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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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So konte Norden wohl zum Paradiese werden.
Ach ja/ Gerechtigkeit und Friede küßten sich!
Das Edle Schweden war ein Himmelreich auff Erden/
Weil dessen Königin den Göttern sich verglich.
Allein wo ist nunmehr das Jubel-Fest in Norden?
Wird nicht ein Trauer-Fest an dessen statt bestellt?
Wie ist denn Libanon also zur Wüsten worden?
So gehts/ wenn GOttes Hand die hohen Cedern fällt.
Zwar Dein betrübtes Volck kan sich zu frieden geben/
Jndem es über Dir sein gantzes Leid versüßt:
Des Reiches Wohlfahrt hängt an deinem theuren Leben/
Das unsrer Hoffnung nach nicht halb verflossen ist.
Der Baum ist zwar verwelckt/ nicht aber seine Früchte/
Darinnen treffen sie die schönste Hoffnung an:
Allein derselbe Trost wird/ leider! gantz zunichte/
Damit man deinen Schmertz/ O König/ lindern kan.
Du bist des Landes Haupt/ das Cron und Scepter träget/
Und dessen Majestät von GOTT entsprossen ist;
Von GOTT/ der aller Welt bißher vor Augen leget/
Daß du sein theurer Sohn und sein Gesalbter bist.
Der Christen Mittel-Punct/ dahin sonst alles zielet/
Die wahre Gottesfurcht hat ihren Sitz in Dir:
Jemehr dein Königreich die kalten Winde fühlet/
Je heller bricht bey Dir des Glaubens Glut herfür.
Es fängt in deiner Brust von neuen an zu leben
des Zehnten CAROLI entbrannter Helden-Muth;
Und alle Welt muß Dir das wahre Zeugniß geben/
Daß Gustav Adolphs Geist auf Dir gedoppelt ruht.
Sucht iemand Wollust/ Pracht/ Verschwendung/ üppich Leben/
Derselbe reise nicht in dieses Königreich:
Er muß sich sonst wohin/ nicht nach Stockholm begeben/
Wo CARL der Eilffte wohnt/ da wohnet GOtt zugleich.
Die Klugheit sitzt bey Dir auff Deinem Königs-Stule/
Europa sieht es an/ und trägt das Zeugniß bey:
Daß Deine Residentz die rechte Hoheschule
Vor junge Könige und zarte Fürsten sey.
Auff Liebe ruht Dein Thron/ und nicht auf Furcht u. Schrecken/
Dein unterthänig Volck besitzt das höchste Gut:
Du weist Dein Königreich mit Flügeln zu bedecken/
Du suchst der Deinen Heil/ nicht ihren Schweiß und Blut.
Recht
So konte Norden wohl zum Paradieſe werden.
Ach ja/ Gerechtigkeit und Friede kuͤßten ſich!
Das Edle Schweden war ein Himmelreich auff Erden/
Weil deſſen Koͤnigin den Goͤttern ſich verglich.
Allein wo iſt nunmehr das Jubel-Feſt in Norden?
Wird nicht ein Trauer-Feſt an deſſen ſtatt beſtellt?
Wie iſt denn Libanon alſo zur Wuͤſten worden?
So gehts/ wenn GOttes Hand die hohen Cedern faͤllt.
Zwar Dein betruͤbtes Volck kan ſich zu frieden geben/
Jndem es uͤber Dir ſein gantzes Leid verſuͤßt:
Des Reiches Wohlfahrt haͤngt an deinem theuren Leben/
Das unſrer Hoffnung nach nicht halb verfloſſen iſt.
Der Baum iſt zwar verwelckt/ nicht aber ſeine Fruͤchte/
Darinnen treffen ſie die ſchoͤnſte Hoffnung an:
Allein derſelbe Troſt wird/ leider! gantz zunichte/
Damit man deinen Schmertz/ O Koͤnig/ lindern kan.
Du biſt des Landes Haupt/ das Cron und Scepter traͤget/
Und deſſen Majeſtaͤt von GOTT entſproſſen iſt;
Von GOTT/ der aller Welt bißher vor Augen leget/
Daß du ſein theurer Sohn und ſein Geſalbter biſt.
Der Chriſten Mittel-Punct/ dahin ſonſt alles zielet/
Die wahre Gottesfurcht hat ihren Sitz in Dir:
Jemehr dein Koͤnigreich die kalten Winde fuͤhlet/
Je heller bricht bey Dir des Glaubens Glut herfuͤr.
