Ant. Senish, ein Ackermann im Dorfe Puy in Limoges, starb im Jahr 1770 im 111ten Jahre seines Alters. Er arbeitete noch 14 Tage vor seinem Ende, hatte noch seine Haare und Zähne, und sein Gesicht hatte nicht abgenommen. Seine gewöhnliche Kost waren Kastanien und Türkisch Korn. Nie hatte er Ader gelassen, und nie etwas zum Abführen genommen.
Ich kann mich unmöglich enthalten, hier eine der interessantesten Geschich- ten des hohen Alters einzuschalten, die uns in Schubarts Englischen Blättern (2. Band. 2. Stück) mitgetheilt wird:
"Die Jugend einer gewissen Stadt in Kent lacht immer, wenn man den alten Nobs nennt. Ihre Väter schon pflegten ihnen von diesem Wundermann zu er- zählen, dessen ganze Lebensart so regel- mässig war, wie der Schattenweifer ei- ner Sonnenuhr. Von einer Zeit zur an- dern liess sich zu gewissen Stunden die
Ant. Senish, ein Ackermann im Dorfe Puy in Limoges, ſtarb im Jahr 1770 im 111ten Jahre ſeines Alters. Er arbeitete noch 14 Tage vor ſeinem Ende, hatte noch ſeine Haare und Zähne, und ſein Geſicht hatte nicht abgenommen. Seine gewöhnliche Koſt waren Kaſtanien und Türkiſch Korn. Nie hatte er Ader gelaſſen, und nie etwas zum Abführen genommen.
Ich kann mich unmöglich enthalten, hier eine der intereſſanteſten Geſchich- ten des hohen Alters einzuſchalten, die uns in Schubarts Engliſchen Blättern (2. Band. 2. Stück) mitgetheilt wird:
„Die Jugend einer gewiſſen Stadt in Kent lacht immer, wenn man den alten Nobs nennt. Ihre Väter ſchon pflegten ihnen von dieſem Wundermann zu er- zählen, deſſen ganze Lebensart ſo regel- mäſsig war, wie der Schattenweifer ei- ner Sonnenuhr. Von einer Zeit zur an- dern lieſs ſich zu gewiſſen Stunden die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0203"n="175"/><p><hirendition="#i">Ant. Senish</hi>, ein Ackermann im<lb/>
Dorfe <hirendition="#i">Puy</hi> in <hirendition="#i">Limoges</hi>, ſtarb im Jahr<lb/>
1770 im 111ten Jahre ſeines Alters. Er<lb/>
arbeitete noch 14 Tage vor ſeinem Ende,<lb/>
hatte noch ſeine Haare und Zähne, und<lb/>ſein Geſicht hatte nicht abgenommen.<lb/>
Seine gewöhnliche Koſt waren Kaſtanien<lb/>
und Türkiſch Korn. Nie hatte er Ader<lb/>
gelaſſen, und nie etwas zum Abführen<lb/>
genommen.</p><lb/><p>Ich kann mich unmöglich enthalten,<lb/>
hier eine der intereſſanteſten Geſchich-<lb/>
ten des hohen Alters einzuſchalten, die<lb/>
uns in <hirendition="#i">Schubarts Engliſchen Blättern</hi> (2.<lb/>
Band. 2. Stück) mitgetheilt wird:</p><lb/><p>„Die Jugend einer gewiſſen Stadt in<lb/><hirendition="#i">Kent</hi> lacht immer, wenn man den alten<lb/><hirendition="#i">Nobs</hi> nennt. Ihre Väter ſchon pflegten<lb/>
ihnen von dieſem Wundermann zu er-<lb/>
zählen, deſſen ganze Lebensart ſo regel-<lb/>
mäſsig war, wie der Schattenweifer ei-<lb/>
ner Sonnenuhr. Von einer Zeit zur an-<lb/>
dern lieſs ſich zu gewiſſen Stunden die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[175/0203]
Ant. Senish, ein Ackermann im
Dorfe Puy in Limoges, ſtarb im Jahr
1770 im 111ten Jahre ſeines Alters. Er
arbeitete noch 14 Tage vor ſeinem Ende,
hatte noch ſeine Haare und Zähne, und
ſein Geſicht hatte nicht abgenommen.
Seine gewöhnliche Koſt waren Kaſtanien
und Türkiſch Korn. Nie hatte er Ader
gelaſſen, und nie etwas zum Abführen
genommen.
Ich kann mich unmöglich enthalten,
hier eine der intereſſanteſten Geſchich-
ten des hohen Alters einzuſchalten, die
uns in Schubarts Engliſchen Blättern (2.
Band. 2. Stück) mitgetheilt wird:
„Die Jugend einer gewiſſen Stadt in
Kent lacht immer, wenn man den alten
Nobs nennt. Ihre Väter ſchon pflegten
ihnen von dieſem Wundermann zu er-
zählen, deſſen ganze Lebensart ſo regel-
mäſsig war, wie der Schattenweifer ei-
ner Sonnenuhr. Von einer Zeit zur an-
dern lieſs ſich zu gewiſſen Stunden die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/203>, abgerufen am 06.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.