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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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Doch was verfluch ich den/ den ich als König ehre?
Warum verdamm ich den/ den GOtt gesalbet
hat?
Geh in dein eigen Hertz du schnöde Valiere,
Darinnen ist der Grund von deiner Missethat.
Ja wol ich reitzte dich mit meinen frechen Blicken/
Die Minen zogen dich als ein Magnet heran:
Die Seuffzer wusten dich durch Sehnsucht zu ent-
zücken/
Die Worte bähnten dir die unbetretne Bahn.
Die Glieder dehnten sich als wenn sie liegen wol-
ten/
Die Stellung sagte dir/ was Fleisch und Blut
begehrt/
Die Augen stellten sich als wenn sie schlummern
solten/
Die Brüste lockten dich als wie ein Vogelherd.
Bißweilen stellt ich mich als wenn ich nichts em-
pfindte/
Wenn deine freche Hand mir allzunahe kam;
Damit ich deine Lust je mehr und mehr entzündte/
Biß endlich Scham und Furcht von beyden Ab-
schied nahm.
Bißweilen that ich so als wenn ich wiederstünde/
Und also goß ich Oel in deine Flammen ein:
Wornach dein Hertze stund/ das nennt ich lau-
ter Sünde/
Damit dein appetit nur solte grösser seyn.
Und wenn ich gegen dich als eine Heldin kämpffte/
So waren auff einmahl drey Gänge nicht ge-
nung:
Auch
Doch was verfluch ich den/ den ich als Koͤnig ehre?
Warum verdamm ich den/ den GOtt geſalbet
hat?
Geh in dein eigen Hertz du ſchnoͤde Valiere,
Darinnen iſt der Grund von deiner Miſſethat.
Ja wol ich reitzte dich mit meinen frechen Blicken/
Die Minen zogen dich als ein Magnet heran:
Die Seuffzer wuſten dich durch Sehnſucht zu ent-
zuͤcken/
Die Worte baͤhnten dir die unbetretne Bahn.
Die Glieder dehnten ſich als wenn ſie liegen wol-
ten/
Die Stellung ſagte dir/ was Fleiſch und Blut
begehrt/
Die Augen ſtellten ſich als wenn ſie ſchlummern
ſolten/
Die Bruͤſte lockten dich als wie ein Vogelherd.
Bißweilen ſtellt ich mich als wenn ich nichts em-
pfindte/
Wenn deine freche Hand mir allzunahe kam;
Damit ich deine Luſt je mehr und mehr entzuͤndte/
Biß endlich Scham und Furcht von beyden Ab-
ſchied nahm.
Bißweilen that ich ſo als wenn ich wiederſtuͤnde/
Und alſo goß ich Oel in deine Flammen ein:
Wornach dein Hertze ſtund/ das nennt ich lau-
ter Suͤnde/
Damit dein appetit nur ſolte groͤſſer ſeyn.
Und wenn ich gegen dich als eine Heldin kaͤmpffte/
So waren auff einmahl drey Gaͤnge nicht ge-
nung:
Auch
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[44/0048] Doch was verfluch ich den/ den ich als Koͤnig ehre? Warum verdamm ich den/ den GOtt geſalbet hat? Geh in dein eigen Hertz du ſchnoͤde Valiere, Darinnen iſt der Grund von deiner Miſſethat. Ja wol ich reitzte dich mit meinen frechen Blicken/ Die Minen zogen dich als ein Magnet heran: Die Seuffzer wuſten dich durch Sehnſucht zu ent- zuͤcken/ Die Worte baͤhnten dir die unbetretne Bahn. Die Glieder dehnten ſich als wenn ſie liegen wol- ten/ Die Stellung ſagte dir/ was Fleiſch und Blut begehrt/ Die Augen ſtellten ſich als wenn ſie ſchlummern ſolten/ Die Bruͤſte lockten dich als wie ein Vogelherd. Bißweilen ſtellt ich mich als wenn ich nichts em- pfindte/ Wenn deine freche Hand mir allzunahe kam; Damit ich deine Luſt je mehr und mehr entzuͤndte/ Biß endlich Scham und Furcht von beyden Ab- ſchied nahm. Bißweilen that ich ſo als wenn ich wiederſtuͤnde/ Und alſo goß ich Oel in deine Flammen ein: Wornach dein Hertze ſtund/ das nennt ich lau- ter Suͤnde/ Damit dein appetit nur ſolte groͤſſer ſeyn. Und wenn ich gegen dich als eine Heldin kaͤmpffte/ So waren auff einmahl drey Gaͤnge nicht ge- nung: Auch

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/48>, abgerufen am 29.04.2024.