Es faͤngt in deiner Bruſt von neuen an zu leben
des Zehnten CAROLI entbrannter Helden-Muth;
Und alle Welt muß Dir das wahre Zeugniß geben/
Daß Guſtav Adolphs Geiſt auf Dir gedoppelt ruht.
Sucht iemand Wolluſt/ Pracht/ Verſchwendung/ uͤppich Leben/
Derſelbe reiſe nicht in dieſes Koͤnigreich:
Er muß ſich ſonſt wohin/ nicht nach Stockholm begeben/
Wo CARL der Eilffte wohnt/ da wohnet GOtt zugleich.
Die Klugheit ſitzt bey Dir auff Deinem Koͤnigs-Stule/
Europa ſieht es an/ und traͤgt das Zeugniß bey:
Daß Deine Reſidentz die rechte Hoheſchule
Vor junge Koͤnige und zarte Fuͤrſten ſey.
Auff Liebe ruht Dein Thron/ und nicht auf Furcht u. Schrecken/
Dein unterthaͤnig Volck beſitzt das hoͤchſte Gut:
Du weiſt Dein Koͤnigreich mit Fluͤgeln zu bedecken/
Du ſuchſt der Deinen Heil/ nicht ihren Schweiß und Blut.
Recht
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[1010] So konte Norden wohl zum Paradieſe werden. Ach ja/ Gerechtigkeit und Friede kuͤßten ſich! Das Edle Schweden war ein Himmelreich auff Erden/ Weil deſſen Koͤnigin den Goͤttern ſich verglich. Allein wo iſt nunmehr das Jubel-Feſt in Norden? Wird nicht ein Trauer-Feſt an deſſen ſtatt beſtellt? Wie iſt denn Libanon alſo zur Wuͤſten worden? So gehts/ wenn GOttes Hand die hohen Cedern faͤllt. Zwar Dein betruͤbtes Volck kan ſich zu frieden geben/ Jndem es uͤber Dir ſein gantzes Leid verſuͤßt: Des Reiches Wohlfahrt haͤngt an deinem theuren Leben/ Das unſrer Hoffnung nach nicht halb verfloſſen iſt. Der Baum iſt zwar verwelckt/ nicht aber ſeine Fruͤchte/ Darinnen treffen ſie die ſchoͤnſte Hoffnung an: Allein derſelbe Troſt wird/ leider! gantz zunichte/ Damit man deinen Schmertz/ O Koͤnig/ lindern kan. Du biſt des Landes Haupt/ das Cron und Scepter traͤget/ Und deſſen Majeſtaͤt von GOTT entſproſſen iſt; Von GOTT/ der aller Welt bißher vor Augen leget/ Daß du ſein theurer Sohn und ſein Geſalbter biſt. Der Chriſten Mittel-Punct/ dahin ſonſt alles zielet/ Die wahre Gottesfurcht hat ihren Sitz in Dir: Jemehr dein Koͤnigreich die kalten Winde fuͤhlet/ Je heller bricht bey Dir des Glaubens Glut herfuͤr. Es faͤngt in deiner Bruſt von neuen an zu leben des Zehnten CAROLI entbrannter Helden-Muth; Und alle Welt muß Dir das wahre Zeugniß geben/ Daß Guſtav Adolphs Geiſt auf Dir gedoppelt ruht. Sucht iemand Wolluſt/ Pracht/ Verſchwendung/ uͤppich Leben/ Derſelbe reiſe nicht in dieſes Koͤnigreich: Er muß ſich ſonſt wohin/ nicht nach Stockholm begeben/ Wo CARL der Eilffte wohnt/ da wohnet GOtt zugleich. Die Klugheit ſitzt bey Dir auff Deinem Koͤnigs-Stule/ Europa ſieht es an/ und traͤgt das Zeugniß bey: Daß Deine Reſidentz die rechte Hoheſchule Vor junge Koͤnige und zarte Fuͤrſten ſey. Auff Liebe ruht Dein Thron/ und nicht auf Furcht u. Schrecken/ Dein unterthaͤnig Volck beſitzt das hoͤchſte Gut: Du weiſt Dein Koͤnigreich mit Fluͤgeln zu bedecken/ Du ſuchſt der Deinen Heil/ nicht ihren Schweiß und Blut. Recht

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/1010>, abgerufen am 15.05.2024.