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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Alles vom Vaterlande erwarte und selbst nichts thue, sondern
vielmehr ist klar und ausgemacht, daß er zuerst für das
leibliche Wohl der Familie zu sorgen habe. Blicket daher
in der Familie um euch. Ihr sehet lauter schwache
Wesen, die bittend nach euch die Hände ausstrecken. Ver-
langt nicht die Mutter, von Arbeit und Nachtwachen ab-
gemüdet Brod und Kleidung und eine warme Stube?
Die Kinder lachen euch zwar entgegen, aber bitten sie
nicht um Milch und Brod?

Daher habet ihr nicht bloß das Recht zu arbeiten
und den nothwendigen Unterhalt der Familie zu verdienen,
sondern sogar die hl. Pflicht. Ihr gehöret nicht mit gott-
vergessenen Männern in die Wirthshäuser, in alle Vereine,
sondern mit dem hl. Joseph in die Werkstatt. Ich weiß
zwar wohl, daß in diesen Zeiten, wo der große Reichthum
einzelner Weniger auf himmelschreiende Weise den furcht-
barsten Umwälzungen ruft, wo Gott durch Erscheinungen in
der Natur und durch diesen Wirrwarr im Völkerleben wie
zum letzten Male warnt*), daß in dieser traurigen Zeit gar
mancher Vater seine Familie nur mühsam durchbringen kann,
weiß ich zwar wohl; aber wenn ihr wirklich arbeitet, den
Segen Gottes anflehet, euch und die Familie von der
Genußsucht fern haltet, könnet ihr doch das Allernoth-
wendigste immer noch aufbringen. Aber da bedenket auch,
wie unglücklich jene Väter, welche entweder gar nicht
arbeiten oder in Saus und Braus und Spiel mehr ver-
brauchen als sie verdienen und Weib und Kind darben
lassen! Ist das nicht ein Verbrechen gegen Gott, dessen
Stellvertreter sie sind? Nicht ein Verbrechen gegen die
Gattin, deren Herz sie allzufrüh brechen? Nicht eine him-
melschreiende Sünde gegen die Kinder, welche sie, anstatt
wie den Heiland aufzunehmen, mißhandeln wie ein Stück
Holz. Und doch handelt es sich erst um das leibliche Wohl

*) Siehe Rundschr. Leo XIII. Ueber die Arbeiterfrage.

Alles vom Vaterlande erwarte und selbst nichts thue, sondern
vielmehr ist klar und ausgemacht, daß er zuerst für das
leibliche Wohl der Familie zu sorgen habe. Blicket daher
in der Familie um euch. Ihr sehet lauter schwache
Wesen, die bittend nach euch die Hände ausstrecken. Ver-
langt nicht die Mutter, von Arbeit und Nachtwachen ab-
gemüdet Brod und Kleidung und eine warme Stube?
Die Kinder lachen euch zwar entgegen, aber bitten sie
nicht um Milch und Brod?

Daher habet ihr nicht bloß das Recht zu arbeiten
und den nothwendigen Unterhalt der Familie zu verdienen,
sondern sogar die hl. Pflicht. Ihr gehöret nicht mit gott-
vergessenen Männern in die Wirthshäuser, in alle Vereine,
sondern mit dem hl. Joseph in die Werkstatt. Ich weiß
zwar wohl, daß in diesen Zeiten, wo der große Reichthum
einzelner Weniger auf himmelschreiende Weise den furcht-
barsten Umwälzungen ruft, wo Gott durch Erscheinungen in
der Natur und durch diesen Wirrwarr im Völkerleben wie
zum letzten Male warnt*), daß in dieser traurigen Zeit gar
mancher Vater seine Familie nur mühsam durchbringen kann,
weiß ich zwar wohl; aber wenn ihr wirklich arbeitet, den
Segen Gottes anflehet, euch und die Familie von der
Genußsucht fern haltet, könnet ihr doch das Allernoth-
wendigste immer noch aufbringen. Aber da bedenket auch,
wie unglücklich jene Väter, welche entweder gar nicht
arbeiten oder in Saus und Braus und Spiel mehr ver-
brauchen als sie verdienen und Weib und Kind darben
lassen! Ist das nicht ein Verbrechen gegen Gott, dessen
Stellvertreter sie sind? Nicht ein Verbrechen gegen die
Gattin, deren Herz sie allzufrüh brechen? Nicht eine him-
melschreiende Sünde gegen die Kinder, welche sie, anstatt
wie den Heiland aufzunehmen, mißhandeln wie ein Stück
Holz. Und doch handelt es sich erst um das leibliche Wohl

*) Siehe Rundschr. Leo XIII. Ueber die Arbeiterfrage.
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[37/0049] Alles vom Vaterlande erwarte und selbst nichts thue, sondern vielmehr ist klar und ausgemacht, daß er zuerst für das leibliche Wohl der Familie zu sorgen habe. Blicket daher in der Familie um euch. Ihr sehet lauter schwache Wesen, die bittend nach euch die Hände ausstrecken. Ver- langt nicht die Mutter, von Arbeit und Nachtwachen ab- gemüdet Brod und Kleidung und eine warme Stube? Die Kinder lachen euch zwar entgegen, aber bitten sie nicht um Milch und Brod? Daher habet ihr nicht bloß das Recht zu arbeiten und den nothwendigen Unterhalt der Familie zu verdienen, sondern sogar die hl. Pflicht. Ihr gehöret nicht mit gott- vergessenen Männern in die Wirthshäuser, in alle Vereine, sondern mit dem hl. Joseph in die Werkstatt. Ich weiß zwar wohl, daß in diesen Zeiten, wo der große Reichthum einzelner Weniger auf himmelschreiende Weise den furcht- barsten Umwälzungen ruft, wo Gott durch Erscheinungen in der Natur und durch diesen Wirrwarr im Völkerleben wie zum letzten Male warnt *), daß in dieser traurigen Zeit gar mancher Vater seine Familie nur mühsam durchbringen kann, weiß ich zwar wohl; aber wenn ihr wirklich arbeitet, den Segen Gottes anflehet, euch und die Familie von der Genußsucht fern haltet, könnet ihr doch das Allernoth- wendigste immer noch aufbringen. Aber da bedenket auch, wie unglücklich jene Väter, welche entweder gar nicht arbeiten oder in Saus und Braus und Spiel mehr ver- brauchen als sie verdienen und Weib und Kind darben lassen! Ist das nicht ein Verbrechen gegen Gott, dessen Stellvertreter sie sind? Nicht ein Verbrechen gegen die Gattin, deren Herz sie allzufrüh brechen? Nicht eine him- melschreiende Sünde gegen die Kinder, welche sie, anstatt wie den Heiland aufzunehmen, mißhandeln wie ein Stück Holz. Und doch handelt es sich erst um das leibliche Wohl *) Siehe Rundschr. Leo XIII. Ueber die Arbeiterfrage.

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/49>, abgerufen am 28.04.2024.