heit. So schildert die 1483 verfasste "Reise-Instruktion" des Bernh. Breydenbach, wie man von Worms bis zum Fernpass "Geleite" von Stadt zu Stadt nehmen könne: "zu Geysslingen nympt man der Knecht eynen der von Ul- men geleydt biss geyn Ulmen III myle, allenthalber gut Her- berge." ... "Item zu Memmingen nymt einen staitknecht, der ryt mit geyne Kemptenn." Ebenso erzählt Jos. Furtten- bach in seinem 1627 zu Ulm erschienenen "Newen Itinera- rium Italiae" S. 5: "man nimbt (scil. zum Uebergang über den Splügen) die Männer, so im Land die Gelegenheit wissen, mit sich, lässt deren einen vorausgehen, darauff der Bott geritten, vnnd seine Passagieri nach jhme desto sicher- licher mögen fortkommen."
Dieses "Geleit" erweiterte sich bald, wie wir unten sehen werden, auch für den Fernverkehr und zur gewerbs- mässigen Passagier-Beförderung. --
So bildete sich allmählich von selbst ein organi- satorischer und ein technischer Fortschritt, nämlich die In- ternationalität und Berittenheit der Boten aus, der gewöhnlich als eine originäre Erfindung dem Franz von Taxis zugeschrieben wird. Schon im 14. Jahrhundert besorgten reitende Boten zwischen den im Fondaco dei Tedeschi ansässigen Teilhabern und Geschäftsführern und dem Stammhaus in Regensburg, Nürnberg, Augsburg, Ulm u. s. w. jahraus, jahrein Briefe und Wertsendungen: die Boten als öffentliche Diener anzustellen lag um so näher, als manche Stadtgemeinde sich auf eigene Rech- nung an dem lohnenden Geschäfte beteiligte (s. H. Si- monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887). Anhalts- punkte über diese primitive Organisation gibt die jeweilige Anstellung eigener städtischer Boten, welche gewöhn- lich erst längere Zeit nach der privaten Einrich- tung erfolgt sein kann. Aufschreibungen über diese Botenlöhne und Städteboten existieren z. B. aus den Jahren 1358 von der
heit. So schildert die 1483 verfasste »Reise-Instruktion« des Bernh. Breydenbach, wie man von Worms bis zum Fernpass »Geleite« von Stadt zu Stadt nehmen könne: »zu Geysslingen nympt man der Knecht eynen der von Ul- men geleydt biss geyn Ulmen III myle, allenthalber gut Her- berge.« … »Item zu Memmingen nymt einen staitknecht, der ryt mit geyne Kemptenn.« Ebenso erzählt Jos. Furtten- bach in seinem 1627 zu Ulm erschienenen »Newen Itinera- rium Italiae« S. 5: „man nimbt (scil. zum Uebergang über den Splügen) die Männer, so im Land die Gelegenheit wissen, mit sich, lässt deren einen vorausgehen, darauff der Bott geritten, vnnd seine Passagieri nach jhme desto sicher- licher mögen fortkommen.«
Dieses »Geleit« erweiterte sich bald, wie wir unten sehen werden, auch für den Fernverkehr und zur gewerbs- mässigen Passagier-Beförderung. —
So bildete sich allmählich von selbst ein organi- satorischer und ein technischer Fortschritt, nämlich die In- ternationalität und Berittenheit der Boten aus, der gewöhnlich als eine originäre Erfindung dem Franz von Taxis zugeschrieben wird. Schon im 14. Jahrhundert besorgten reitende Boten zwischen den im Fondaco dei Tedeschi ansässigen Teilhabern und Geschäftsführern und dem Stammhaus in Regensburg, Nürnberg, Augsburg, Ulm u. s. w. jahraus, jahrein Briefe und Wertsendungen: die Boten als öffentliche Diener anzustellen lag um so näher, als manche Stadtgemeinde sich auf eigene Rech- nung an dem lohnenden Geschäfte beteiligte (s. H. Si- monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887). Anhalts- punkte über diese primitive Organisation gibt die jeweilige Anstellung eigener städtischer Boten, welche gewöhn- lich erst längere Zeit nach der privaten Einrich- tung erfolgt sein kann. Aufschreibungen über diese Botenlöhne und Städteboten existieren z. B. aus den Jahren 1358 von der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0072"n="56"/>
heit. So schildert die 1483 verfasste »Reise-Instruktion«<lb/>
des Bernh. Breydenbach, wie man von Worms bis zum<lb/>
Fernpass »Geleite« von Stadt zu Stadt nehmen könne:<lb/>
