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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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Räder nahe beim Fußtritt sind, ist der Einfall
ganz herrlich.

Nun gings auf einem Damm in starkem Trotte
vorwärts. Die ersten Stunden hatten wir die
Waal stets zur Linken, oder Kanäle die mit ihr
eine gleiche Richtung hatten, oft war der Weg
auch zur Rechten so begrenzt, aber immer funf-
zehn bis zwanzig Fuß über Wasser und Land erho-
ben, und so schmal, daß das Rad beim Auswei-
chen nur eine Hand breit Boden behielt. Mit
einer großen Berline kann man hier nicht auswei-
chen, der leichtere Wagen wird alsdann abgela-
den, und auf den Schultern vorbei gehoben, wie
es unsern Freunden * * bei ihrer Reise nach dem
Haag auf diesem Wege wiederfuhr, und mir spä-
terhin auf dem Wege von Marsden nach L. auch
begegnete. Man muß das Ding so gewohnt seyn
wie eine Holländerin, oder so gleichgültig das Un-
vermeidliche abwarten wie ich, um nicht etwas
ängstlich in die allseitigen Gewässer hinab zu sehen.
Die Folgen der schrecklichen Wasserfluth des ver-
floßnen Frühjahrs nöthigten uns, mehrmals von
dem durchbrochenen Damm herab in die Niederung
zu fahren. Man arbeitete noch an der Wiederher-
stellung dieser Dämme, und Austrocknung des

Raͤder nahe beim Fußtritt ſind, iſt der Einfall
ganz herrlich.

Nun gings auf einem Damm in ſtarkem Trotte
vorwaͤrts. Die erſten Stunden hatten wir die
Waal ſtets zur Linken, oder Kanaͤle die mit ihr
eine gleiche Richtung hatten, oft war der Weg
auch zur Rechten ſo begrenzt, aber immer funf-
zehn bis zwanzig Fuß uͤber Waſſer und Land erho-
ben, und ſo ſchmal, daß das Rad beim Auswei-
chen nur eine Hand breit Boden behielt. Mit
einer großen Berline kann man hier nicht auswei-
chen, der leichtere Wagen wird alsdann abgela-
den, und auf den Schultern vorbei gehoben, wie
es unſern Freunden * * bei ihrer Reiſe nach dem
Haag auf dieſem Wege wiederfuhr, und mir ſpaͤ-
terhin auf dem Wege von Marsden nach L. auch
begegnete. Man muß das Ding ſo gewohnt ſeyn
wie eine Hollaͤnderin, oder ſo gleichguͤltig das Un-
vermeidliche abwarten wie ich, um nicht etwas
aͤngſtlich in die allſeitigen Gewaͤſſer hinab zu ſehen.
Die Folgen der ſchrecklichen Waſſerfluth des ver-
floßnen Fruͤhjahrs noͤthigten uns, mehrmals von
dem durchbrochenen Damm herab in die Niederung
zu fahren. Man arbeitete noch an der Wiederher-
ſtellung dieſer Daͤmme, und Austrocknung des

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[106/0120] Raͤder nahe beim Fußtritt ſind, iſt der Einfall ganz herrlich. Nun gings auf einem Damm in ſtarkem Trotte vorwaͤrts. Die erſten Stunden hatten wir die Waal ſtets zur Linken, oder Kanaͤle die mit ihr eine gleiche Richtung hatten, oft war der Weg auch zur Rechten ſo begrenzt, aber immer funf- zehn bis zwanzig Fuß uͤber Waſſer und Land erho- ben, und ſo ſchmal, daß das Rad beim Auswei- chen nur eine Hand breit Boden behielt. Mit einer großen Berline kann man hier nicht auswei- chen, der leichtere Wagen wird alsdann abgela- den, und auf den Schultern vorbei gehoben, wie es unſern Freunden * * bei ihrer Reiſe nach dem Haag auf dieſem Wege wiederfuhr, und mir ſpaͤ- terhin auf dem Wege von Marsden nach L. auch begegnete. Man muß das Ding ſo gewohnt ſeyn wie eine Hollaͤnderin, oder ſo gleichguͤltig das Un- vermeidliche abwarten wie ich, um nicht etwas aͤngſtlich in die allſeitigen Gewaͤſſer hinab zu ſehen. Die Folgen der ſchrecklichen Waſſerfluth des ver- floßnen Fruͤhjahrs noͤthigten uns, mehrmals von dem durchbrochenen Damm herab in die Niederung zu fahren. Man arbeitete noch an der Wiederher- ſtellung dieſer Daͤmme, und Austrocknung des

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/120>, abgerufen am 29.04.2024.