eine entgegen gesezte Erschütterung wie- der aufgehoben werden kann. Dass we- nigstens die organische Structur nicht in dem sichtbaren faserichten Gewebe liegt, sieht man am Ey, wo davon keine Spur zu finden und dennoch organisches Le- ben gegenwärtig ist.
3) Sie kann in einem freyen und gebundenen Zustand existiren, und hat darinne viel Aehnlichkeit mit dem Feu- erwesen und der electrischen Kraft. So wie diese in einem Körper wohnen kön- nen, ohne sich auf irgend eine Art zu äussern, bis sie durch einen angemesse- nen Reiz in Wirksamkeit versezt werden, eben so kann die Lebenskraft in einem organischen Körper lange in einem ge- bundenen Zustand wohnen, ohne sich durch etwas anders, als seine Erhaltung und Verhütung seiner Auflösung, anzu- deuten. Man hat davon erstaunliche Beyspiele. -- Ein Saamenkorn kann auf diese Art Jahre, ein Ey mehrere Monate lang ein gebundenes Leben be-
eine entgegen geſezte Erſchütterung wie- der aufgehoben werden kann. Daſs we- nigſtens die organiſche Structur nicht in dem ſichtbaren faſerichten Gewebe liegt, ſieht man am Ey, wo davon keine Spur zu finden und dennoch organiſches Le- ben gegenwärtig iſt.
3) Sie kann in einem freyen und gebundenen Zuſtand exiſtiren, und hat darinne viel Aehnlichkeit mit dem Feu- erweſen und der electriſchen Kraft. So wie dieſe in einem Körper wohnen kön- nen, ohne ſich auf irgend eine Art zu äuſſern, bis ſie durch einen angemeſſe- nen Reiz in Wirkſamkeit verſezt werden, eben ſo kann die Lebenskraft in einem organiſchen Körper lange in einem ge- bundenen Zuſtand wohnen, ohne ſich durch etwas anders, als ſeine Erhaltung und Verhütung ſeiner Auflöſung, anzu- deuten. Man hat davon erſtaunliche Beyſpiele. — Ein Saamenkorn kann auf dieſe Art Jahre, ein Ey mehrere Monate lang ein gebundenes Leben be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0078"n="50"/>
eine entgegen geſezte Erſchütterung wie-<lb/>
der aufgehoben werden kann. Daſs we-<lb/>
nigſtens die organiſche Structur nicht in<lb/>
dem ſichtbaren faſerichten Gewebe liegt,<lb/>ſieht man am Ey, wo davon keine Spur<lb/>
zu finden und dennoch organiſches Le-<lb/>
ben gegenwärtig iſt.</p><lb/><p>3) Sie kann in einem freyen und<lb/>
gebundenen Zuſtand exiſtiren, und hat<lb/>
darinne viel Aehnlichkeit mit dem Feu-<lb/>
erweſen und der electriſchen Kraft. So<lb/>
wie dieſe in einem Körper wohnen kön-<lb/>
nen, ohne ſich auf irgend eine Art zu<lb/>
äuſſern, bis ſie durch einen angemeſſe-<lb/>
nen Reiz in Wirkſamkeit verſezt werden,<lb/>
eben ſo kann die Lebenskraft in einem<lb/>
organiſchen Körper lange in einem ge-<lb/>
bundenen Zuſtand wohnen, ohne ſich<lb/>
durch etwas anders, als ſeine Erhaltung<lb/>
und Verhütung ſeiner Auflöſung, anzu-<lb/>
deuten. Man hat davon erſtaunliche<lb/>
Beyſpiele. — Ein Saamenkorn kann<lb/>
auf dieſe Art Jahre, ein Ey mehrere<lb/>
Monate lang ein gebundenes Leben be-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[50/0078]
eine entgegen geſezte Erſchütterung wie-
der aufgehoben werden kann. Daſs we-
nigſtens die organiſche Structur nicht in
dem ſichtbaren faſerichten Gewebe liegt,
ſieht man am Ey, wo davon keine Spur
zu finden und dennoch organiſches Le-
ben gegenwärtig iſt.
3) Sie kann in einem freyen und
gebundenen Zuſtand exiſtiren, und hat
darinne viel Aehnlichkeit mit dem Feu-
erweſen und der electriſchen Kraft. So
wie dieſe in einem Körper wohnen kön-
nen, ohne ſich auf irgend eine Art zu
äuſſern, bis ſie durch einen angemeſſe-
nen Reiz in Wirkſamkeit verſezt werden,
eben ſo kann die Lebenskraft in einem
organiſchen Körper lange in einem ge-
bundenen Zuſtand wohnen, ohne ſich
durch etwas anders, als ſeine Erhaltung
und Verhütung ſeiner Auflöſung, anzu-
deuten. Man hat davon erſtaunliche
Beyſpiele. — Ein Saamenkorn kann
auf dieſe Art Jahre, ein Ey mehrere
Monate lang ein gebundenes Leben be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/78>, abgerufen am 06.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.