»<hirendition="#i">zu Geysslingen nympt man der Knecht eynen der von Ul-<lb/>
men geleydt biss geyn Ulmen III myle, allenthalber gut Her-<lb/>
berge.« … »Item zu Memmingen nymt einen staitknecht,<lb/>
der ryt mit geyne Kemptenn.</hi>« Ebenso erzählt Jos. Furtten-<lb/>
bach in seinem 1627 zu Ulm erschienenen »Newen Itinera-<lb/>
rium Italiae« S. 5: „<hirendition="#i">man nimbt (scil. zum Uebergang über<lb/>
den Splügen) die Männer, so im Land die Gelegenheit<lb/>
wissen, mit sich, lässt deren einen vorausgehen, darauff der<lb/>
Bott geritten, vnnd seine Passagieri nach jhme desto sicher-<lb/>
licher mögen fortkommen.</hi>«</p><lb/><p>Dieses »Geleit« erweiterte sich bald, wie wir unten<lb/>
sehen werden, auch für den Fernverkehr und zur gewerbs-<lb/>
mässigen Passagier-Beförderung. —</p><lb/><p>So bildete sich allmählich von selbst ein organi-<lb/>
satorischer und ein technischer Fortschritt, nämlich die <hirendition="#g">In-<lb/>
ternationalität</hi> und <hirendition="#g">Berittenheit</hi> der Boten aus,<lb/>
der gewöhnlich als eine originäre Erfindung dem Franz<lb/>
von Taxis zugeschrieben wird. Schon im 14. Jahrhundert<lb/>
besorgten reitende Boten zwischen den im Fondaco dei<lb/>
Tedeschi ansässigen Teilhabern und Geschäftsführern und<lb/>
dem Stammhaus in Regensburg, Nürnberg, Augsburg,<lb/>
Ulm u. s. w. jahraus, jahrein Briefe und Wertsendungen:<lb/>
die Boten als öffentliche Diener anzustellen lag um so<lb/>
näher, als manche Stadtgemeinde sich auf eigene Rech-<lb/>
nung an dem lohnenden Geschäfte beteiligte (s. H. <hirendition="#g">Si-<lb/>
monsfeld,</hi> der Fondaco dei Tedeschi, 1887). Anhalts-<lb/>
punkte über diese primitive Organisation gibt die jeweilige<lb/>
Anstellung eigener <hirendition="#g">städtischer</hi> Boten, welche gewöhn-<lb/>
lich <hirendition="#g">erst längere Zeit nach der privaten</hi> Einrich-<lb/>
tung erfolgt sein kann. Aufschreibungen über diese Botenlöhne<lb/>
und Städteboten existieren z. B. aus den Jahren 1358 von der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[56/0072]
heit. So schildert die 1483 verfasste »Reise-Instruktion«
des Bernh. Breydenbach, wie man von Worms bis zum
Fernpass »Geleite« von Stadt zu Stadt nehmen könne:
»zu Geysslingen nympt man der Knecht eynen der von Ul-
men geleydt biss geyn Ulmen III myle, allenthalber gut Her-
berge.« … »Item zu Memmingen nymt einen staitknecht,
der ryt mit geyne Kemptenn.« Ebenso erzählt Jos. Furtten-
bach in seinem 1627 zu Ulm erschienenen »Newen Itinera-
rium Italiae« S. 5: „man nimbt (scil. zum Uebergang über
den Splügen) die Männer, so im Land die Gelegenheit
wissen, mit sich, lässt deren einen vorausgehen, darauff der
Bott geritten, vnnd seine Passagieri nach jhme desto sicher-
licher mögen fortkommen.«
Dieses »Geleit« erweiterte sich bald, wie wir unten
sehen werden, auch für den Fernverkehr und zur gewerbs-
mässigen Passagier-Beförderung. —
So bildete sich allmählich von selbst ein organi-
satorischer und ein technischer Fortschritt, nämlich die In-
ternationalität und Berittenheit der Boten aus,
der gewöhnlich als eine originäre Erfindung dem Franz
von Taxis zugeschrieben wird. Schon im 14. Jahrhundert
besorgten reitende Boten zwischen den im Fondaco dei
Tedeschi ansässigen Teilhabern und Geschäftsführern und
dem Stammhaus in Regensburg, Nürnberg, Augsburg,
Ulm u. s. w. jahraus, jahrein Briefe und Wertsendungen:
die Boten als öffentliche Diener anzustellen lag um so
näher, als manche Stadtgemeinde sich auf eigene Rech-
nung an dem lohnenden Geschäfte beteiligte (s. H. Si-
monsfeld, der Fondaco dei Tedeschi, 1887). Anhalts-
punkte über diese primitive Organisation gibt die jeweilige
Anstellung eigener städtischer Boten, welche gewöhn-
lich erst längere Zeit nach der privaten Einrich-
tung erfolgt sein kann. Aufschreibungen über diese Botenlöhne
und Städteboten existieren z. B. aus den Jahren 1358 von der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/72>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.