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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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anerkannt wurden1). Unterm 25. Mai 1596 erstattete der
österreichische Hofpostmeister ein Gutachten über Henot's
Bericht, wie die Posten verbessert werden könnten."

Diese Darstellung ist im grossen und ganzen richtig,
bedarf aber noch folgender Erläuterung.

Wir haben am Schlusse des obigen Kapitels dargelegt,
wie auch die fürstlichen Reitboten-Anstalten mehr und mehr
begannen, sich in den Dienst des privaten Briefwechsels
zu stellen. Diese thatsächliche Entwickelung in prinzipieller
und systematischer Weise auch auf ihren Betrieb zu über-
tragen, sah sich die Taxis'sche Verwaltung schon durch
äussere zwingende Gründe veranlasst.

Gleich nach der Abdankung Karls V. nämlich, zu An-
fang der 60er Jahre wurde die Taxis'sche Post in eine be-
denkliche, mehrere Jahrzehnte andauernde Krise gebracht,
zunächst durch ihre Zwitterstellung als spanisch-niederlän-
disches, im Deutschen Reich funktionierendes Amt. Voraus-
gingen verschiedene Reibereien von mehr nebensächlicher
Bedeutung, z. B. mit dem kaiserlichen Postmeister in Augs-
burg und mit dem Taxisschen Postmeister in Rom; sie
geben eher Zeugnis von der Unfertigkeit der Organisation,
brachten allerdings mehrere Jahre den Postzug in Unord-
nung und Stockung. Den Augsburger Hofpostmeister,
Christoph von Taxis, liess Maximilian II. 1564, wohl als
ein Opfer der hohen Politik, fallen (während 1579 sein
Nachfolger, Rudolf II. umgekehrt -- wahrscheinlich weil
damals Spanien selbst im Gedränge war -- sich von dem
Generalpostmeister Leonh. v.Taxis ab- und Henot zuwandte).

Fast zu gleicher Zeit gab es, (vielleicht weil er eine
selbständige, derjenigen des spanischen Generalpostmeisters

1) Stängel S. 205 meint, es sei in absichtlicher (?) Verdunkelung des
Sachverhalts nicht klar gelegt worden, dass sich der König von Spanien
des niederländisch-italienischen Postkurses begeben und solchen dem Kaiser
überlassen habe.

anerkannt wurden1). Unterm 25. Mai 1596 erstattete der
österreichische Hofpostmeister ein Gutachten über Henot’s
Bericht, wie die Posten verbessert werden könnten.«

Diese Darstellung ist im grossen und ganzen richtig,
bedarf aber noch folgender Erläuterung.

Wir haben am Schlusse des obigen Kapitels dargelegt,
wie auch die fürstlichen Reitboten-Anstalten mehr und mehr
begannen, sich in den Dienst des privaten Briefwechsels
zu stellen. Diese thatsächliche Entwickelung in prinzipieller
und systematischer Weise auch auf ihren Betrieb zu über-
tragen, sah sich die Taxis’sche Verwaltung schon durch
äussere zwingende Gründe veranlasst.

Gleich nach der Abdankung Karls V. nämlich, zu An-
fang der 60er Jahre wurde die Taxis’sche Post in eine be-
denkliche, mehrere Jahrzehnte andauernde Krise gebracht,
zunächst durch ihre Zwitterstellung als spanisch-niederlän-
disches, im Deutschen Reich funktionierendes Amt. Voraus-
gingen verschiedene Reibereien von mehr nebensächlicher
Bedeutung, z. B. mit dem kaiserlichen Postmeister in Augs-
burg und mit dem Taxisschen Postmeister in Rom; sie
geben eher Zeugnis von der Unfertigkeit der Organisation,
brachten allerdings mehrere Jahre den Postzug in Unord-
nung und Stockung. Den Augsburger Hofpostmeister,
Christoph von Taxis, liess Maximilian II. 1564, wohl als
ein Opfer der hohen Politik, fallen (während 1579 sein
Nachfolger, Rudolf II. umgekehrt — wahrscheinlich weil
damals Spanien selbst im Gedränge war — sich von dem
Generalpostmeister Leonh. v.Taxis ab- und Henot zuwandte).

Fast zu gleicher Zeit gab es, (vielleicht weil er eine
selbständige, derjenigen des spanischen Generalpostmeisters

1) Stängel S. 205 meint, es sei in absichtlicher (?) Verdunkelung des
Sachverhalts nicht klar gelegt worden, dass sich der König von Spanien
des niederländisch-italienischen Postkurses begeben und solchen dem Kaiser
überlassen habe.
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[87/0103] anerkannt wurden 1). Unterm 25. Mai 1596 erstattete der österreichische Hofpostmeister ein Gutachten über Henot’s Bericht, wie die Posten verbessert werden könnten.« Diese Darstellung ist im grossen und ganzen richtig, bedarf aber noch folgender Erläuterung. Wir haben am Schlusse des obigen Kapitels dargelegt, wie auch die fürstlichen Reitboten-Anstalten mehr und mehr begannen, sich in den Dienst des privaten Briefwechsels zu stellen. Diese thatsächliche Entwickelung in prinzipieller und systematischer Weise auch auf ihren Betrieb zu über- tragen, sah sich die Taxis’sche Verwaltung schon durch äussere zwingende Gründe veranlasst. Gleich nach der Abdankung Karls V. nämlich, zu An- fang der 60er Jahre wurde die Taxis’sche Post in eine be- denkliche, mehrere Jahrzehnte andauernde Krise gebracht, zunächst durch ihre Zwitterstellung als spanisch-niederlän- disches, im Deutschen Reich funktionierendes Amt. Voraus- gingen verschiedene Reibereien von mehr nebensächlicher Bedeutung, z. B. mit dem kaiserlichen Postmeister in Augs- burg und mit dem Taxisschen Postmeister in Rom; sie geben eher Zeugnis von der Unfertigkeit der Organisation, brachten allerdings mehrere Jahre den Postzug in Unord- nung und Stockung. Den Augsburger Hofpostmeister, Christoph von Taxis, liess Maximilian II. 1564, wohl als ein Opfer der hohen Politik, fallen (während 1579 sein Nachfolger, Rudolf II. umgekehrt — wahrscheinlich weil damals Spanien selbst im Gedränge war — sich von dem Generalpostmeister Leonh. v.Taxis ab- und Henot zuwandte). Fast zu gleicher Zeit gab es, (vielleicht weil er eine selbständige, derjenigen des spanischen Generalpostmeisters 1) Stängel S. 205 meint, es sei in absichtlicher (?) Verdunkelung des Sachverhalts nicht klar gelegt worden, dass sich der König von Spanien des niederländisch-italienischen Postkurses begeben und solchen dem Kaiser überlassen habe.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/103>, abgerufen am 28.04.2024.