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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.
Aber wahrscheinlich kam diese Zeile nur ge-
legentlich vor, und der Kaiser erinnerte ei-
nen Gouverneur nur an das, was nach dem
ganzen Geiste des Zeitalters, zumahl in
Asien, sich von selbst zu verstehen scheinen
mußte.

§. 135.

Julian der Neffe Constantins war ein
Gegner der christlichen Religion, vielleicht
weil es die Religion seiner Verfolger gewe-
sen war, vielleicht aus Eitelkeit, aber ge-
wiß aus Aberglaube. Daß er seine Meynung
ausbreiten wollte, kann niemand, ohne in-
consequent zu seyn, an ihm tadeln, wer die
Verordnungen Constantins für die seinige
lobt, und daß selbst Julians, des gelehr-
ten und tapfern Julians Meynung so un-
vernünftig war, ist ein deutlicher Beweis,
wie viel mehr das Zeitalter auf das Chri-
stenthum, als dieses auf jenes nachtheiligen
Einfluß gehabt hatte. Julian konnte die
Erfahrung nicht vollständig machen wie we-
nig sich durch Befehle erzwingen lasse, was
in der gedrückten Kirche von selbst entstanden
war, z. B. Armenanstalten und Unterricht
der Jugend; er blieb nicht ganz zwey Jahre
nach dem Tode seines Vetters gegen die
Perser.

§. 136.

Theil I. bis Juſtinian.
Aber wahrſcheinlich kam dieſe Zeile nur ge-
legentlich vor, und der Kaiſer erinnerte ei-
nen Gouverneur nur an das, was nach dem
ganzen Geiſte des Zeitalters, zumahl in
Aſien, ſich von ſelbſt zu verſtehen ſcheinen
mußte.

§. 135.

Julian der Neffe Conſtantins war ein
Gegner der chriſtlichen Religion, vielleicht
weil es die Religion ſeiner Verfolger gewe-
ſen war, vielleicht aus Eitelkeit, aber ge-
wiß aus Aberglaube. Daß er ſeine Meynung
ausbreiten wollte, kann niemand, ohne in-
conſequent zu ſeyn, an ihm tadeln, wer die
Verordnungen Conſtantins fuͤr die ſeinige
lobt, und daß ſelbſt Julians, des gelehr-
ten und tapfern Julians Meynung ſo un-
vernuͤnftig war, iſt ein deutlicher Beweis,
wie viel mehr das Zeitalter auf das Chri-
ſtenthum, als dieſes auf jenes nachtheiligen
Einfluß gehabt hatte. Julian konnte die
Erfahrung nicht vollſtaͤndig machen wie we-
nig ſich durch Befehle erzwingen laſſe, was
in der gedruͤckten Kirche von ſelbſt entſtanden
war, z. B. Armenanſtalten und Unterricht
der Jugend; er blieb nicht ganz zwey Jahre
nach dem Tode ſeines Vetters gegen die
Perſer.

§. 136.
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[154/0166] Theil I. bis Juſtinian. Aber wahrſcheinlich kam dieſe Zeile nur ge- legentlich vor, und der Kaiſer erinnerte ei- nen Gouverneur nur an das, was nach dem ganzen Geiſte des Zeitalters, zumahl in Aſien, ſich von ſelbſt zu verſtehen ſcheinen mußte. §. 135. Julian der Neffe Conſtantins war ein Gegner der chriſtlichen Religion, vielleicht weil es die Religion ſeiner Verfolger gewe- ſen war, vielleicht aus Eitelkeit, aber ge- wiß aus Aberglaube. Daß er ſeine Meynung ausbreiten wollte, kann niemand, ohne in- conſequent zu ſeyn, an ihm tadeln, wer die Verordnungen Conſtantins fuͤr die ſeinige lobt, und daß ſelbſt Julians, des gelehr- ten und tapfern Julians Meynung ſo un- vernuͤnftig war, iſt ein deutlicher Beweis, wie viel mehr das Zeitalter auf das Chri- ſtenthum, als dieſes auf jenes nachtheiligen Einfluß gehabt hatte. Julian konnte die Erfahrung nicht vollſtaͤndig machen wie we- nig ſich durch Befehle erzwingen laſſe, was in der gedruͤckten Kirche von ſelbſt entſtanden war, z. B. Armenanſtalten und Unterricht der Jugend; er blieb nicht ganz zwey Jahre nach dem Tode ſeines Vetters gegen die Perſer. §. 136.

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/166>, abgerufen am 28.04.2024.