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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Periode 3. Quellen.
zuerst lebte: weil durch die Länge der Zeit
und die vielen begünstigenden Umstände die
lebenslängliche höchste Gewalt der Auguste so
rechtmäßig ward, als die höchste Gewalt der
meisten Regenten über ein Volk, das nicht
immer Regenten hatte; so will man wenig-
stens das Jahr wissen, in welchem die Ge-
walt des ersten Augusts anfing, rechtmäßig zu
seyn, oder dafür gehalten zu werden. Bach
der die lex regia in das Jahr 727 setzt, und
doch gesteht, daß der Nahme viel jünger sey,
scheint darin zu fehlen, daß er glaubt Tribo-
nians
Zeugniß beweise, sobald Tribonian
keine Absicht, die Unwahrheit zu sagen, ge-
habt habe, daß er bey der Einwilligung des
Senats und Volks gerade an förmliche
Schlüsse denkt, daß er den alten Sinn von
imperium vergißt, und daß er imperium und
cuncta principibus solita unterscheidet, die
bey Tacitus nicht verschieden sind. Mancher
mag auch bey der potestas leges, quas vellet,
ferendi
gar an die gesetzgebende Gewalt ge-
dacht haben. Die sogenannte lex regia zu
Gunsten Vespasians ist ein Senatsschluß,
und überträgt lauter einzele Rechte zugleich,
welche Octav, Tiber und Claudius nach
und nach erhalten hatten.

§. 84.
F 5

Periode 3. Quellen.
zuerſt lebte: weil durch die Laͤnge der Zeit
und die vielen beguͤnſtigenden Umſtaͤnde die
lebenslaͤngliche hoͤchſte Gewalt der Auguſte ſo
rechtmaͤßig ward, als die hoͤchſte Gewalt der
meiſten Regenten uͤber ein Volk, das nicht
immer Regenten hatte; ſo will man wenig-
ſtens das Jahr wiſſen, in welchem die Ge-
walt des erſten Auguſts anfing, rechtmaͤßig zu
ſeyn, oder dafuͤr gehalten zu werden. Bach
der die lex regia in das Jahr 727 ſetzt, und
doch geſteht, daß der Nahme viel juͤnger ſey,
ſcheint darin zu fehlen, daß er glaubt Tribo-
nians
Zeugniß beweiſe, ſobald Tribonian
keine Abſicht, die Unwahrheit zu ſagen, ge-
habt habe, daß er bey der Einwilligung des
Senats und Volks gerade an foͤrmliche
Schluͤſſe denkt, daß er den alten Sinn von
imperium vergißt, und daß er imperium und
cuncta principibus ſolita unterſcheidet, die
bey Tacitus nicht verſchieden ſind. Mancher
mag auch bey der poteſtas leges, quas vellet,
ferendi
gar an die geſetzgebende Gewalt ge-
dacht haben. Die ſogenannte lex regia zu
Gunſten Veſpaſians iſt ein Senatsſchluß,
und uͤbertraͤgt lauter einzele Rechte zugleich,
welche Octav, Tiber und Claudius nach
und nach erhalten hatten.

§. 84.
F 5
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[89/0101] Periode 3. Quellen. zuerſt lebte: weil durch die Laͤnge der Zeit und die vielen beguͤnſtigenden Umſtaͤnde die lebenslaͤngliche hoͤchſte Gewalt der Auguſte ſo rechtmaͤßig ward, als die hoͤchſte Gewalt der meiſten Regenten uͤber ein Volk, das nicht immer Regenten hatte; ſo will man wenig- ſtens das Jahr wiſſen, in welchem die Ge- walt des erſten Auguſts anfing, rechtmaͤßig zu ſeyn, oder dafuͤr gehalten zu werden. Bach der die lex regia in das Jahr 727 ſetzt, und doch geſteht, daß der Nahme viel juͤnger ſey, ſcheint darin zu fehlen, daß er glaubt Tribo- nians Zeugniß beweiſe, ſobald Tribonian keine Abſicht, die Unwahrheit zu ſagen, ge- habt habe, daß er bey der Einwilligung des Senats und Volks gerade an foͤrmliche Schluͤſſe denkt, daß er den alten Sinn von imperium vergißt, und daß er imperium und cuncta principibus ſolita unterſcheidet, die bey Tacitus nicht verſchieden ſind. Mancher mag auch bey der poteſtas leges, quas vellet, ferendi gar an die geſetzgebende Gewalt ge- dacht haben. Die ſogenannte lex regia zu Gunſten Veſpaſians iſt ein Senatsſchluß, und uͤbertraͤgt lauter einzele Rechte zugleich, welche Octav, Tiber und Claudius nach und nach erhalten hatten. §. 84. F 5

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/101>, abgerufen am 28.04.2024.