnung, als er sich bereits drüben am Jakobiplatz mit beiden Händen an die grosse, dick beeiste Glocke gehängt hatte, die denn auch sofort oben die ganze Polizeiwache alarmirte. Jesus! Jesus!! . . . Als der dicke Sieversen dann endlich an¬ gestapft kam, constatirte er, dass der Mann erfroren war. „Erfroren durch Suff!“ Seinen zerbeulten Cylinder hatte ihm der kleine, bucke¬ lige Tille vorhin grade gegen die Laterne ge¬ quetscht. Aus seinen zerlumpten, apfelgrünen Frackschössen sah noch die Flasche. Wohlan! Eine pathetische Rede! Es war der grosse Thienwiebel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/93
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/93>, abgerufen am 05.05.2024.