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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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zu wählen, bei jeder Standeswahl zu beachten. Also auch
bei der Wahl des Ehestandes. Weil aber hier die
heftigsten Leidenschaften oft mitspielen, die Vernunft
trüben, die klarsten Begriffe verwirren, will ich die An-
wendung der allgemeinen Grundsätze in diesen besonderen
Fällen noch entwickeln. So könnet ihr euch leichter zurecht-
finden und auch Andern guten Rath ertheilen. Wer Ohren
hat zu hören, der höre. (Luc. VIII.)

Wohl denkt Mancher, über diesen Gegenstand sollte
ich eigentlich gar nicht reden. Denn der Teufel und die
Leidenschaften werden diesen Samen wohl unfruchtbar
machen, und zudem laute ein Sprichwort: "Was zu-
sammengehört, kommt doch zusammen."
Das Erste
befürchte ich auch bei gar Vielen und deswegen rufe ich
mit dem Heilande: "Wer Ohren hat zu hören, der höre."
Was dann das Sprichwort, diese Heirathsphilosophie der
verblendeten Jugend betrifft, so muß ich doch einige Be-
merkungen machen.

Ihr könnt zweifach zusammengehören, zur Belohnung
oder zur Bestrafung. Gott hat dich entweder gar nicht
für die Ehe bestimmt, oder er verlangt deine Verehe-
lichung mit dieser oder jener Person. Eltern, Freunde,
Seelsorger, dein Gewissen, Gott selbst warnt dich vor
einer bestimmten Ehe: du unterhälst aber gleichwohl die
Bekanntschaft, heirathest - wirst unglücklich - ihr seid
zusammengekommen, nicht weil ihr nach dem Willen
Gottes, sondern wegen euerer Bosheit zur Strafe zu-
sammengehöret. Und wie viel tausend solcher Ehen hat
es leider allüberall! Was aber nach Gottes Plan zum
Segen und Heil zusammengehört, kommt doch zusammen,
wenn auch kurzsichtige Menschen manchmal in guten Treuen
Schwierigkeiten bereiten. "Wer Ohren hat zu hören, der
höre."
Aber was hab ich denn zu thun, um eine glück-
liche Wahl zu treffen?

zu wählen, bei jeder Standeswahl zu beachten. Also auch
bei der Wahl des Ehestandes. Weil aber hier die
heftigsten Leidenschaften oft mitspielen, die Vernunft
trüben, die klarsten Begriffe verwirren, will ich die An-
wendung der allgemeinen Grundsätze in diesen besonderen
Fällen noch entwickeln. So könnet ihr euch leichter zurecht-
finden und auch Andern guten Rath ertheilen. Wer Ohren
hat zu hören, der höre. (Luc. VIII.)

Wohl denkt Mancher, über diesen Gegenstand sollte
ich eigentlich gar nicht reden. Denn der Teufel und die
Leidenschaften werden diesen Samen wohl unfruchtbar
machen, und zudem laute ein Sprichwort: „Was zu-
sammengehört, kommt doch zusammen.“
Das Erste
befürchte ich auch bei gar Vielen und deswegen rufe ich
mit dem Heilande: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“
Was dann das Sprichwort, diese Heirathsphilosophie der
verblendeten Jugend betrifft, so muß ich doch einige Be-
merkungen machen.

Ihr könnt zweifach zusammengehören, zur Belohnung
oder zur Bestrafung. Gott hat dich entweder gar nicht
für die Ehe bestimmt, oder er verlangt deine Verehe-
lichung mit dieser oder jener Person. Eltern, Freunde,
Seelsorger, dein Gewissen, Gott selbst warnt dich vor
einer bestimmten Ehe: du unterhälst aber gleichwohl die
Bekanntschaft, heirathest – wirst unglücklich – ihr seid
zusammengekommen, nicht weil ihr nach dem Willen
Gottes, sondern wegen euerer Bosheit zur Strafe zu-
sammengehöret. Und wie viel tausend solcher Ehen hat
es leider allüberall! Was aber nach Gottes Plan zum
Segen und Heil zusammengehört, kommt doch zusammen,
wenn auch kurzsichtige Menschen manchmal in guten Treuen
Schwierigkeiten bereiten. „Wer Ohren hat zu hören, der
höre.“
Aber was hab ich denn zu thun, um eine glück-
liche Wahl zu treffen?

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[343/0355] zu wählen, bei jeder Standeswahl zu beachten. Also auch bei der Wahl des Ehestandes. Weil aber hier die heftigsten Leidenschaften oft mitspielen, die Vernunft trüben, die klarsten Begriffe verwirren, will ich die An- wendung der allgemeinen Grundsätze in diesen besonderen Fällen noch entwickeln. So könnet ihr euch leichter zurecht- finden und auch Andern guten Rath ertheilen. Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Luc. VIII.) Wohl denkt Mancher, über diesen Gegenstand sollte ich eigentlich gar nicht reden. Denn der Teufel und die Leidenschaften werden diesen Samen wohl unfruchtbar machen, und zudem laute ein Sprichwort: „Was zu- sammengehört, kommt doch zusammen.“ Das Erste befürchte ich auch bei gar Vielen und deswegen rufe ich mit dem Heilande: „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Was dann das Sprichwort, diese Heirathsphilosophie der verblendeten Jugend betrifft, so muß ich doch einige Be- merkungen machen. Ihr könnt zweifach zusammengehören, zur Belohnung oder zur Bestrafung. Gott hat dich entweder gar nicht für die Ehe bestimmt, oder er verlangt deine Verehe- lichung mit dieser oder jener Person. Eltern, Freunde, Seelsorger, dein Gewissen, Gott selbst warnt dich vor einer bestimmten Ehe: du unterhälst aber gleichwohl die Bekanntschaft, heirathest – wirst unglücklich – ihr seid zusammengekommen, nicht weil ihr nach dem Willen Gottes, sondern wegen euerer Bosheit zur Strafe zu- sammengehöret. Und wie viel tausend solcher Ehen hat es leider allüberall! Was aber nach Gottes Plan zum Segen und Heil zusammengehört, kommt doch zusammen, wenn auch kurzsichtige Menschen manchmal in guten Treuen Schwierigkeiten bereiten. „Wer Ohren hat zu hören, der höre.“ Aber was hab ich denn zu thun, um eine glück- liche Wahl zu treffen?

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/355>, abgerufen am 29.03.2024.