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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Doch kommts auch hierbey gar
sehr auf die Verschiedenheit der Natur
und der Anlage an, und natürlich muss
der, der von Natur eine kräftigere und
wirksamere Seelenorganisation hat, we-
niger von dieser Anstrengung leiden, als
der, wo diese fehlt. -- Daher werden
solche am meisten davon angegriffen,
die bey mittelmässigen Geistesanlagen
es mit Gewalt erzwingen wollen; daher
schwächt diejenige Geistesanstrengung
am meisten, die wir uns wider Willen,
und ohne Lust an der Sache zu haben,
geben. Es ist erzwungene Spannung.

Es fragt sich nun aber: was heisst Ex-
cess in den Geistesanstrengungen? Diess
ist eben so wenig im allgemeinen zu be-
stimmen, als das zu viel im Essen und
Trinken, weil alles von dem verschied-
nen Maas und Anlage der Denkkraft ab-
hängt, und diese eben so verschieden
ist, als die Verdauungskraft. So kann
etwas für diesen Anstrengung werden,

Z

Doch kommts auch hierbey gar
ſehr auf die Verſchiedenheit der Natur
und der Anlage an, und natürlich muſs
der, der von Natur eine kräftigere und
wirkſamere Seelenorganiſation hat, we-
niger von dieſer Anſtrengung leiden, als
der, wo dieſe fehlt. — Daher werden
ſolche am meiſten davon angegriffen,
die bey mittelmäſsigen Geiſtesanlagen
es mit Gewalt erzwingen wollen; daher
ſchwächt diejenige Geiſtesanſtrengung
am meiſten, die wir uns wider Willen,
und ohne Luſt an der Sache zu haben,
geben. Es iſt erzwungene Spannung.

Es fragt ſich nun aber: was heiſst Ex-
ceſs in den Geiſtesanſtrengungen? Dieſs
iſt eben ſo wenig im allgemeinen zu be-
ſtimmen, als das zu viel im Eſſen und
Trinken, weil alles von dem verſchied-
nen Maas und Anlage der Denkkraft ab-
hängt, und dieſe eben ſo verſchieden
iſt, als die Verdauungskraft. So kann
etwas für dieſen Anſtrengung werden,

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[353/0381] Doch kommts auch hierbey gar ſehr auf die Verſchiedenheit der Natur und der Anlage an, und natürlich muſs der, der von Natur eine kräftigere und wirkſamere Seelenorganiſation hat, we- niger von dieſer Anſtrengung leiden, als der, wo dieſe fehlt. — Daher werden ſolche am meiſten davon angegriffen, die bey mittelmäſsigen Geiſtesanlagen es mit Gewalt erzwingen wollen; daher ſchwächt diejenige Geiſtesanſtrengung am meiſten, die wir uns wider Willen, und ohne Luſt an der Sache zu haben, geben. Es iſt erzwungene Spannung. Es fragt ſich nun aber: was heiſst Ex- ceſs in den Geiſtesanſtrengungen? Dieſs iſt eben ſo wenig im allgemeinen zu be- ſtimmen, als das zu viel im Eſſen und Trinken, weil alles von dem verſchied- nen Maas und Anlage der Denkkraft ab- hängt, und dieſe eben ſo verſchieden iſt, als die Verdauungskraft. So kann etwas für dieſen Anſtrengung werden, Z

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/381>, abgerufen am 26.04.2024.