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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und
in Schweiß gebadet aus der Kirche zurückkommen
sahen. Endlich erschien die breite Waal zu unsrer
Rechten, und wir fuhren neben Windmühlen
und hübschen freundlichen Häusern nach Nimwe-
gen hinein.

Der Wirth des sehr angenehmen Gasthofs war
ein Deutscher, der sich sehr bereitwillig und thätig
zeigte, uns zur Fortsetzung unserer Reise behülf-
lich zu seyn. Er bestellte uns ein leichtes Fuhr-
werk in einem kleinen Orte der jenseits der Waal
liegt, weil wir, indem wir die fliegende Brücke
über die Waal zu Fuße passirten, einiger Weit-
läuftigkeiten entgingen, auch jenseits wohlfeilere
Pferde fanden. Die Landsmannschaft erwärmte
des alten Mannes Herz so sehr, daß er uns an-
bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko-
lossalisch große knochige Gestalt, mit einer gemesse-
nen Sanftheit im Wesen, gerade wie unser vor-
trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz
lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in
dem ganz fremden Lande, daß der erste Mensch,
mit dem ich verkehrte, einem der Menschen ähn-
lich war, denen ich am mehrsten vertraue. Seine
Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort

nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und
in Schweiß gebadet aus der Kirche zuruͤckkommen
ſahen. Endlich erſchien die breite Waal zu unſrer
Rechten, und wir fuhren neben Windmuͤhlen
und huͤbſchen freundlichen Haͤuſern nach Nimwe-
gen hinein.

Der Wirth des ſehr angenehmen Gaſthofs war
ein Deutſcher, der ſich ſehr bereitwillig und thaͤtig
zeigte, uns zur Fortſetzung unſerer Reiſe behuͤlf-
lich zu ſeyn. Er beſtellte uns ein leichtes Fuhr-
werk in einem kleinen Orte der jenſeits der Waal
liegt, weil wir, indem wir die fliegende Bruͤcke
uͤber die Waal zu Fuße paſſirten, einiger Weit-
laͤuftigkeiten entgingen, auch jenſeits wohlfeilere
Pferde fanden. Die Landsmannſchaft erwaͤrmte
des alten Mannes Herz ſo ſehr, daß er uns an-
bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko-
loſſaliſch große knochige Geſtalt, mit einer gemeſſe-
nen Sanftheit im Weſen, gerade wie unſer vor-
trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz
lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in
dem ganz fremden Lande, daß der erſte Menſch,
mit dem ich verkehrte, einem der Menſchen aͤhn-
lich war, denen ich am mehrſten vertraue. Seine
Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort

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[96/0110] nungen am Wege die Leute mit Staub bedeckt und in Schweiß gebadet aus der Kirche zuruͤckkommen ſahen. Endlich erſchien die breite Waal zu unſrer Rechten, und wir fuhren neben Windmuͤhlen und huͤbſchen freundlichen Haͤuſern nach Nimwe- gen hinein. Der Wirth des ſehr angenehmen Gaſthofs war ein Deutſcher, der ſich ſehr bereitwillig und thaͤtig zeigte, uns zur Fortſetzung unſerer Reiſe behuͤlf- lich zu ſeyn. Er beſtellte uns ein leichtes Fuhr- werk in einem kleinen Orte der jenſeits der Waal liegt, weil wir, indem wir die fliegende Bruͤcke uͤber die Waal zu Fuße paſſirten, einiger Weit- laͤuftigkeiten entgingen, auch jenſeits wohlfeilere Pferde fanden. Die Landsmannſchaft erwaͤrmte des alten Mannes Herz ſo ſehr, daß er uns an- bot, uns die Stadt zu zeigen. Es war eine ko- loſſaliſch große knochige Geſtalt, mit einer gemeſſe- nen Sanftheit im Weſen, gerade wie unſer vor- trefflicher * * in Bern; das machte mir ihn ganz lieb, mir wars wie eine gute Vorbedeutung in dem ganz fremden Lande, daß der erſte Menſch, mit dem ich verkehrte, einem der Menſchen aͤhn- lich war, denen ich am mehrſten vertraue. Seine Frau war eine Haagerinnen, die kein andres Wort

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/110>, abgerufen am 29.04.2024.