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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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ferner die Wirksamkeit der Postanstalt: anstatt einer Beein-
trächtigung ihres Betriebes erhält sie intensiv-organisatorisch
und extensiv, im Fern- 1) und Paketverkehr, eine uner-
wartete Ausdehnung; sie gewinnt damit einen gleichen Fort-
schritt, wie etwa die gewerbliche Produktion durch die gleich-
zeitige Einführung des Dampfmaschinenbetriebs. Jetzt erst war
die Post das, was man im heutigen Sinn darunter versteht. --

Um das heutige Verkehrsgebiet vollständig zu um-
schreiben, sei endlich noch des Zuwachses gedacht, den
die beiden modernen Verkehrsmächte, Presse und Bank-
wesen
, naturgemäss der Post erbracht haben. Zuerst
hat ihr die räumliche Ausdehnung des (Post- oder Absatz-)
Gebietes und die kontinuierliche Dienstleistung seiner Be-
amten gewisse Buchhändlergeschäfte zugeführt, nämlich die
Zeitungsexpedition (aus welcher später der ermässigte Tarif
für Kreuzbandsendungen hervorgegangen ist). Weiter hat
die Post auch die bankmässige, etwas riskierte Vermittelung
des Geldverkehrs in den Kreis ihrer Wirksamkeit gezogen.
Zu dem Zwecke wurde (im Anfange der 50er Jahre in Preus-
sen) das Verfahren der baren Ein- und Auszahlung von Be-
trägen bei den Postanstalten eingeführt, ferner (im Jahre 1865)
an die Stelle des bestehenden ein einfacheres Postanweisungs-
verfahren gesetzt und die Gebühr sehr bedeutend ermässigt.

Einen weiteren Schritt vorwärts in der Uebernahme
von Bankiergeschäften bedeuten die Postsparkassen
und die Postassekuranz.


1) In dieser Beziehung, in der Fernwirkung und Verbreitung der Kultur-
ideen, der geschäftlichen und familiären Nachrichten lediglich vermittelst der
Organisation, ist der Weltpostverein die grossartigste Schöpfung; die
Erleichterung der Versendungsbedingungen, namentlich durch die Weltpost-
Einheitstaxe von 25 Centimes = 20 Pf. für den einfachen bis 15 g schweren
Brief und die Herstellung eines einzigen Weltpostgebiets, (in dem unbedingte
Freiheit des Brieftransits herrscht) gilt heute als selbstverständlich, ist aber --
eben deshalb, weil das, was noch vor 40 Jahren ein Ding der Unmög-
lichkeit gewesen wäre, heute kaum beachtet wird, -- ein Gradmesser für das
Fortschreiten der internationalen Verkehrsbeziehungen.

ferner die Wirksamkeit der Postanstalt: anstatt einer Beein-
trächtigung ihres Betriebes erhält sie intensiv-organisatorisch
und extensiv, im Fern- 1) und Paketverkehr, eine uner-
wartete Ausdehnung; sie gewinnt damit einen gleichen Fort-
schritt, wie etwa die gewerbliche Produktion durch die gleich-
zeitige Einführung des Dampfmaschinenbetriebs. Jetzt erst war
die Post das, was man im heutigen Sinn darunter versteht. —

Um das heutige Verkehrsgebiet vollständig zu um-
schreiben, sei endlich noch des Zuwachses gedacht, den
die beiden modernen Verkehrsmächte, Presse und Bank-
wesen
, naturgemäss der Post erbracht haben. Zuerst
hat ihr die räumliche Ausdehnung des (Post- oder Absatz-)
Gebietes und die kontinuierliche Dienstleistung seiner Be-
amten gewisse Buchhändlergeschäfte zugeführt, nämlich die
Zeitungsexpedition (aus welcher später der ermässigte Tarif
für Kreuzbandsendungen hervorgegangen ist). Weiter hat
die Post auch die bankmässige, etwas riskierte Vermittelung
des Geldverkehrs in den Kreis ihrer Wirksamkeit gezogen.
Zu dem Zwecke wurde (im Anfange der 50er Jahre in Preus-
sen) das Verfahren der baren Ein- und Auszahlung von Be-
trägen bei den Postanstalten eingeführt, ferner (im Jahre 1865)
an die Stelle des bestehenden ein einfacheres Postanweisungs-
verfahren gesetzt und die Gebühr sehr bedeutend ermässigt.

