Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

bei, da noch der Nachweis fehlt, ob nicht vor 1504 die Ein-
richtung der Post nur durch einen speziellen und vorüber-
gehenden Anlass hervorgerufen worden ist 1).

Schon oben S. 157 nämlich haben wir des allmählichen
Aufkommens temporärer Posten gedacht. Solche werden von
Innsbruck aus unter Kaiser Max wiederholt gelegt, so 1496 nach
Mailand, 1499 nach Laibach; beide hatten einen nur vorüber-
gehenden Anlass, die erstere die Heerfahrt Maximilians nach
Italien, die letztere die Ordnung des Nachlasses des Grafen
von Görz: sie wurde durch einige Monate auf Kosten des Nach-
lasses erhalten, später aber abgekündet. Einen ähnlichen Cha-
rakter hatte die Relais-Post, welche 1496 zwischen dem Inns-
brucker Kabinet und dem in Oberitalien beschäftigten Heer-
kommando gelegt worden war: als dauernde Organisation war
sie damals wenigstens nicht beabsichtigt, wenn sie gleich als
solche sich vielleicht in der Folge erhalten hat. Selbst noch
für die Bestallung von 1501 scheint der geldrische Krieg den
Anstoss gegeben zu haben; wenigstens ist darin eine Postver-
bindung zwischen dem Heerkommando und der Residenz be-
sonders vorgesehen ("Item que durant la presente guerre de
Gueldres, le dit maitre entretiendra assy postes de quatre
lieues en quatre lieues jusques au lieu ou sera notre lieutenant",
Rübsam S. 192).

Nach all dem bestand die Kaiserlich-Taxis'sche Post in
den ersten Jahrzehnten lediglich in der Errichtung von Stationen,
"poste", für die Feldjäger-Relais behufs Verbindung des Sitzes

1) Nicht nur in objektiver Rücksicht, nämlich in Beziehung auf die
Entwickelung der kaiserlichen Post, sondern auch wegen der Frage der persön-
lichen Verbindung der Taxis'schen Familie weisen die Statthalterei-Akten
manchen dunkeln, noch aufzuklärenden Punkt auf. Neben den Taxis näm-
lich werden auch noch andere "Botenmeister" genannt, z. B. 1496, als die
Post von Innsbruck über Bormio nach Chur aufgehoben und die Legung
einer Postroute durch das Mailändische mit dem dortigen Herzog verein-
bart wird, ferner 1499, als Werndl Gibs eine Verbindung zum Wormser Joch
legt, 1514, da Hans Scholl für die Besorgung der Post Innsbruck-Linz-Wien
bezahlt wird. Ich nehme an, dass den Taxis von Anfang an als "oberste
Postmeister" wenigstens die Aufsicht über die genannten "Botenmeister"
zustand.

bei, da noch der Nachweis fehlt, ob nicht vor 1504 die Ein-
richtung der Post nur durch einen speziellen und vorüber-
gehenden Anlass hervorgerufen worden ist 1).

Schon oben S. 157 nämlich haben wir des allmählichen
Aufkommens temporärer Posten gedacht. Solche werden von
Innsbruck aus unter Kaiser Max wiederholt gelegt, so 1496 nach
Mailand, 1499 nach Laibach; beide hatten einen nur vorüber-
gehenden Anlass, die erstere die Heerfahrt Maximilians nach
Italien, die letztere die Ordnung des Nachlasses des Grafen
von Görz: sie wurde durch einige Monate auf Kosten des Nach-
lasses erhalten, später aber abgekündet. Einen ähnlichen Cha-
rakter hatte die Relais-Post, welche 1496 zwischen dem Inns-
brucker Kabinet und dem in Oberitalien beschäftigten Heer-
kommando gelegt worden war: als dauernde Organisation war
sie damals wenigstens nicht beabsichtigt, wenn sie gleich als
solche sich vielleicht in der Folge erhalten hat. Selbst noch
für die Bestallung von 1501 scheint der geldrische Krieg den
Anstoss gegeben zu haben; wenigstens ist darin eine Postver-
bindung zwischen dem Heerkommando und der Residenz be-
sonders vorgesehen (»Item que durant la presente guerre de
Gueldres, le dit maitre entretiendra assy postes de quatre
lieues en quatre lieues jusques au lieu ou sera notre lieutenant«,
Rübsam S. 192).

