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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Vortheil befolgt. Man esse nicht, denn
die Natur zeigt uns durch ihre Abnei-
gung, dass sie jezt nicht verdauen kann;
man trinke desto mehr, aber Wasser und
verdünnende Getränke. Man halte sich
ruhig, und am besten liegend, denn die
Mattigkeit zeigt uns zur Gnüge, dass
die Natur jezt ihre Kraft zu Bearbeitung
der Krankheit braucht, und man ver-
meide sowohl Erhitzung, als Erkältung,
folglich sowohl das Ausgehen in freye
Luft, als auch das Einschliessen in er-
hizte Zimmer. Diese einfachen Mittel,
die uns die Natur selbst so deutlich vor-
schreibt, wenn wir nur ihre Stimme hö-
ren wollen, sind es, wodurch unzählige
Krankheiten gleich in der Entstehung
gehoben werden können. Der alte
90jährige Maclin, der Veteran der Lond-
ner Bühne, sagt von sich selbst, so oft
er sich während des Laufs seines langen
Lebens übel befunden habe, sey er zu
Bette gegangen, und habe nichts als
Brod und Wasser zu sich genommen,
und diese Diät habe ihn gemeiniglich

Vortheil befolgt. Man eſſe nicht, denn
die Natur zeigt uns durch ihre Abnei-
gung, daſs ſie jezt nicht verdauen kann;
man trinke deſto mehr, aber Waſſer und
verdünnende Getränke. Man halte ſich
ruhig, und am beſten liegend, denn die
Mattigkeit zeigt uns zur Gnüge, daſs
die Natur jezt ihre Kraft zu Bearbeitung
der Krankheit braucht, und man ver-
meide ſowohl Erhitzung, als Erkältung,
folglich ſowohl das Ausgehen in freye
Luft, als auch das Einſchlieſſen in er-
hizte Zimmer. Dieſe einfachen Mittel,
die uns die Natur ſelbſt ſo deutlich vor-
ſchreibt, wenn wir nur ihre Stimme hö-
ren wollen, ſind es, wodurch unzählige
Krankheiten gleich in der Entſtehung
gehoben werden können. Der alte
90jährige Maclin, der Veteran der Lond-
ner Bühne, ſagt von ſich ſelbſt, ſo oft
er ſich während des Laufs ſeines langen
Lebens übel befunden habe, ſey er zu
Bette gegangen, und habe nichts als
Brod und Waſſer zu ſich genommen,
und dieſe Diät habe ihn gemeiniglich

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[658/0686] Vortheil befolgt. Man eſſe nicht, denn die Natur zeigt uns durch ihre Abnei- gung, daſs ſie jezt nicht verdauen kann; man trinke deſto mehr, aber Waſſer und verdünnende Getränke. Man halte ſich ruhig, und am beſten liegend, denn die Mattigkeit zeigt uns zur Gnüge, daſs die Natur jezt ihre Kraft zu Bearbeitung der Krankheit braucht, und man ver- meide ſowohl Erhitzung, als Erkältung, folglich ſowohl das Ausgehen in freye Luft, als auch das Einſchlieſſen in er- hizte Zimmer. Dieſe einfachen Mittel, die uns die Natur ſelbſt ſo deutlich vor- ſchreibt, wenn wir nur ihre Stimme hö- ren wollen, ſind es, wodurch unzählige Krankheiten gleich in der Entſtehung gehoben werden können. Der alte 90jährige Maclin, der Veteran der Lond- ner Bühne, ſagt von ſich ſelbſt, ſo oft er ſich während des Laufs ſeines langen Lebens übel befunden habe, ſey er zu Bette gegangen, und habe nichts als Brod und Waſſer zu ſich genommen, und dieſe Diät habe ihn gemeiniglich

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/686>, abgerufen am 27.04.2024.