Einen weiteren Schritt vorwärts in der Uebernahme
von Bankiergeschäften bedeuten die Postsparkassen
und die Postassekuranz.


1) In dieser Beziehung, in der Fernwirkung und Verbreitung der Kultur-
ideen, der geschäftlichen und familiären Nachrichten lediglich vermittelst der
Organisation, ist der Weltpostverein die grossartigste Schöpfung; die
Erleichterung der Versendungsbedingungen, namentlich durch die Weltpost-
Einheitstaxe von 25 Centimes = 20 Pf. für den einfachen bis 15 g schweren
Brief und die Herstellung eines einzigen Weltpostgebiets, (in dem unbedingte
Freiheit des Brieftransits herrscht) gilt heute als selbstverständlich, ist aber —
eben deshalb, weil das, was noch vor 40 Jahren ein Ding der Unmög-
lichkeit gewesen wäre, heute kaum beachtet wird, — ein Gradmesser für das
Fortschreiten der internationalen Verkehrsbeziehungen.
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[130/0146] ferner die Wirksamkeit der Postanstalt: anstatt einer Beein- trächtigung ihres Betriebes erhält sie intensiv-organisatorisch und extensiv, im Fern- 1) und Paketverkehr, eine uner- wartete Ausdehnung; sie gewinnt damit einen gleichen Fort- schritt, wie etwa die gewerbliche Produktion durch die gleich- zeitige Einführung des Dampfmaschinenbetriebs. Jetzt erst war die Post das, was man im heutigen Sinn darunter versteht. — Um das heutige Verkehrsgebiet vollständig zu um- schreiben, sei endlich noch des Zuwachses gedacht, den die beiden modernen Verkehrsmächte, Presse und Bank- wesen, naturgemäss der Post erbracht haben. Zuerst hat ihr die räumliche Ausdehnung des (Post- oder Absatz-) Gebietes und die kontinuierliche Dienstleistung seiner Be- amten gewisse Buchhändlergeschäfte zugeführt, nämlich die Zeitungsexpedition (aus welcher später der ermässigte Tarif für Kreuzbandsendungen hervorgegangen ist). Weiter hat die Post auch die bankmässige, etwas riskierte Vermittelung des Geldverkehrs in den Kreis ihrer Wirksamkeit gezogen. Zu dem Zwecke wurde (im Anfange der 50er Jahre in Preus- sen) das Verfahren der baren Ein- und Auszahlung von Be- trägen bei den Postanstalten eingeführt, ferner (im Jahre 1865) an die Stelle des bestehenden ein einfacheres Postanweisungs- verfahren gesetzt und die Gebühr sehr bedeutend ermässigt. Einen weiteren Schritt vorwärts in der Uebernahme von Bankiergeschäften bedeuten die Postsparkassen und die Postassekuranz. 1) In dieser Beziehung, in der Fernwirkung und Verbreitung der Kultur- ideen, der geschäftlichen und familiären Nachrichten lediglich vermittelst der Organisation, ist der Weltpostverein die grossartigste Schöpfung; die Erleichterung der Versendungsbedingungen, namentlich durch die Weltpost- Einheitstaxe von 25 Centimes = 20 Pf. für den einfachen bis 15 g schweren Brief und die Herstellung eines einzigen Weltpostgebiets, (in dem unbedingte Freiheit des Brieftransits herrscht) gilt heute als selbstverständlich, ist aber — eben deshalb, weil das, was noch vor 40 Jahren ein Ding der Unmög- lichkeit gewesen wäre, heute kaum beachtet wird, — ein Gradmesser für das Fortschreiten der internationalen Verkehrsbeziehungen.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/146>, abgerufen am 28.04.2024.