Nach all dem bestand die Kaiserlich-Taxis’sche Post in
den ersten Jahrzehnten lediglich in der Errichtung von Stationen,
»poste«, für die Feldjäger-Relais behufs Verbindung des Sitzes

1) Nicht nur in objektiver Rücksicht, nämlich in Beziehung auf die
Entwickelung der kaiserlichen Post, sondern auch wegen der Frage der persön-
lichen Verbindung der Taxis’schen Familie weisen die Statthalterei-Akten
manchen dunkeln, noch aufzuklärenden Punkt auf. Neben den Taxis näm-
lich werden auch noch andere »Botenmeister« genannt, z. B. 1496, als die
Post von Innsbruck über Bormio nach Chur aufgehoben und die Legung
einer Postroute durch das Mailändische mit dem dortigen Herzog verein-
bart wird, ferner 1499, als Werndl Gibs eine Verbindung zum Wormser Joch
legt, 1514, da Hans Scholl für die Besorgung der Post Innsbruck-Linz-Wien
bezahlt wird. Ich nehme an, dass den Taxis von Anfang an als »oberste
Postmeister« wenigstens die Aufsicht über die genannten »Botenmeister«
zustand.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0213" n="197"/>
bei, da noch der Nachweis fehlt, ob nicht vor 1504 die Ein-<lb/>
richtung der Post nur durch einen speziellen und vorüber-<lb/>
gehenden Anlass hervorgerufen worden ist <note place="foot" n="1)">Nicht nur in objektiver Rücksicht, nämlich in Beziehung auf die<lb/>
Entwickelung der kaiserlichen Post, sondern auch wegen der Frage der persön-<lb/>
lichen Verbindung der Taxis&#x2019;schen Familie weisen die Statthalterei-Akten<lb/>
manchen dunkeln, noch aufzuklärenden Punkt auf. Neben den Taxis näm-<lb/>
lich werden auch noch andere »Botenmeister« genannt, z. B. 1496, als die<lb/>
Post von Innsbruck über Bormio nach Chur aufgehoben und die Legung<lb/>
einer Postroute durch das Mailändische mit dem dortigen Herzog verein-<lb/>
bart wird, ferner 1499, als Werndl Gibs eine Verbindung zum Wormser Joch<lb/>
legt, 1514, da Hans Scholl für die Besorgung der Post Innsbruck-Linz-Wien<lb/>
bezahlt wird. Ich nehme an, dass den Taxis von Anfang an als »oberste<lb/>
Postmeister« wenigstens die Aufsicht über die genannten »Botenmeister«<lb/>
zustand.</note>.</p><lb/>
            <p>Schon oben S. 157 nämlich haben wir des allmählichen<lb/>
Aufkommens <hi rendition="#g">temporärer</hi> Posten gedacht. Solche werden von<lb/>
Innsbruck aus unter Kaiser Max wiederholt gelegt, so 1496 nach<lb/>
Mailand, 1499 nach Laibach; beide hatten einen nur vorüber-<lb/>
gehenden Anlass, die erstere die Heerfahrt Maximilians nach<lb/>
Italien, die letztere die Ordnung des Nachlasses des Grafen<lb/>
von Görz: sie wurde durch einige Monate auf Kosten des Nach-<lb/>
lasses erhalten, später aber abgekündet. Einen ähnlichen Cha-<lb/>
rakter hatte die Relais-Post, welche 1496 zwischen dem Inns-<lb/>
brucker Kabinet und dem in Oberitalien beschäftigten Heer-<lb/>
kommando gelegt worden war: als dauernde Organisation war<lb/>
sie damals wenigstens nicht beabsichtigt, wenn sie gleich als<lb/>
solche sich vielleicht in der Folge erhalten hat. Selbst noch<lb/>
für die Bestallung von 1501 scheint der geldrische Krieg den<lb/>
