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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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LXXXIX. Unrein sind die Verse/ wenn
die hellen und tieffen e untereinander ge-
mischet werden. z. e.

1. Die nur bloß auf Reichthum sehen/
Werden schlecht bey GOtt bestehen.
2. Lieber in der Schul ein Lehrer/
Als ein Feuermanerkehrer.
3. Welcher nicht die Eltern ehrt/
Der ist keines Segens wehrt.
4. Bistu hier nicht fromm gewesen/
Dort wird dich kein Mensch erlösen.
5. Welche nicht vergeben können/
Soll man auch nicht Menschen nennen.

XC. Nun wäre dieser ersten Regul leicht
nachzuleben/ wenn nur die Deutschen al-
lerley Mund-Art hätten. Jndem aber
fast in einem iedweden Kreyße ein besonde-
rer Dialectus regieret/ so muß man dieselben
wissen/ oder von den Reimen ungeurthei-
let lassen. z. e.

Jn Meissen reimt man so:

Man höret von den Schweden
Noch da und dorten reden.

Jn Schlesien aber so:

Man hört in allen Läden
Von deiner Tochter reden.

XCI. Was meine wenige Poesie betrifft/
so hab ich in meinem Vaterlande gesungen
wie mir der Schnabel gewachsen ist: z. e.

Sieht einer etwas stehlen/
So soll ers nicht verhehlen.

XCII. Jn Meissen hab ich mich nach der
Mund-Art des Ortes gerichtet. z. e.

Es
C 3

LXXXIX. Unrein ſind die Verſe/ wenn
die hellen und tieffen e untereinander ge-
miſchet werden. z. e.

1. Die nur bloß auf Reichthum ſehen/
Werden ſchlecht bey GOtt beſtehen.
2. Lieber in der Schul ein Lehrer/
Als ein Feuermanerkehrer.
3. Welcher nicht die Eltern ehrt/
Der iſt keines Segens wehrt.
4. Biſtu hier nicht fromm geweſen/
Dort wird dich kein Menſch erloͤſen.
5. Welche nicht vergeben koͤnnen/
Soll man auch nicht Menſchen nennen.

XC. Nun waͤre dieſer erſten Regul leicht
nachzuleben/ wenn nur die Deutſchen al-
lerley Mund-Art haͤtten. Jndem aber
faſt in einem iedweden Kreyße ein beſonde-
reꝛ Dialectus regieret/ ſo muß man dieſelben
wiſſen/ oder von den Reimen ungeurthei-
let laſſen. z. e.

Jn Meiſſen reimt man ſo:

Man hoͤret von den Schweden
Noch da und dorten reden.

Jn Schleſien aber ſo:

Man hoͤrt in allen Laͤden
Von deiner Tochter reden.

XCI. Was meine wenige Poeſie betrifft/
ſo hab ich in meinem Vaterlande geſungen
wie mir der Schnabel gewachſen iſt: z. e.

Sieht einer etwas ſtehlen/
So ſoll ers nicht verhehlen.

XCII. Jn Meiſſen hab ich mich nach der
Mund-Art des Ortes gerichtet. z. e.

Es
C 3
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[37/0041] LXXXIX. Unrein ſind die Verſe/ wenn die hellen und tieffen e untereinander ge- miſchet werden. z. e. 1. Die nur bloß auf Reichthum ſehen/ Werden ſchlecht bey GOtt beſtehen. 2. Lieber in der Schul ein Lehrer/ Als ein Feuermanerkehrer. 3. Welcher nicht die Eltern ehrt/ Der iſt keines Segens wehrt. 4. Biſtu hier nicht fromm geweſen/ Dort wird dich kein Menſch erloͤſen. 5. Welche nicht vergeben koͤnnen/ Soll man auch nicht Menſchen nennen. XC. Nun waͤre dieſer erſten Regul leicht nachzuleben/ wenn nur die Deutſchen al- lerley Mund-Art haͤtten. Jndem aber faſt in einem iedweden Kreyße ein beſonde- reꝛ Dialectus regieret/ ſo muß man dieſelben wiſſen/ oder von den Reimen ungeurthei- let laſſen. z. e. Jn Meiſſen reimt man ſo: Man hoͤret von den Schweden Noch da und dorten reden. Jn Schleſien aber ſo: Man hoͤrt in allen Laͤden Von deiner Tochter reden. XCI. Was meine wenige Poeſie betrifft/ ſo hab ich in meinem Vaterlande geſungen wie mir der Schnabel gewachſen iſt: z. e. Sieht einer etwas ſtehlen/ So ſoll ers nicht verhehlen. XCII. Jn Meiſſen hab ich mich nach der Mund-Art des Ortes gerichtet. z. e. Es C 3

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/41>, abgerufen am 28.04.2024.