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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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kurzem in das unsrige verwandelt wer-
den muss, und also zur Verjüngung und
Verlängerung des Lebens nicht viel da-
von zu hoffen seyn möchte, so müsste
doch bey gewissen Krankheiten, beson-
ders der Seele und des Nervensystems,
der plözliche ungewohnte Eindruck ei-
nes neuen Blutes auf die edelsten Lebens-
organe, eine grosse und heilsame Revo-
lution bewirken können.

Selbst der grosse Baco, dessen Genie
alles Wissen umfasste, und der dem so
lange irre geführten menschlichen Geiste
zuerst die Bahn vorzeichnete, die Wahr-
heit wieder zu finden, selbst dieser grosse
Mann fand das Problem der Verlänge-
rung des Lebens seiner Aufmerksamkeit
und Untersuchung würdig. Seine Ideen
sind kühn und neu. Er denkt sich das
Leben als eine Flamme, die beständig
von der umgebenden Luft consumirt
wird. Jeder, auch der härteste Körper
wird am Ende durch diese beständige
feine Verdunstung aufgelöset und destru-

kurzem in das unſrige verwandelt wer-
den muſs, und alſo zur Verjüngung und
Verlängerung des Lebens nicht viel da-
von zu hoffen ſeyn möchte, ſo müſste
doch bey gewiſſen Krankheiten, beſon-
ders der Seele und des Nervenſyſtems,
der plözliche ungewohnte Eindruck ei-
nes neuen Blutes auf die edelſten Lebens-
organe, eine groſse und heilſame Revo-
lution bewirken können.

Selbſt der groſse Baco, deſſen Genie
alles Wiſſen umfaſste, und der dem ſo
lange irre geführten menſchlichen Geiſte
zuerſt die Bahn vorzeichnete, die Wahr-
heit wieder zu finden, ſelbſt dieſer groſse
Mann fand das Problem der Verlänge-
rung des Lebens ſeiner Aufmerkſamkeit
und Unterſuchung würdig. Seine Ideen
ſind kühn und neu. Er denkt ſich das
Leben als eine Flamme, die beſtändig
von der umgebenden Luft conſumirt
wird. Jeder, auch der härteſte Körper
wird am Ende durch dieſe beſtändige
feine Verdunſtung aufgelöſet und deſtru-

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[31/0059] kurzem in das unſrige verwandelt wer- den muſs, und alſo zur Verjüngung und Verlängerung des Lebens nicht viel da- von zu hoffen ſeyn möchte, ſo müſste doch bey gewiſſen Krankheiten, beſon- ders der Seele und des Nervenſyſtems, der plözliche ungewohnte Eindruck ei- nes neuen Blutes auf die edelſten Lebens- organe, eine groſse und heilſame Revo- lution bewirken können. Selbſt der groſse Baco, deſſen Genie alles Wiſſen umfaſste, und der dem ſo lange irre geführten menſchlichen Geiſte zuerſt die Bahn vorzeichnete, die Wahr- heit wieder zu finden, ſelbſt dieſer groſse Mann fand das Problem der Verlänge- rung des Lebens ſeiner Aufmerkſamkeit und Unterſuchung würdig. Seine Ideen ſind kühn und neu. Er denkt ſich das Leben als eine Flamme, die beſtändig von der umgebenden Luft conſumirt wird. Jeder, auch der härteſte Körper wird am Ende durch dieſe beſtändige feine Verdunſtung aufgelöſet und deſtru-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/59>, abgerufen am 06.05.2024.