Anstoss gegeben zu haben; wenigstens ist darin eine Postver-<lb/>
bindung zwischen dem Heerkommando und der Residenz be-<lb/>
sonders vorgesehen (»Item que durant la presente guerre de<lb/>
Gueldres, le dit maitre entretiendra assy postes de quatre<lb/>
lieues en quatre lieues jusques au lieu ou sera notre lieutenant«,<lb/>
Rübsam S. 192).</p><lb/>
            <p>Nach all dem bestand die Kaiserlich-Taxis&#x2019;sche Post in<lb/>
den ersten Jahrzehnten lediglich in der Errichtung von Stationen,<lb/>
»poste«, für die Feldjäger-Relais behufs Verbindung des Sitzes<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0213] bei, da noch der Nachweis fehlt, ob nicht vor 1504 die Ein- richtung der Post nur durch einen speziellen und vorüber- gehenden Anlass hervorgerufen worden ist 1). Schon oben S. 157 nämlich haben wir des allmählichen Aufkommens temporärer Posten gedacht. Solche werden von Innsbruck aus unter Kaiser Max wiederholt gelegt, so 1496 nach Mailand, 1499 nach Laibach; beide hatten einen nur vorüber- gehenden Anlass, die erstere die Heerfahrt Maximilians nach Italien, die letztere die Ordnung des Nachlasses des Grafen von Görz: sie wurde durch einige Monate auf Kosten des Nach- lasses erhalten, später aber abgekündet. Einen ähnlichen Cha- rakter hatte die Relais-Post, welche 1496 zwischen dem Inns- brucker Kabinet und dem in Oberitalien beschäftigten Heer- kommando gelegt worden war: als dauernde Organisation war sie damals wenigstens nicht beabsichtigt, wenn sie gleich als solche sich vielleicht in der Folge erhalten hat. Selbst noch für die Bestallung von 1501 scheint der geldrische Krieg den Anstoss gegeben zu haben; wenigstens ist darin eine Postver- bindung zwischen dem Heerkommando und der Residenz be- sonders vorgesehen (»Item que durant la presente guerre de Gueldres, le dit maitre entretiendra assy postes de quatre lieues en quatre lieues jusques au lieu ou sera notre lieutenant«, Rübsam S. 192). Nach all dem bestand die Kaiserlich-Taxis’sche Post in den ersten Jahrzehnten lediglich in der Errichtung von Stationen, »poste«, für die Feldjäger-Relais behufs Verbindung des Sitzes 1) Nicht nur in objektiver Rücksicht, nämlich in Beziehung auf die Entwickelung der kaiserlichen Post, sondern auch wegen der Frage der persön- lichen Verbindung der Taxis’schen Familie weisen die Statthalterei-Akten manchen dunkeln, noch aufzuklärenden Punkt auf. Neben den Taxis näm- lich werden auch noch andere »Botenmeister« genannt, z. B. 1496, als die Post von Innsbruck über Bormio nach Chur aufgehoben und die Legung einer Postroute durch das Mailändische mit dem dortigen Herzog verein- bart wird, ferner 1499, als Werndl Gibs eine Verbindung zum Wormser Joch legt, 1514, da Hans Scholl für die Besorgung der Post Innsbruck-Linz-Wien bezahlt wird. Ich nehme an, dass den Taxis von Anfang an als »oberste Postmeister« wenigstens die Aufsicht über die genannten »Botenmeister« zustand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/213
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/213>, abgerufen am 29.04.2024.